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Games Week Berlin vor ungewisser Zukunft

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Games Week Berlin-Macher Michael Liebe ist Gründer der Berliner Agentur Booster Space (Foto: Sandy Kramer)
Games Week Berlin-Macher Michael Liebe ist Gründer der Berliner Agentur Booster Space (Foto: Sandy Kramer)

Quo Vadis, Games Week Berlin? Nach seinem Rückzug sucht Booster Space-Chef Michael Liebe neue Partner für die Berliner Branchen-Großevents.

„I am super excited to share some big news“ – mit diesen Worten startet die Meldung in eigener Sache, die Michael Liebe Anfang Dezember auf LinkedIn verbreitet, illustriert mit einem Radel-Selfie.

Seine Botschaft: Er werde künftig in Teilzeit die Entwicklung der gemeinnützigen Tales of Us gGmbH leiten. Auch die Tätigkeit als Repräsentant der Crowdfunding-Plattform Kickstarter und als Dozent an der Uni Potsdam wolle er fortführen.

Der eigentliche Hammer folgt im zweiten Teil der Ankündigung: Denn für die ‚Flaggschiff-Events‘ von Liebes Agentur Booster Space – also die Games Week Berlin (Eigenschreibweise: gamesweekberlin) samt Konferenz- und Networking-Formaten wie Quo Vadis, Dev Booster und Womenize – sucht er neue Partner. Wer die Veranstaltungen in eine „noch strahlendere Zukunft“ führen wolle, solle sich melden. Er selbst könne Events dieser Größenordnungen nicht mehr stemmen. Deshalb habe er auch seine Rolle als Kopf der Games Week Berlin aufgegeben.

Die Meldung hat zwangsläufig Sorgen und Fragen aufgeworfen: Wie geht es weiter mit einigen der größten Games-Veranstaltungen des Landes? Und was heißt das für die Hauptstadtregion, die im Mai turnusgemäß den Deutschen Computerspielpreis ausrichtet und deren Regierende Bürgermeisterin sich vorgenommen hat, Berlin zum „Games-Standort Nummer 1“ in Deutschland zu entwickeln?

Games Week Berlin vor ungewisser Zukunft

Gegenüber GamesWirtschaft räumt Liebe ein, dass die Pandemie ins Kontor geschlagen hat: 2018 habe er die traditionsreiche Entwicklerkonferenz Quo Vadis übernommen, die seit 2007 alljährlich Gründer, Investoren und prominente Spieldesigner nach Berlin lockte.

Ab 2020 sollte die Veranstaltung unter der Marke Games Week Berlin gebündelt werden – und zwar für Endverbraucher und Business. Die Kulturbrauerei, die sich zuvor bewährt hatte, war bereits gebucht. „Aber yoar, dann kam der Freitag, 13. März. Der Tag, an dem wir die April-Veranstaltung abgesagt und auf Herbst verschoben hatten. Wir hatten vorher schon viel online gemacht, so dass uns der Umschwung vielleicht leichter fiel als anderen. Und ich sah die Chance, unser frei gewordenes Büro in Kreuzberg zu einem Streaming-Studio umzubauen“, erzählt Liebe. Neue Formate wurden konzipiert und produziert, sein Beratungs-Business wuchs mit neuen Kunden wie dem Konzerthausorchester Berlin oder dem Umweltbundesamt.

Gleichzeitig seien physische Events immer anstrengender und teurer in der Umsetzung geworden. Liebe: „2022 war dann der Moment, wo ich irgendwann dachte: Umweltschutz ist wichtiger als internationaler Jetset, Online wird bleiben und Berlin wird sich verändern. Lass uns trotzdem alles dran setzen, im September eine coole, innovative Games Week Berlin umzusetzen – von Berlin für Berlin in Berlin, ohne Drucksachen und anderen typischen Event-Müll. Das hat tatsächlich funktioniert. Aber ich brauchte für mich als Person im Anschluss einfach was Anderes, als dann für 2023 schon wieder alles neu zu denken und vier bis sechs Monate zu sprinten. Mein Sohn hat einen tüchtigen, aber nicht von Sorgenstress geplagten Vater verdient.“

Der persönliche Zeitpunkt, die globalen Rahmenbedingungen und die neuen beruflichen Möglichkeiten hätten ihn schließlich in seiner Entscheidung bestärkt.

2018 fand die Entwicklerkonferenz noch in der STATION Berlin statt - die Quo Vadis 2019 zieht in die Berliner Kulturbrauerei (Foto: Grzegorz Karkoszka)
2018 fand die Entwicklerkonferenz noch in der STATION Berlin statt – die Quo Vadis 2019 zieht in die Berliner Kulturbrauerei (Foto: Grzegorz Karkoszka)

Was heißt das nun konkret? Das Büro und die GmbH will Liebe beibehalten. Es werde ab 2023 deutlich mehr und deutlich regelmäßiger Streams geben – die Kickstarter-Arbeit soll auf mehr Schultern verteilt werden. Für die Umsetzung der physischen Veranstaltungen brauche es allerdings „engagierte und inspirierte Partner zur praktischen Umsetzung“ – seien es Unternehmen, Agenturen oder ambitionierte Persönlichkeiten, die der Games Week Berlin einen neuen Stempel aufdrücken und die etablierte Marke mit neuem Leben füllen wollen. Dies schließt Formate wie Womenize!, Gamefest, Quo Vadis und Game Cinema ausdrücklich mit ein.

Im Rückblick ist Liebe überzeugt, mit der Games Week Berlin „einen guten Schwung“ für die deutsche und Berliner Games-Branche gebracht zu haben – zu einer Zeit, als Internationalisierung, professionelles Business Development, die Etablierung des Deutschen Computerspielpreises, das Wachstum der Standortinitiative Games:net und die breite mediale Aufmerksamkeit der Branche jeden Boost gebrauchen konnten.

Eine besondere Rolle dürfte nun dem Medienboard Berlin-Brandenburg zukommen, das die Games Week Berlin seit den Anfängen unterstützt: Die landeseigene Fördergesellschaft hat zuletzt die Games Week Berlin 2022 mit einem Zuschuss von 150.000 € ermöglicht.

Kontakt: Michael Liebe ist per LinkedIn und E-Mail erreichbar.