Ab 2025 werden Olympia-Sieger im E-Sport gekürt – Dauer-Gastgeber ist Saudi-Arabien. Die Bundesregierung unterstützt das Projekt.
Der Wüstenstaat Saudi-Arabien ist im kommenden Jahr erstmals Austragungsort der Olympic Esports Games – und zwar nicht nur 2025, sondern auch in den darauffolgenden elf Jahren, also bis einschließlich 2036. Darauf hatte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Umfeld der Sommerspiele in Paris verständigt. Die olympischen Werte würden gewahrt, versprach IOC-Boss Thomas Bach – etwa mit Blick auf die praktizierten Computerspiele.
Der Zuschlag für die Monarchie am Golf war erwartet worden, nachdem sich Saudi-Arabien bereits als Ausrichter der ‚E-Sport-WM‘ (Esports World Cup) in Stellung gebracht hat. Mit beiden Formaten und durch substanzielle Beteiligungen an E-Sport-Veranstaltern und Spiele-Publishern nimmt das Land schon jetzt eine marktführende Rolle ein.
Die mit Milliarden an Öl-Dollars unterfütterte Expansion wird nicht nur mit Blick auf die Menschenrechts-Situation kritisch verfolgt: Auch in der Games-Branche sorgt man sich darum, dass Monopol-Strukturen auf Jahrzehnte hinaus zementiert werden. Ohne Saudi-Arabien geht im professionellen E-Sport wenig bis nichts mehr.
In die Bredouille bringt dies gerade Teams, Verbände und Organisationen, deren Werte und ‚Mission Statements‘ im diametralen Gegensatz zur gelebten Praxis in Saudi-Arabien stehen – Interessenskonflikte sind vorprogrammiert. Beim League of Legends-Team Eintracht Spandau hat man sich dafür entschieden, „keinen Beitrag zum Sportwashing leisten zu wollen“.
Dessen ungeachtet ist die Bundesregierung grundsätzlich entschlossen, die Entsendung eines deutschen Teams zu den Olympic Esports Games 2024 in Saudi-Arabien zu unterstützen. Dies geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des Linken-Politikers André Hahn hervor: Sowohl das für den Sport zuständige, SPD-geführte Innenministerium als auch das Haus von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stehen der IOC-Entscheidung „offen gegenüber“.
Offen ist indes die finanzielle Beteiligung: Die Bundesregierung weist darauf hin, dass Zuschüsse der öffentlichen Hand für E-Sport-Olympia im derzeit verhandelten Bundeshaushalt 2025 nicht berücksichtigt sind. Die Zeit drängt: Im Dezember will der Bundestag abschließend entscheiden – am 14. November, also schon in drei Wochen, steht die ‚Bereinigungssitzung‘ des Haushaltsausschusses an.
Viele Details rund um die olympische E-Sport-Premiere müssen noch geklärt werden, etwa der Qualifizierungs-Prozess und insbesondere der Zuschnitt der E-Sport-Disziplinen – ein Thema, bei dem natürlich auch die dahinterstehenden Spielehersteller und Lizenzgeber ein entscheidendes Wörtchen mitzureden haben. So hat der Motorsport-Dachverband FIA in der vergangenen Woche eine öffentliche Ausschreibung gestartet, um passende Rennspiele und -simulationen zu identifizieren.
Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!
GamesWirtschaft auf Social Media: LinkedIn ● Facebook ● X ● Threads ● Bluesky
Genial – bis 2036. Saudi-Arabien muss eine starke Affinität zum Gaming haben. Und innerhalb des Events versprechen sie Einhaltung der Menschenrechte? Naja, besser als nichts bis 2036, oder?
Kommentarfunktion ist geschlossen.