Start Wirtschaft Games-Standort Deutschland: Studie zeigt Chancen und Defizite

Games-Standort Deutschland: Studie zeigt Chancen und Defizite

0
Verkehrsministerium und Branchenverband lassen ab 25.11. erneut die deutsche Spiele-Industrie durchleuchten.
Verkehrsministerium und Branchenverband lassen ab 25.11. erneut die deutsche Spiele-Industrie durchleuchten.

Mit einer Erhebung des Status Quo wollen Verband und Ministerium messen, wie die Games-Förderung des Bundes wirkt.

„Die Games-Branche in Deutschland 2018/19/20“ – so lautet der Titel der Games-Studie (PDF-Download) der Hamburg Media School unter Leitung von Professor Oliver Castendyk. Sein Team stellte die wesentlichen Erkenntnisse am Vormittag im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz vor.

Die Studie soll unter anderem Aufschluss darüber geben, ob und in welchem Umfang die Games-Förderung des Bundes Wirkung entfaltet. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung vom Industrieverband Game; die Finanzierung erfolgte zu 85 Prozent durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), den Rest steuert der Verband bei.

Bereits bekannt: Die 619 deutschen Spiele-Entwickler und -Publisher können laut Verband vom stürmischen Marktwachstum in Deutschland nur bedingt profitieren – nur fünf von 100 Euro Umsatz landen bei hiesigen Studios und Publishern. Das Votum der Wissenschaftler: „Mit geringen Marktanteilen zählen sie (deutsche Games-Unternehmen, Anm. d. Red.) international nicht zu den Top-Playern.“

Ein Grund: Die deutsche Branche ist explizit geprägt durch sehr kleine und maximal mittelgroße Unternehmen. Die Hälfte aller Firmen ist jünger als fünf Jahre.

Ein zweiter Grund: 80 Prozent der Spiele-Projekte werden mit Budgets von unter 500.000 Euro entwickelt, was auch durch die große Zahl von Smartphone-Apps und nur wenigen Blockbuster-Titeln zu erklären ist.

Die Zahl der Beschäftigten im Kernmarkt liegt bei 12.300 Personen, überwiegend in Vollzeit und überwiegend unbefristet beschäftigt – ein deutlicher Unterschied zur Film- und Fernseh-Branche. Rund ein Viertel aller Mitarbeiter hat eine andere als die deutsche Staatsbürgerschaft. Großarbeitgeber wie Ubisoft sind darauf angewiesen, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter im Ausland anzuheuern.

Die deutschen Hotspots lauten weiterhin Berlin, Hamburg, München und Köln. Nach absoluten Zahlen liegen Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern beim Unternehmens-Sitz vorne – just diese Bundesländer sind es auch, die besonders hohe Fördersummen ausschütten.

Tobias Miethaner vom Verkehrsministerium verweist in seiner Stellungnahme auf 230 Projekte, die in einer Pilotphase vom Bund mit 27 Millionen Euro gefördert wurden. In der Großprojektförderung hat das Ministerium Anfang Dezember die ersten Förderbescheide erteilt.

„Die Studie zeigt, dass bei uns in Deutschland viele Spiele verkauft, aber leider noch zu wenige entwickelt werden“, kommentiert Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMVI. „Das wollen wir mit der Games-Förderung des Bundes ändern und Deutschland international konkurrenzfähig machen: Mit rund 250 Millionen Euro Bundesförderung tragen wir dazu bei, die deutsche Studio-Landschaft zu stärken und so auch unseren Marktanteil zu steigern.“