Start Politik Haushalt 2023: Game-Verband warnt vor Subventionskürzung (Update)

Haushalt 2023: Game-Verband warnt vor Subventionskürzung (Update)

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Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler (Foto: Deutscher Bundestag / Felix Zahn)
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler (Foto: Deutscher Bundestag / Felix Zahn)

Finanzminister Lindner kürzt die Games-Mittel des Wirtschaftsministeriums – mit dem Geld sollen nicht nur Computerspiele entwickelt werden. 

Update vom 6. Juli 2022: Auf Anfrage hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgeschlüsselt, wie sich die Subventionen für die deutsche Games-Industrie ab 2023 zusammensetzen.

Konkret sieht es – Stand jetzt – folgendermaßen aus: 

  • Bereits vorab bekannt wurde, dass dem Games-Ressort von Robert Habeck im Jahr 2023 nicht mehr 50 Mio. €, sondern ’nur‘ noch ein Budget von rund 48,8 Mio. € zur Verfügung steht.
  • Dieser Betrag setzt sich aus zwei Posten zusammen. Neu sind 2 Mio. € für die Umsetzung der „Strategie für den Games-Standort Deutschland“ – also Standort-Marketing, Fachkräfte-Anwerbung, Vernetzung, Forschungsprojekte. Dieses Papier, das noch von der Vorgänger-Regierung aufgesetzt wurde, ist nahezu deckungsgleich mit den Vorstellungen des Branchenverbands, wo man sich für die Finanzierung der Projekte allerdings zusätzliche Mittel erhofft hatte.
  • Die ‚restlichen‘ 46,8 Mio. € fließen in die eigentliche Computerspiele-Förderung und damit direkt auf das Konto der Games-Entwickler in Form nicht rückzahlbarer Zuschüsse. In der Praxis handelt es sich also um eine Reduzierung um moderate 3,2 Mio. € gegenüber den angepeilten 50 Mio. €. Der Verband hatte hier für eine graduelle Aufstockung geworben, weil ein höherer Bedarf durch tendenziell größere und teurere Games-Projekte unterstellt wurde.
  • Wie sich die Mittel für beide Posten in den Folgejahren (also ab 2024) aufteilen, ist noch offen; der Haushaltsentwurf enthält hierzu keine Festlegungen.
  • Hinzugerechnet werden müssen die Ausgaben für den Deutschen Computerspielpreis 2023, für den 1,611 Mio. € eingeplant sind – die Hälfte davon wurde zuletzt fürs Preisgeld ausgegeben. Die andere Hälfte ist demzufolge für administrative Ausgaben, das Award-Büro, Marketing, PR, Technik und Moderation vorgesehen.

Mit dem Haushalts-Entwurf aus Lindners Finanzministerium, der bereits vom Bundeskabinett abgesegnet wurde, wird sich nach der Sommerpause der Deutsche Bundestag beschäftigen. Es sind also noch Änderungen möglich, allerdings in beide Richtungen.


Haushalt 2023: Game-Verband warnt vor Subventionskürzung

Meldung vom 1. Juli 2022: Noch während Finanzminister Christian Lindner (FDP) den Finanzplan bis 2026 in der Bundespressekonferenz vorstellte, hat der Branchenverband Game mit einer eigenen Mitteilung reagiert. Überschrift: „Aufschwung Deutschlands als Games-Standort darf politisch nicht abgewürgt werden“.

Nach Plänen der Bundesregierung soll der Bundeshaushalt im Jahr 2023 wieder zur Schuldenbremse bei reduzierter Nettokreditaufnahme zurückkehren. Damit geht einher, dass die Etats mehrerer Ministerien gekürzt werden. Im Wirtschaftsministerium, das mit deutlich höheren Ausgaben in Höhe von 13,1 Milliarden € plant, wird indes umgeschichtet: Dem für Games zuständigen Ressort unter Leitung von Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen) stehen künftig statt 50 Millionen € ’nur‘ noch 48,8 Millionen € pro Jahr für die Computerspiele-Förderung zur Verfügung.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) - Foto: Florian Gaertner / Phototek
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) – Foto: Florian Gaertner / Phototek

Was nach einer vergleichsweise moderaten Anpassung klingt, hat einen entscheidenden Knackpunkt: Das Geld fließt nicht vollumfänglich in die Bezuschussung von Computer-, Konsolen- und Mobilegames, so wie es bislang der Fall ist. Stattdessen soll von diesem Geld auch die Umsetzung jener ‚Games-Strategie für Deutschland‘ finanziert werden, die Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kurz vor dem Ende seiner Amtszeit vorgestellt hat. Teil dieser Strategie ist beispielsweise das Standort-Marketing in Form von Gamescom und Computerspielpreis oder die Zusammenarbeit mit anderen Branchen.

Mit dem Ergebnis, dass aus Sicht des Branchenverbands die eigentliche Entwicklungs-Förderung nicht „verstetigt“, sondern de facto gekürzt wird – anders, als es im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP vereinbart ist.

Game-Geschäftsführer Felix Falk warnt davor, in Zeiten außergewöhnlicher finanzieller Belastungen „strategisch wichtige Zukunftsinvestitionen“ herunterzufahren: „Da das Förderprogramm erst Ende 2020 startete und viele Spiele langjährige Entwicklungszyklen durchlaufen, konnten sich viele positive Effekte der Games-Förderung noch nicht einstellen. Trotzdem zeigen bereits die steigende Anzahl der Games-Unternehmen sowie der Beschäftigten, dass sich die deutsche Games-Branche nach Jahren des Stillstands endlich im Aufwärtstrend befindet. Dieser Aufschwung darf jetzt nicht abgewürgt werden.“

Statt einer Kürzung brauche es vielmehr erhöhte Mittel, um insbesondere internationale Investitionsentscheidungen zu fördern und das „frisch aufgebaute Vertrauen nicht zu beschädigen“. Nun sei der Bundestag gefragt, der den Haushaltsentwurf absegnen muss.

Die Bundesregierung dürfe jetzt nicht nachlassen – gerade in einer Zeit, „in der immer mehr Staaten weltweit die Games-Branche als digitale Schlüsselbranche konsequent unterstützen“, so Falk. Der Verband argumentiert weiterhin damimit, dass durch private Investitionen und zusätzliche Steuereinnahmen die Fördermittel „vielfach zurückfließen“.

Nach GamesWirtschaft-Berechnungen haben Verkehrsministerium (bis 2022) und Wirtschaftsministerium (seit 2022) mehr als 100 Millionen € an Fördermitteln für deutsche Computerspiele-Studios bewilligt. Viele Projekte sollen erst 2023, 2024 oder noch später fertiggestellt werden, weshalb sich die Wirkung der Subventionen bis auf Weiteres nur bedingt bewerten lässt. Staatssekretär Michael Kellner hat bereits eine Evaluierung des Förderprogramms angekündigt.

Wirtschaftsminister Habeck reist am 23. August nach Köln, um die Gamescom 2022 zu eröffnen, die nach zweijähriger Pandemie-Pause wieder in den Hallen der KoelnMesse stattfindet.

1 Kommentar

  1. Oh nein 😲

    Dann stehen ja jetzt so großartige deutsche Perlen wie der Autobahn Polizei Simulator 3 in gefahr zukünftig keine 125.000€ bei mehr als 88% negativen Reviews auf Steam mehr zu bekommen. Das können wir den Steuerzahlern doch nicht antun, die müssen schließlich sehen wo ihre Steuergelder verbrannt werden!

    Da muss eine Taskforce her, so wie damals beim Ende der Kohle. Kann doch nicht angehen, dass schlechte Geschäftsführung demnächst den ohnehin schon dünn besiedelten Entwicklungsraum Deutschland endgültig von den unteren Plätzen der Steam-Charts dekultivieren und nur noch Qualitätsspiele wie Dorfromantik das deutsche Portfolio schmücken!

    Grüße an Andreas gehen raus!

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