Start Politik Wahl in Berlin am 12. Februar 2023: Wen Gamer wählen wollen

Wahl in Berlin am 12. Februar 2023: Wen Gamer wählen wollen

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Die Favoriten für das Amt des / der Regierende(n) Bürgermeister(in) in Berlin: Kai Wegner (CDU), Franziska Giffey (SPD) und Bettina Jarasch (Grüne) - Fotos: Yves Sucksdorff / Jonas Holthaus / Dominik Butzmann
Die Favoriten für das Amt des / der Regierende(n) Bürgermeister(in) in Berlin: Kai Wegner (CDU), Franziska Giffey (SPD) und Bettina Jarasch (Grüne) - Fotos: Yves Sucksdorff / Jonas Holthaus / Dominik Butzmann

Am Sonntag wird in Berlin gewählt. Welche Parteien haben das beste Konzept (oder überhaupt eins) für die Games-Branche in der Hauptstadt?

Zugestandenermaßen sind Computerspiele und deren Entwicklung nicht die vordringlichste Frage, die Berlinerinnen und Berliner mit Blick auf die Wahl zum Abgeordnetenhaus am kommenden Sonntag am meisten umtreibt. Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen, dazu hohe Mieten und Energiekosten, eine überforderte Verwaltung, Verkehr, Bildung, Sicherheit – das sind schon eher Themen, die darüber entscheiden, wer die Hauptstadt in den kommenden Jahren regiert.

Dennoch wollen wir – wie schon bei zurückliegenden und den bevorstehenden Landtagswahlen in Bayern, Bremen und Hessen – darauf blicken, was die Parteien mit Blick auf die Videospiele-Wirtschaft planen.

Schließlich gilt Berlin neben Hamburg und Nordrhein-Westfalen als bedeutendster Standort der deutschen Games-Industrie: Einige der größten Studios des Landes befinden sich in ‚Prenzlberg‘, Charlottenburg oder Mitte, etwa Ubisoft Berlin, Wooga, Gameduell, Kolibri Games, Yager, Stratosphere, King oder Sandbox Interactive. Hinzu kommen rührige Startups wie Toukana (Dorfromantik) sowie renommierte Agenturen und Veranstalter, etwa Instinct3 und Freaks 4U Gaming. Außerdem hat der Branchenverband Game seinen Sitz in der Friedrichstraße – und im Mai wird in Berlin wieder der Deutsche Computerspielpreis verliehen.

Für die Computerspiele-Branche in Berlin und darüber hinaus ist es also nicht egal, wer die Geschicke der 3,7-Millionen-Einwohner-Metropole lenkt – zumal das Medienboard Berlin-Brandenburg die lokale Games-Entwicklung mit jährlich 3 Millionen Euro subventioniert.

Dass nach der letzten Wahl vom September 2021 überhaupt schon wieder gewählt werden muss, liegt im Übrigen an einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs, der wegen Wahlfehlern eine Wiederholung angeordnet hat – und deshalb ist für den 12. Februar eine erneute Stimmabgabe erforderlich.

Laut jüngster Umfragen ist ein Wechsel auf dem Chefsessel im Roten Rothaus im Bereich des Möglichen, wo seit Dezember 2021 die einstige SPD-Familienministerin Franziska Giffey das Amt der Regierenden Bürgermeisterin bekleidet: CDU-Herausforderer Kai Wegner liegt mit Werten von 24 bis 26 Prozent knapp vor den Sozialdemokraten.

Die Grünen folgen mit 18 Prozent und sind mutmaßlicher Königsmacher. Linke und AfD kommen auf knapp zweistellige Werte, die FDP bangt um die 5-Prozent-Hürde. Gleichwohl ist der Anteil der Unentschlossenen noch sehr hoch – Überraschungen in die eine oder andere Richtung sind daher nicht auszuschließen.

Wahl in Berlin am 12. Februar 2023: Wen Gamer wählen wollen

SPD

Amtsinhaberin Franziska Giffey ist mit den Worten zu zitieren, man wolle Berlin zum Games-Standort Nummer 1 machen. Zuletzt hat sie sich dazu im November mit Vertretern der Berliner Spielebranche ausgetauscht.

Das SPD-Wahlprogramm von 2021 (Motto: „Ganz sicher Berlin“ / PDF) gilt praktischerweise auch für 2023: Darin wird eine eher unverbindliche Stärkung der regionalen Games-Wirtschaft versprochen – zudem will man wieder eine „Leitveranstaltung der Games-Industrie“ ausrichten, was durch die ungewisse Zukunft der Games Week Berlin nicht einfacher werden dürfte. Dieses Ziel ist im Übrigen auch im aktuellen rot-grünen Koalitionsvertrag (PDF) vereinbart.

CDU

Alleine der Musik- und Clubszene sind ganze Abschnitte im ‚Berlin-Plan‘ der CDU gewidmet – auf die Game-Industrie wird allerdings mit keiner Silbe eingegangen.

FDP

Die Freien Demokraten fordern: „Wählen wir neu.“ (PDF). Zwar lässt das Kapitel ‚Mediensektor‘ im Wahlprogramm dedizierte Ideen für die Computerspiele-Industrie vermissen – an anderer Stelle wird zumindest die Gründung eines „fest verorteten Gaming- und E-Sports-Hubs“ angeregt, der Entwicklerinnen und Entwickler unterstützen soll. Zusätzlich gibt es eine lange Liste an Vorschlägen, wie Startups und Gründer gefördert werden können.

Bündnis 90 / Die Grünen

Die Grünen regieren seit 2016 in Berlin mit – jetzt wirft Umwelt- und Verkehrssenatorin Bettina Jarasch ihren Ring als Spitzenkandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin in den Ring. Das Wahlprogramm trägt den Titel: „Grün. Gerecht. Gemeinsam.“ (PDF).

Analog zu den Vorschlägen der politischen Konkurrenz kann man sich für das Gelände des Flughafens Tempelhof eine Anschlussverwendung in der Kultur- und Kreativwirtschaft vorstellen – für Film, Mode, Architektur und Games. Gemeinsam mit „Gamer*innen, Eltern und Pädagog*innen“ will man außerdem die Entwicklung des E-Sports gestalten – etwa mit Blick auf ehrenamtliches Engagement, Diversität, Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit.

Unter der Überschrift „Aufklärung und Prävention ausbauen“ wollen die Grünen Programme zur Prävention von „nicht substanzgebundenen Süchten“ – konkret: „Glücksspiel- oder Computerspiele“ – auflegen.

Die Linke

„Rot, radikal, realistisch“ – diesen Anspruch formuliert die Berliner Linke. Auf Seite 94 des Wahlprogramms (PDF) heißt es, dass „E-Sport und Gaming teilweise wie Sport betrieben“ würden. Darin könne eine Chance liegen liegen, „gerade auch Jugendlichen niedrigschwellig und barrierearm Raum zu geben, der den integrativen sozialen Austausch befördert.“ Hierzu will die Linke über „Rahmenbedingungen und mögliche Förderungen“ nachdenken.

Mit einem gut ausgebauten, öffentlichen Angebot soll „schädlichen, profitorientierten Strategien im Spiele-Vertrieb“ entgegengewirkt werden, um dem Kinder- und Jugendschutz Rechnung zu tragen.

AfD

Mit „Jetzt erst recht!“ überschreibt die Berliner AfD ihr Wahlprogramm (PDF), das allerdings nur Schlag- und Stichworte auflistet – vom Erhalt des Bargelds über die Wiederaufnahme von Nordstream 1 und 2 bis hin zur Ausstattung der Polizei mit Tasern und Bodycams.