Eine Forderung nach Games-Förderung im Volumen von 100 Millionen Euro hat der GAME Bundesverband ins Spiel gebracht. Jetzt liegt das konkrete Konzept vor.
Man stelle sich für fünf Sekunden vor, der Heimat-Marktanteil der deutschen Autobauer, der deutschen Filmschaffenden oder noch schlimmer: der deutschen Bierbrauer läge bei fünf Prozent. Ein Aufschrei würde durchs Land gehen, im Kanzleramt würde ein Krisenstab eingerichtet. In der Welt der Computerspiele hat man sich hingegen daran gewöhnt, dass 95 von 100 Euro Umsatz importiert werden. Seit vielen Jahren ist das so.
Mit diesem Zustand ist natürlich niemand zufrieden. Der amtliche Deutsche Computerspielpreis und regionale Fördergelder haben bislang allenfalls zur Linderung beigetragen, aber noch nicht für eine substanzielle Verbesserung der Lage gesorgt. Im Gegenteil: Die Zahl der Beschäftigen ist rückläufig.
Deshalb soll es die Games-Förderung richten. Weil in einem Wahljahr wie diesem die Kandidaten und Parteien eher zum Zuhören geneigt sind als während der laufenden Legislatur, werben die Branchenverbände für eigene Konzepte. Im Falle des BIU geschieht dies bereits seit November 2016, der GAME Bundesverband hat kurz vor der Verleihung des diesjährigen Computerspielpreises einen ersten Vorgeschmack gegeben. Kern des Konzepts: Förderung im Volumen von 100 Millionen Euro.
GAME Bundesverband: Games-Förderung soll kulturelle Vielfalt stärken
Jetzt liegt die konkrete Version des Konzepts vor – kurz vor Sendeschluss, denn die ersten Wahlprogramme sind bereits auf dem Markt. Der Vorschlag des BIU wurde bereits in Grundzügen in die Wahlprogramme von SPD und FDP eingebacken; bei den anstehenden Dokumenten der CDU/CSU ist Ähnliches zu erwarten.
Der ausformulierte GAME-Vorschlag kommt also spät, aber nicht zu spät. Auf 22 Seiten leitet der GAME Bundesverband die Notwendigkeit einer Games-Förderung auf Bundesebene her. So gäbe es laut GAME „kaum inländische Unternehmen, die sich allein mit der Entwicklung von Spielen finanzieren oder Investoren finden können.“ Spiele seien ein Kulturgut, das es zu fördern gelte.
Wie ein roter Faden zieht sich demzufolge das Thema „kulturelle Vielfalt“ durch den Entwurf. Dass Deutschland darauf großen Wert legt, zeigten Beispiele wie die Buchpreisbindung, der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder aber das Pressegrosso.
Die in Deutschland übliche föderale Förderung durch die Bundesländer in Form von „bedingt rückzahlbaren Darlehen“ leidet bauartbedingt unter mehreren Problemen – unter anderem jenem, dass das Darlehen im Erfolgsfall nun mal zurückgezahlt werden muss und damit nicht für Folgeprojekte zur Verfügung steht. Das ist in der GAME-Rechnung nicht vorgesehen: Das Geld ist ein „echter“ Zuschuss, finanziert aus Bundesmitteln.
Die Aufteilung des Gesamtbudgets von jährlich 100 Millionen Euro bleibt gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag identisch:
- 20 Prozent für Prototypenförderung
- 60 Prozent für Produktions-, Vertriebs- und Marketing-Förderung
- 10 Prozent Infrastrukturförderung (zum Beispiel Messe-Auftritte, Events)
- 10 Prozent Forschungsförderung
Unterschied zum BIU-Modell: Beim BIU-Förderkonzept profitieren Studios von einer spürbaren Steuerentlastung, die aber natürlich erst dann greift, wenn das Kapital für die Entwicklung eines Spiels anderweitig aufgetrieben wird – beispielsweise vonseiten eines finanziell potenten Publishers. Gleichwohl finden derartige „Tax Credits“ im GAME-Dokument lobende Erwähnung, da sie in Ländern wie Kanada, Großbritannien, den USA oder in Frankreich erwiesenermaßen erfolgreich waren und sind.
Förderkonzept des GAME Bundesverband: Expertenjury entscheidet über Mittelvergaben
Bekanntlich reicht es nicht aus, einfach nur ein gutes Spiel zu entwickeln. Neben reinen Entwicklungskosten will der GAME daher auch Vertrieb und Marketing bezuschussen, um die Sichtbarkeit der Spiele zu erhöhen oder überhaupt herzustellen. Plattformbetreiber wie Apple (App Store), Google (Play Store) oder Valve (Steam) sollen verpflichtet werden, eine Quote für Titel made in Germany einzuführen. Die Idee erinnert an die berüchtigte Radioquote, für die sich hiesige Musiker in den 90ern und 2000er Jahren stark gemacht haben – also in einer Zeit, bevor Max Giesinger, Mark Forster oder Helene Fischer erfunden wurden.
Eine Expertenjury soll anhand eines Kriterienkatalogs entscheiden, ob und in welchem Umfang ein Projekt gefördert wird. Bei den Inhalten, Zielgruppen und Altersstufen soll es keine Beschränkungen oder Vorgaben geben – wohl ist aber ein schlüssiger Businessplan unbedingte Voraussetzung. In jedem Fall müsse ein „konkreter Wert“ feststellbar sein, sei es Innovation, Schaffung von Jobs und Steueraufkommen oder erwartbare Folgeprojekte.
Dem GAME Bundesverband ist es zudem wichtig, dass explizit eine Computerspiel-Förderung entsteht – und die Mittel nicht in Töpfen versickern, die auch verwandten Mediengattungen zur Verfügung stehen. Games sollen demnach kein Anhängsel der Filmförderung sein.
Das komplette Konzept ist auf der GAME-Website als PDF abrufbar.