Start Politik Kindler zur Games-Förderung: „Jetzt muss Scheuer handeln“

Kindler zur Games-Förderung: „Jetzt muss Scheuer handeln“

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Sven-Christian Kindler gehört seit 2009 dem Bundestag an und ist haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen (Foto: Stefan Kaminsky)
Sven-Christian Kindler gehört seit 2009 dem Bundestag an und ist haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen (Foto: Stefan Kaminsky)

Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler fordert Verkehrsminister Andreas Scheuer auf, die Unsicherheiten im Zuge der Games-Förderung rasch zu beseitigen.

Spätestens seit gestern ist die deutsche Computerspiele-Industrie in Aufruhr. Grund ist eine Klarstellung des Bundesverkehrsministeriums (BMVI), wonach für die Inanspruchnahme der Games-Förderung des Bundes zwei wesentliche Kapitalquellen ausscheiden, die etwa im Filmbereich völlig üblich sind: erstens projektbezogene Vor- und Zuschüsse von Vertriebsfirmen und Publishern und zweitens Einnahmen durch Crowdfunding, etwa Kickstarter.

Für die Mehrzahl der potenziellen Antragsteller stellt diese überraschende Maßgabe eine unüberwindbare Hürde dar: Denn wer Förder-Geld vom Staat haben will, muss zwischen 30 und 50 Prozent der geplanten Entwicklungskosten selbst stemmen und dem Ministerium nachweisen. Gerade Start-ups verfügen aber in den seltensten Fällen über Eigenmittel in dieser Höhe.

Der Branchenverband Game hält die BMVI-Auffassung für „realitätsfern“ und warnt vor einem Scheitern der Games-Förderung. Im Feuer stehen Steuergelder im Volumen von bis zu 250 Millionen Euro – immerhin eine halbe PKW-Maut. Nach GamesWirtschaft-Informationen laufen hinter den Kulissen seit Tagen intensive Gespräche, um den Konflikt zu entschärfen. Ausgang: offen. Nicht ausgeschlossen ist, dass das BMVI an seiner Beurteilung fest hält, die sich an den Regeln der Wirtschafts- und Infrastruktur-Förderung orientiert.

Um diesen Passus geht es: Das BMVI lässt bei der Games-Förderung keinen Publisher-finanzierten Eigenanteil zu (Abbildung: BMVI)
Um diesen Passus geht es: Das BMVI lässt bei der Games-Förderung keinen Publisher-finanzierten Eigenanteil zu (Abbildung: BMVI)

Mittlerweile ist die Sorge um das Games-Entwicklungshilfe-Paket auch im Deutschen Bundestag angekommen: Sven-Christian Kindler ist haushaltspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion und hat bereits im vergangenen Jahr namens seiner Partei Druck ausgeübt, damit die Games-Förderung im Volumen von jährlich 50 Millionen Euro doch noch Eingang in den Haushalt findet. Denn genau das war monatelang fraglich.

Kindler fordert von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) umgehendes Eingreifen, um einen Flächenbrand zu verhindern: „Minister Scheuer muss hier schnellstens eine unbürokratische Lösung auf den Tisch legen, sonst nützt vielen Start-ups die Games-Förderung des Bundes nichts“, so der Grünen-Politiker gegenüber GamesWirtschaft. „Dass das BMVI auch Crowdfunding-Projekten Steine in den Weg legt, geht gar nicht. Statt sich querzustellen, weil man die Games-Branche und ihre Finanzierungsmodelle nicht kennt, müssen jetzt pragmatische Lösungen her.“

Das bürokratische Klein-Klein des Bundesverkehrsministeriums sei absurd, findet Kindler: „Leider merkt man erneut, dass die Games-Förderung in Scheuers Haus völlig falsch aufgehoben ist. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Games-Förderung innerhalb der Bundesregierung in Hände zu geben, die sich nicht nur um Straßenbau in Bayern kümmern. Die Finanzierung durch einen Publisher ist in der Spiele-Entwicklung der Regelfall, das sollte auch Andreas Scheuer wissen.“

Bislang hat das BMVI jede Stellungnahme vermieden, ob und in welcher Form die Richtlinie korrigiert und an die Gepflogenheiten in der Filmwirtschaft angeglichen wird. Weiterhin offen ist auch, ob und wann die EU-Kommission die geplante Großprojektförderung überhaupt in der Form genehmigt, wie sie dem Verkehrsministerium vorschwebt. Bei seinem Computerspielpreis-Auftritt im April 2019 hatte Scheuer den Startschuss für die Förderung gegeben und angekündigt, Computerspiele made in Germany „zum Fliegen zu bringen“. Allerdings: Von den zur Verfügung stehenden 50 Millionen Euro des Jahres 2019 wurden – Stand Februar 2020 – gerade einmal 3,7 Millionen Euro bewilligt.