Start Wirtschaft Nach Daedalic-Verkauf: Bastei Lübbe AG gibt Games-Geschäft auf

Nach Daedalic-Verkauf: Bastei Lübbe AG gibt Games-Geschäft auf

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Daedalics Gollum führt Selbstgespräche - der Spieler muss
Daedalics Gollum führt Selbstgespräche - der Spieler muss "gute" oder "böse" Entscheidungen treffen (Abbildung: Daedalic Entertainment)

Nach erfolgloser Suche nach einem Käufer für Daedalic Entertainment hat der Kölner Buch-Konzern Bastei Lübbe AG fast alle Anteile ans Management zurückverkauft – deutlich unter Wert.

Im Kerngeschäft mit Romanen und Rätselheften läuft es für die Bastei Lübbe AG (wieder) blendend: Die eigenen Umsatz-Prognosen hat das Unternehmen übertroffen. Mit der heutigen Bilanzpressekonferenz und dem Geschäftsbericht 2019/2020 endet für den Kölner Verlag gleichzeitig der Ausflug ins Computerspiele-Business.

Bereits im Mai wurde bekannt, dass das Management des Hamburger Spiele-Entwicklers Daedalic Entertainment („Deponia“, „Shadow Tactics“, „Die Säulen der Erde“) die Anteils-Mehrheit via Management Buyout zurückgekauft hat – Lübbe behält eine 10%ige Minderheitsbeteiligung. Der bislang eigenständige Geschäftsbereich „Games“ wird aufgegeben.

90 Prozent der Daedalic-Anteile liegen nun also bei den Gründern Carsten Fichtelmann und Jan Müller-Michaelis sowie COO Stephan Harms. An den Standorten Hamburg und München sind derzeit 60 Mitarbeiter beschäftigt, vornehmlich mit der Produktion des Action-Abenteuers „Der Herr der Ringe: Gollum“.

Im Geschäftsbericht und in der Pressemitteilung lässt der Buch-Konzern kaum ein gutes Haar an Daedalic und am einstigen Lübbe-Vorstand  – von einer „desaströsen Entwicklung“ und einer „fehlgeschlagenen Strategie“ ist dort die Rede. Die 51-Prozent-Beteiligung sei 2014 in der Erwartung von Synergien und strategischen Vorteilen für das Buchgeschäft gekauft worden, die aber „tatsächlich so nie existierten und auch nicht realisierbar sind“.

Die beiden Geschäftsführer von Daedalic Entertainment: COO Stephan Harms und CEO Carsten Fichtelmann (Foto: Daedalic)
Die beiden Geschäftsführer von Daedalic Entertainment: COO Stephan Harms und CEO Carsten Fichtelmann (Foto: Daedalic)

Deshalb habe man bereits im Jahr zuvor einen Käufer für diese Beteiligung gesucht – „leider ohne Erfolg“. Der Aufsichtsrat hat sich laut Protokoll mehrfach mit dem Thema beschäftigt. Die jüngsten Spiele-Entwicklungen von Daedalic seien – so wörtlich – „gefloppt“ und hätten nicht nur zu hohen Sonderabschreibungen im Spiele-Portfolio, sondern auch zu einer vollständigen Wertberichtigung des Firmenwerts geführt. In Summe hat Lübbe Abschreibungen von insgesamt 11,9 Millionen Euro vorgenommen. Am 25. Februar 2020 – also gut zwei Wochen nach der Adhoc-Meldung – sei dann die Daedalic-Geschäftsführung mit einem „indikativen Angebot“ auf die Konzernmutter zugekommen.

Mit dem Daedalic-Verkauf ist aus Sicht von Aufsichtsrats-Chef Robert Stein ein „Schlussstrich unter die ehemalige Digitalisierungsstrategie gezogen“ worden. Der Vorstand habe sich intensiv darum bemüht, eine möglichst attraktive Lösung im Sinne der Aktionäre herbeizuführen. Dies ist mit dem Management-Buyout letztlich gelungen, „auch wenn die dadurch entstandenen Verluste schmerzhaft sind, aber leider unvermeidbar waren.“

Wörtlich heißt es im Geschäftsbericht: „Mit finanzieller Wirkung zum 1. Juni 2020 hat die Bastei Lübbe AG 41 % der Anteile an der Daedalic Entertainment GmbH verkauft und damit die Kontrolle verloren.“ Der Kaufpreis von 410.000 Euro sei vollständig mit Zahlungsmitteln beglichen worden. Dieser Veräußerungserlös habe „deutlich“ unter dem Buchwert von 4,9 Mio. Euro gelegen, wie er noch zum Stichtag 31. März 2019 ausgewiesen wurde.

Die Schockwirkung der Daedalic-Abschreibungen hat der Aktienkurs der Bastei Lübbe AG inzwischen fast verdaut: Nach einem heftigen Kurs-Sturz im Februar 2020 nähert sich das Papier wieder dem Niveau von vor einem Jahr an – allein in den vergangenen vier Wochen lag das Plus bei mehr als 25 Prozent.

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