Fast 80.000 € ‚kostet‘ jeder Job, der durch die Games-Förderung entsteht – Politik und Branchenverband sehen sich durch die Ergebnisse des Prüfberichts bestätigt.
„Evaluation der Computerspieleförderung des Bundes“ – so ist der 154seitige Bericht (Download) überschrieben, den die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PWC) heute gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vorgestellt hat. Das Haus von Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) ist innerhalb der Ampel-Regierung erster Ansprechpartner der Games-Industrie mit Blick auf Förderprogramme, Standortpolitik und die Ausrichtung des Deutschen Computerspielpreises.
Die im Februar 2023 gestartete Evaluation bescheinigt dem Auftraggeber, dass die angestrebten Ziele der 2019 eingeführten Bundesförderung im Wesentlichen erreicht wurden. Dies gilt in erster Linie für die zuletzt steigende Zahl an Spiele-Entwicklern und Arbeitsplätzen, die entlang der Förderprogramme entstanden sind.
In Summe seien bei 271 untersuchten Projekten mehr als 1.700 Jobs geschaffen worden – bei nicht-geförderten Studios und Publishern fiel der Zuwachs ungleich geringer aus. Bei Fördermitteln in Höhe von 136 Mio. € hat der Staat laut Studie pro Vollzeit-Stelle rund 78.900 € ausgegeben. Zum Vergleich: Bei den geplanten Chip-Fabriken von Intel und TMSC wird jeder neue Job vom Steuerzahler mit mehreren Millionen € subventioniert.
Nach Angaben der Entwickler wären 72 Prozent der rund 580 Spieleprojekte ohne die Bundes-Förderung gar nicht erst umgesetzt worden – in 34 Prozent de Fälle stand dem Team ein größeres Budget zur Verfügung, was zum Beispiel einen größeren Spiel-Umfang oder zusätzliche Konsolen-Versionen ermöglichte.
Die aktuelle Fördermechanik sieht vor, dass der Staat bis zu 50 Prozent der Entwicklungskosten beisteuert – und zwar in Form nicht rückzahlbarer Darlehen. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass Deutschland mit diesem Instrument international eine Sonderstellung einnimmt: Standorte wie Frankreich, Kanada oder das Vereinigte Königreich locken Investoren mit üppigen Steuergutschriften und -rabatten (‚Tax Credits‘).
Die Studie enthält auch eine Reihe naheliegender Handlungsempfehlungen – etwa getrennte Töpfe für kleine und mittlere beziehungsweise große Vorhaben sowie eine transparente Kommunikation, inwieweit überhaupt noch Fördergelder zur Verfügung stehen. Just diese fehlende Kontinuität und Planbarkeit entsteht durch das sogenannte ‚Windhundverfahren‘: Denn der Staat gewährt nur solange Zuschüsse, wie das Geld reicht – mit dem Ergebnis, dass von einem zum anderen Tag keine Anträge mehr gestellt werden konnten.
Der Branchenverband Game sieht sich durch die Studien-Ergebnisse insoweit bestätigt, als dass die Games-Förderung eine „starke Dynamik am Standort Deutschland“ ausgelöst habe. Game-Geschäftsführer Felix Falk: „Dieser erfolgreiche Weg muss jetzt konsequent weitergegangen werden. Dafür braucht es ausreichend Mittel, deren Höhe sich am tatsächlichen Bedarf orientiert, sowie die in der Evaluation empfohlene Einführung einer steuerlichen Förderung. Folgt man den Empfehlungen aus der Evaluation konsequent, ergibt sich die dringend benötigte konsistente Games-Politik mit verlässlichen wie international vergleichbaren Förderbedingungen.“
Just diese Konsistenz steht derzeit auf der Kippe: Denn die prekäre und zuletzt deutlich verschärfte Haushalts-Lage hat zur Folge, dass das Wirtschaftsministerium nur Zahlungen an bereits bewilligte Games-Projekte leisten kann. Frühestens Anfang 2025 wären weitere Anträge möglich.
In der Zwischenzeit hat der Haushalts-Ausschuss zur Verblüffung der Branche weitere 100 Mio. € (verteilt auf drei Jahre) eingeplant – allerdings in Zuständigkeit von Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Grüne). Noch ist völlig unklar, wie, wann und zu welchen Bedingungen dieses Förderprogramm an den Start gehen kann. Solange kein verabschiedeter und verfassungsgemäßer Haushalt für das Jahr 2024 vorliegt, ist an eine Umsetzung nicht zu denken (Analyse).
Stand jetzt gilt: Seit Mai 2023 und auf unbestimmte Zeit können Games-Entwickler nicht auf weitere Zuschüsse des Bundes zugreifen – stattdessen sind Studios und Publisher auf die begrenzten Mittel der Länder und der EU angewiesen, die spätestens bei Großprojekten an Grenzen stoßen.