
Der Bund hat die Zügel bei der Games-Förderung gezielt angezogen. Das geht aus einer Antwort auf eine FDP-Anfrage hervor.
Zwei Wochen nach Eingang der ‚Kleinen Anfrage‘ (Details) hat das Bundeswirtschaftsministerium bereits die Antwort zur „Zukunft der Games-Förderung“ an die FDP-Bundestags-Fraktion übermittelt (liegt der Redaktion vor).
Habecks Ministerium räumt gleich zu Beginn ein, dass Deutschlands Studios im Kalenderjahr 2024 infolge fehlender Haushaltsmittel keinen einzigen neuen Förder-Antrag stellen konnten – folgerichtig kam es auch nicht zu Ablehnungen. Gleichwohl gab es Anfang vergangenen Jahres noch 174 laufende Projekte – davon 132 mit Entwicklungskosten von 300.000 € aufwärts.
Dieser Betrag ist deshalb von Belang, weil die neue, seit dem Jahreswechsel geltende Förderrichtlinie just diese Untergrenze vorsieht. Bedeutet umgekehrt: Knapp 40 dieser Spiele würden neuerdings durch das Raster fallen – immerhin jedes vierte Projekt.
Das Ministerium hat sich für die deutliche Anhebung des Minimums entschieden, weil sich die angepeilten Ziele (mehr Jobs, mehr Investitionen, höhere Wettbewerbsfähigkeit) durch die Förderung „sehr kleiner Projekte“ entweder gar nicht oder nur schlecht erreichen ließen.
Bei Spielen dieser Größenordnung springt zudem vielfach die Länderförderung ein, etwa in Berlin/Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg oder Bayern. Der Bund erwartet sich von der neuen Vorgabe unumwunden einen „stärkeren Wettbewerb und somit ein stärkeres Engagement“ seitens der Bundesländer – dort hielt sich die Begeisterung bislang in erwartbaren Grenzen.
Games-Förderung: Bundesregierung antwortet auf FDP-Anfrage
Die reformierte Richtlinie basiert erstens auf dem Feedback der 2023 vorgestellten Analyse der Wirtschaftsprüfer von PWC im Auftrag des Ministeriums und berücksichtigt zweitens die harsche Kritik des Bundesrechnungshofs an der Vergabepraxis.
Bei der Reform ist das Ministerium den PWC-Empfehlungen in mehreren Punkten gefolgt, zum Beispiel mit Blick auf „nicht rückzahlbare Zuschüsse“ oder durch regelmäßige Updates zu den verbliebenen Mitteln per „Fördermittel-Radar“, um weitere überraschende Antrags-Stopp zu vermeiden.
Den Einwänden des Rechnungshofs wird Rechnung getragen durch eine begleitende Erfolgskontrolle, die stärkere Abgrenzung von den Länder-Programmen und einer genaueren Prüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
Dass überhaupt Antrags-Stopps eingetreten sind, war auch für das Ministerium überraschend – unter anderem deshalb, weil es zu einem starken Anstieg von Projekten mit Fördersummen jenseits von 2 Mio. € gekommen sei.
Zur besseren und faireren Mittel-Verteilung soll beitragen, dass schlichtweg weniger Unternehmen antragsberechtigt sind, etwa durch Anpassung der Förderquoten, einen strengeren Kulturtest, der Deckelung von Fördersummen und besagte Mindestprojektgröße. Die voraussichtlichen Kosten beziffert das Ministerium auf 48 Mio. € pro Jahr – was sehr präzise den Mitteln entspricht, die im Haushalts-Entwurf für 2025 eingeplant wurden.

Computerspiele-Förderung: Bundesregierung prüft „steuerliche Anreize“
Weitgehend einig ist sich die Games-Branche dahingehend, dass die bisherigen Subventionen durch Steuergutschriften (‚Tax Credits‘) ergänzt werden sollten. Zu diesem Thema habe es erste Gespräche zwischen den Ministerien gegeben.
Zu den wichtigsten Vorteilen solcher „steuerlichen Anreiz-Modelle“ zählen demzufolge die bessere Planbarkeit und die höhere Attraktivität für Investitionen und Ansiedlungen internationale Unternehmen. Als nachteilig wird erachtet, dass sich die Unternehmen ihrerseits um eine Vor- und Zwischenfinanzierung kümmern müssen, weil die Steuer-Rabatte ja erst entlang der Steuererklärung wirksam werden. Zudem würden mögliche Probleme erst spät – womöglich: zu spät – entdeckt. Für den Bund ist schwer abschätzbar, welche Kosten auf ihn zukommen.
Der Bundesrat hat die Bundesregierung daher aufgefordert, eine „Bund-Länder-Steuerungsgruppe“ einzurichten, die ein entsprechendes Konzept erarbeiten soll.
Und wie wirkt sich die Games-Förderung im laufenden Jahr auf den Games-Standort Deutschland aus? Das Ministerium rechnet damit, dass Markteffekte „fast ausschließlich durch die bereits abgeschlossenen oder 2025 veröffentlichten Projekte“ zu erwarten sind. Die geplante Förderung mit Zuschüssen bis maximal 900.000 € werde insbesondere kleinen und Kleinstunternehmen in einem schwierigen Marktumfeld dabei helfen, Arbeitsplätze zu sichern.
Weil bis auf Weiteres die Spielregeln der „vorläufigen Haushaltsführung“ gelten, können darüber hinausgehende Maßnahmen erst nach Inkrafttreten eines neuen Haushalts erfolgen – was wiederum zunächst eine neue Bundesregierung voraussetzt.
Games-Förderung: FDP plädiert für Modell mit mehreren Säulen
FDP-Medienpolitiker Thomas Hacker, der die Anfrage namens seiner Fraktion initiiert hatte und bei der Bundestagswahl für den Wahlkreis Bayreuth kandiert, stellt fest: „Mit 10 Milliarden Euro Umsatz ist die Games-Branche ein relevanter Wirtschaftsfaktor innerhalb der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft. Diese zu stärken und auszubauen ist für Freie Demokraten wesentlicher Teil der Wirtschaftswende für unser Land, denn hier werden Innovationen erarbeitet und Fachkräfte ausgebildet, wovon die gesamte Wirtschaft profitiert.“
Ein Fördermodell mit mehreren Säulen inklusive einem steuerlichen Anreizmodell brächte wesentliche Verbesserungen, wie eine erhöhte Planungssicherheit durch Unabhängigkeit vom jährlichen Haushaltsbudget, so Hacker. „International bekannt, erhöht dieses Modell auch die Attraktivität für internationale Investoren und damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Games-Branche.“
Informationen zu den Wahlprogrammen der großen Parteien finden Sie in der Politik-Rubrik von GamesWirtschaft.
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