Start Politik Games-Förderung: Potsdamer Studio Ghostwale funkt SOS

Games-Förderung: Potsdamer Studio Ghostwale funkt SOS

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Das Team von Ghostwale Games hofft auf eine Last-Minute-Lösung für das Projekt Lindwyrm (Foto: Ghostwale Games GmbH)
Das Team von Ghostwale Games hofft auf eine Last-Minute-Lösung für das Projekt Lindwyrm (Foto: Ghostwale Games GmbH)

„Eiskalt erwischt“ wurde das Team von Ghostwhale Games durch den Antrags-Stopp der Förderung – jetzt wird dringend ein Investor für Lindwyrm gesucht.

„Mit großer Traurigkeit müssen wir verkünden, dass wir fast das Ende unserer Reise erreicht haben“ – so startet ein Eintrag auf dem LinkedIn-Profil der Ghostwale Games GmbH, der am Wochenende veröffentlicht wurde. Aufgrund „unvorhergesehener Ereignisse“ klafft eine Lücke von 300.000 € in der Kasse, um das kommende Action-Rollenspiel Lindwyrm durchzufinanzieren – trotz eines 250.000 €-Schecks vom Medienboard Berlin-Brandenburg.

Dass sich das sechsköpfige Team überhaupt in dieser prekären Lage befindet, hat zunächst mit dem Wegfall einer Auftragsarbeit zu tun. Existenzbedrohend wurde die Situation allerdings erst im Mai durch den unerwarteten Annahme-Stopp für Mittel der Games-Förderung, weil die entstandene Lücke durch kurzfristige Kredite und Auftragsarbeiten überbrückt werden musste.

Ghostwale ist eines von vielen Studios, die der Antrags-Stopp des Wirtschaftsministeriums „eiskalt erwischt“ hat, wie Co-Gründer und -Geschäftsführer Timo Welak gegenüber GamesWirtschaft einräumt. „Die Meldung, dass es vermutlich dazu kommen wird, kam ja unmittelbar vor dem verkündeten Aus. Mehr Transparenz, Planungssicherheit und vor allem Reserven, die eben solch einen Fall abmildern oder gar verhindern können, wären wünschenswert beziehungsweise unserer Sicht nach unabdingbar für ein Wirtschaftsland wie Deutschland, welches den Anspruch hat, sich in der digitalen Branche mit anderen europäischen Ländern zu messen.“

Das Brandenburger Studio gibt es zwar erst seit 2022, doch die Team-Mitglieder bringen viele Jahre an Erfahrung ein, etwa bei der inzwischen geschlossenen Berliner Niederlassung von Bigpoint (Drakensang Online), Ghostwale hat zunächst das Puzzle-Spiel Bazzle Duel in die Appstores und in den Nintendo eShop gebracht – zuletzt lag der Fokus auf dem Action-Rollenspiel Lindwyrm.

Damit es für die Potsdamer weitergeht, liegt alle Hoffnung darauf, dass sich so schnell wie möglich ein Publisher oder Investor findet, der das Projekt unmittelbar und ab sofort unterstützt – nur auf diese Weise ließe sich die für Lindwyrm genehmigte Medienboard-Förderung abrufen. Und erst in diesem Fall können weitere Finanzierungsmöglichkeiten – etwa via Kickstarter – eingeplant werden. Doch die Zeit drängt.

Timo Welak: „Wir verstehen, dass diese Situation sicherlich keine leichte ist, jedoch sind wir fest davon überzeugt, dass Lindwyrm ein enorm hohes Potential für „Spiele entwickelt in Deutschland“ mit sich bringt – ein Anspruch, der uns zum Beispiel vom Medienboard mit der höchsten Summe dieser Förderrunde attestiert wurde.“

Die Games-Förderung des Bundes liegt derzeit auf Eis, weil die Fördertöpfe für die Jahre 2023 und 2024 vollständig ausgereizt sind. Anträge, die bis Anfang Mai 2023 eingegangen sind, werden weiterhin bearbeitet und bewilligt (Überblick). Die Bundesregierung sieht im Haushalt 2024 eine deutliche Kürzung der Zuschüsse von zuletzt 70 Mio. auf 48 Mio. € pro Jahr vor – bleibt es dabei, wären neue Anträge erst ab Anfang 2025 wieder möglich (Hintergrund / Kolumne). Die Branche erhofft sich Impulse durch den Auftritt von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen), der in zwei Wochen die Gamescom 2023 offiziell eröffnet.

1 Kommentar

  1. Die Frage die sich mir stellt ist doch – wo ist das Eigenkapital? Das klingt für mich jetzt so als hätte man den Erfolg des Projektes zunächst darauf gestüzt eine Förderung zu bekommen, die mit einer anderen Förderung gedeckt ist – also ein klassischer Fall von fehlendem Eigenkapital oder irre ich mich da?

    Das das so nicht funktionieren kann ist doch vorprogrammiert …

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