Laut Geschäftsbericht 2017/18 prüft die börsennotierte Lübbe AG die 51%ige Beteiligung am Hamburger Spiele-Entwickler Daedalic Entertainment.
„(…) mussten wir feststellen, dass die seit dem Börsengang verfolgte Strategie, aus dem deutschen Publikumsverlag Bastei Lübbe einen internationalen Medienkonzern mit durchgängiger Verwertungskette zu entwickeln, nicht erfolgreich war.“
So steht es im Geschäftsbericht 2017/18 der Kölner Bastei Lübbe AG – inzwischen ist das Unternehmen damit beschäftigt, unrentable Beteiligungen zu schließen und Töchter zu verkaufen. Die Mission: geringere Kosten, höhere Margen, Konzentration auf das lukrative Kerngeschäft mit den Romanen von Dan Brown, Ken Follett und Andreas Eschbach.
Auf diesem Weg scheut der neue Konzern-Chef Carel Halff auch nicht davor zurück, sich von „strategisch oder wirtschaftlich nicht relevanten Aktivitäten“ zu trennen. Dieser Prozess ist in vollem Gange und betrifft möglicherweise auch die 51-Prozent-Beteiligung am bekannten Spiele-Entwickler Daedalic, die Bastei Lübbe seit Mai 2014 hält.
Wörtlich heißt es in dem Bericht: „Im Hinblick auf die Daedalic Entertainment GmbH wird geprüft, ob auch diese Beteiligung zur oben formulierten Geschäftsstrategie mittelfristig passt.“
Schon bei der Hauptversammlung im November 2017 hatte Halff den Hamburgern eine „beeindruckende Unternehmensgeschichte“ bescheinigt – gleichzeitig aber gefordert, Daedalic müsse weiterhin unter Beweis stellen, dass sich hieraus „signifikante Vorteile“ für Bastei Lübbe erzielen lassen.
Bastei Lübbe AG prüft Beteiligung an Daedalic Entertainment
Der Digital-Bereich steuerte zuletzt 11 Millionen Euro zum 95-Millionen-Euro-Umsatz der Mediengruppe bei – die Einnahmen in diesem Geschäftsbereich kommen fast ausschließlich von Daedalic Entertainment. Neben „The Long Journey Home“ erwies sich insbesondere das im November 2016 veröffentlichte Taktikspiel „Shadow Tactics: Blades of the Shogun“ als Umsatzrenner – bereits in den ersten acht Monaten hat die PC-Version via Steam weit über 3 Millionen Euro eingespielt.
Das EBIT der Digital-Sparte weist dennoch ein Minus von fast 8 Millionen Euro aus: Neben der Einstellung der Streaming-Plattform Oolipo muss das Unternehmen hohe Wertminderungen für ein „mit hohem Aufwand entwickeltes Spiel bei Daedalic“ vornehmen – gemeint ist die Ken-Follett-Bestseller-Umsetzung „Die Säulen der Erde“.
In zwei Wochen – genauer: am 15. August – erscheint mit dem Adventure „State of Mind“ die nächste Daedalic-Neuheit. Außerdem arbeitet die frisch gegründete Münchener Niederlassung Daedalic Entertainment Bavaria an einem Spiel basierend auf einer Idee von „Deponia“-Erfinder Jan Müller-Michaelis alias „Poki“.
Weitere Details zur künftigen Strategie der Bastei Lübbe AG werden zur Bilanzpressekonferenz am 9. August 2018 und zur Hauptversammlung am 19. September 2018 erwartet.
Update vom 14.8.18: Bastei Lübbe startet Verkaufs-Prozess
In einem Gespräch mit dem Branchen-Magazin Boersenblatt.net im Nachgang zur Bilanzpressekonferenz hat Vorstands-Chef Carel Halff bestätigt, dass Bastei Lübbe alle Optionen mit Blick auf die Daedalic-Beteiligung prüft.
Zwar habe sich der Spielehersteller „hervorragend“ entwickelt – allerdings sei Daedalic mit einem Außenumsatz von unter zehn Millionen „sehr klein“, so Halff. „Daher haben wir gemeinsam mit den Gründern überlegt, wie es weitergehen kann und wollen einen M&A-Prozess starten.“
Unter diesem Stichwort sind viele Wege denkbar – ein Verkauf der Anteile ebenso wie eine Fusion, ein Management-Buy-Out oder auch der Verbleib in der Unternehmensgruppe. Nach Informationen des Kölner Stadtanzeigers soll der Prozess nach der Sommerpause starten.
Im aktuellen Quartalsbericht für den Zeitraum von April bis Juni 2018 wird Lübbe noch konkreter – dort heißt es: „Im Hinblick auf die Daedalic Entertainment GmbH hat der Vorstand beschlossen, im August einen Verkaufsprozess – beginnend mit der Ansprache von potenziellen Investoren – zu starten.“
Mit einer Reduzierung von Personalkosten, Einsparungen und Verkäufen will sich das Unternehmen „gesundschrumpfen“ und so auf das Kerngeschäft fokussieren. Dort lief es zuletzt – auch dank der Bestseller-Autoren Brown und Follett – gewohnt gut.
Hi, laut dem Wikipedia-Artikel zu Daedalic und dieser Quelle (https://www.buchreport.de/2015/09/21/bastei-luebbe-reduziert-anteile-an-daedalic-2/), auf die er sich bezieht, ist Bastei Lübbe nur mit 48% an Daedalic beteiligt.
Hallo!
Laut Geschäftsbericht 2017/18 beträgt die Daedalic-Beteiligung (wieder) 51 % – zwischenzeitlich war der Anteil auf 48 % reduziert worden. Derzeit ist Lübbe also Mehrheitseigner.
Petra Fröhlich
Red. GamesWirtschaft
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