Der künftig jährliche ausgetragene ‚Esports World Cup‘ in Saudi-Arabien wird von der staatseigenen ESL Faceit Group koordiniert und organisiert.
Saudi-Arabien beauftragt Saudi-Arabien mit der Ausrichtung von Events in Saudi-Arabien – so lässt sich der jüngste Vorgang zusammenfassen, der die offenkundigen Monopolisierung- und Zentralisierungs-Tendenzen im kommerziellen E-Sport weiter verfestigt.
Denn die staatliche Esports World Cup Foundation, die seit dem 4. Juli erstmals den achtwöchigen Esports World Cup in der saudischen Hauptstadt Riad ausrichtet und bis Ende August ein Preisgeld von 60 Millionen Dollar verteilt, hat die ESL Faceit Group (EFG) im Rahmen eines mehrjährigen Abkommens mit der operativen Durchführung und der Bewegtbildproduktion der jährlichen ‚E-Sport-Weltmeisterschaft‘ beauftragt.
Der Turnier- und Ligen-Veranstalter ESL Faceit Group mit den Marken ESL, Faceit und DreamHack ist 2022 aus der Fusion zwischen der Kölner ESL Gaming GmbH und dem britischen Mitbewerber Faceit hervorgegangen und gehört seitdem zur Savvy Games Group – dem Videospiele-Ableger des Staatsfonds, der sich mit Milliarden-Investments bei Spieleherstellern einkauft.
Sowohl der Esports World Cup als auch ESL Faceit sind somit unter vollständiger Kontrolle des Königshauses. Der CEO der Esports World Cup Foundation heißt seit Oktober 2023 Ralf Reichert – Craig Levine führt die ESL Faceit Group. Reichert hat die ESL gegründet, aufgebaut und jahrelang geleitet – ab 2020 gemeinsam mit Levine als Co-CEO.
Kurz gesagt: Man kennt sich.
ESL Faceit hat im Vorgriff der „E-Sport-WM“ bereits die Qualifikationsspiele in Europa, Nord- und Südamerika, im Mittleren Osten und in Südostasien organisiert. Künftig soll es eine noch stärkere Verzahnung mit den nationalen Vorausscheidungen geben: Die teilnehmenden Teams werden also gezielt dem Esports World Cup zugeführt. Im Ergebnis wird es gerade bei ‚Rand-Sportarten‘ nur noch wenige Alternativen geben, um sich auf internationalem Niveau zu messen und um substanzielle Preisgelder zu spielen.
Hinzu kommt, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Olympic Esports Games für die kommenden zwölf Jahre nach Saudi-Arabien vergeben hat. Auch in diesem Fall scheint das organisatorische Setup ab 2025 buchstäblich alternativlos. Das IOC hat parallel die Zusammenarbeit mit einer E-Sport-Ethik-Kommission (Esports Integrity Commission) angekündigt – deren Beirat ist ebenfalls mit ESL-Personal besetzt.
Die Tiefausläufer der saudischen Games- und E-Sport-Offensive lassen sich in diesen Tagen in Köln besichtigen: Noch bis zum 18. August findet in der Lanxess Arena das Counter-Strike-2-Turnier IEM Cologne 2024 statt – ausgerichtet von der ESL Faceit-Gruppe. Gleich im Anschluss steigt nebenan die Gamescom 2024: ESL Faceit hat die ‚Event Arena‘ in Halle 8 am gesamten Gamescom-Wochenende für die Ausrichtung des Smartphone-Turniers Snapdragon Pro Series gebucht. Und in Halle 7 wirbt der saudische E-Sport-Freizeitpark Qiddiya Gaming auf einem XXL-Stand um Touristen.
Die Aktivitäten Saudi-Arabiens beunruhigen nicht nur führende Menschenrechts-Organisationen: Bei Teams, Sponsoren, Agenturen und Spielern wächst die Sorge mit Blick auf kommerzielle Abhängigkeiten, (E)Sportswashing und die Kompatibilität eigener Werte mit der Agenda des saudischen Regimes.