100 Millionen Euro Games-Förderung für deutsche Games-Entwickler: Das ist die zentrale Forderung im Konzept des GAME Bundesverband an die Politik.

[no_toc]„Es kann nicht sein, dass es immer nur um ein paar Milliönchen geht, sondern es muss substanziell sein“ – so erklärt Förder-Experte Prof. Dr. Malte Behrmann vom GAME Bundesverband das gewaltige Volumen von 100 Millionen Euro, mit dem der Staat die Entwicklung von Computerspielen in Deutschland fördern soll.

So steht es im angekündigten Förder-Konzept, das der GAME unmittelbar vor der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises und direkt zum Auftakt der Berliner Games Week vorgestellt hat – zusammen mit einem neuen Vereinslogo.

    Aus Sicht der stellvertretenden GAME-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Linda Breitlauch habe Deutschland in den vergangenen zehn Jahren die kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung von Games unterschätzt. Im Inland betrage der Marktanteil deutscher Spiele kaum mehr als 5 bis 6 Prozent – auf dem Weltmarkt liege der Anteil bei unter 1 Prozent. Einzig ein nachhaltiges Förderkonzept könne weiteren kulturellen und wirtschaftlichen Kollateralschaden verhindern.
    Andere Länder hätten die Bedeutung der Computerspielbranche längst erkannt und würden erhebliche Subventionen investieren – mit messbarem Effekt in den Disziplinen Jobs, Steuereinnahmen, Innovation und Technologie-Transfer.

Wenn hier nicht schnellstens gehandelt wird, prophezeit der GAME den deutschen Studios ein Schicksal, das der Branchenverband BIU bereits im vergangenen Jahr in ähnlicher Form aktenkundig vermerkt hat: dass die Gamesbranche auf dem Weg „in die internationale Bedeutungslosigkeit“ sei.

Das Credo des GAME: „Förderung von Spieleentwicklung heißt Förderung von Innovation und Kulturgut.“

Games-Förderung: GAME Bundesverband fordert Games-Förderung im Volumen von 100 Millionen Euro

Kern des GAME-Förderpapiers, das im Laufe der vergangenen zwei Jahre entstanden ist: eine „substanzielle Förderung“ mit einem Volumen von plakativen 100 Millionen Euro. Das Geld soll insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) mit 10 bis 50 Mitarbeitern zugute kommen, die innovative Computerspiele in Deutschland entwickeln.

Der Großteil des Geldes – 60 Prozent – fließt in konkrete Projekte, 20 Prozent in Konzepte und Prototypen, 10 Prozent in Infrastruktur und 10 Prozent in Forschung. Pro Jahr sollen 20 bis 30 Projekte von der Prototypenförderung mit bis zu 200.000 Euro pro Spiel profitieren; für sogenannte „Leuchtturmprojekte“ mit besonderer Strahlkraft würden höhere Budgets zur Verfügung stehen.

Als Kriterien für die Förderwürdigkeit sollen unter anderem die „kulturelle Relevanz“, das „ökonomische Potenzial“, das Transferpotenzial mit Blick auf andere Industrien und schließlich der Innovations-Faktor herangezogen werden, der nicht zwingend nur technologischer Natur sein muss.

Die Vergabe der Gelder müsse von der Filmförderung abgekoppelt werden, wie sie derzeit in den Ländern organisiert ist. Stattdessen soll die Games-Förderung eigenständig arbeiten und Produktions-Budgets zwischen 50.000 und 700.000 Euro freigeben – also in einem deutlich größerem Umfang, wie er derzeit bei Fördervergaben üblich ist.

Und noch eine Besonderheit: Jenseits der reinen Entwicklungskosten will der GAME auch anfallende Marketingkosten fördern.

Panel-Diskussion im Rahmen der Games Week 2017: BIU und GAME stellen unterschiedliche Förderkonzepte vor.
Panel-Diskussion im Rahmen der Games Week 2017: BIU und GAME stellen unterschiedliche Förderkonzepte vor.

BIU und GAME: Schaulaufen der Konzepte vor der Bundestagswahl

Ein komplett ausformuliertes und ausgearbeitetes Papier soll erst im Lauf der kommenden Wochen vorliegen. Doch die Zeit drängt, denn erste Parteien haben bereits ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl im September 2017 verabschiedet – andere arbeiten derzeit intensiv daran. Sowohl der Branchenverband BIU als auch der GAME drängen darauf, ein klares Bekenntnis zur Förderung der Games-Branche in die Koalitionsvereinbarung der kommenden Bundesregierung aufzunehmen.

Das BIU-Konzept liegt seit November vergangenen Jahres auf dem Tisch: Es sieht unter anderem sogenannte „Tax Credits“ vor, also eine steuerliche Anrechnung der Entwicklungskosten. Das Verfahren komme in ähnlicher Form bereits in Großbritannien und Frankreich zum Einsatz und entfalte dort die gewünschte Wirkung.

Im Vergleich zum komplexen und erklärungsbedürftigen, aber gleichzeitig sehr konkreten BIU-Vorschlag ist das kompakte GAME-Papier von entwaffnender Schlichtheit. Die Forderung lässt sich auf die Formel herunterbrechen: „Wir brauchen mehr Geld – und davon ganz schön viel.“

Die Branche hat zweifelsfrei erheblichen Nachholbedarf, denn im Vergleich zur Filmförderung muss die Games-Förderung bislang mit erheblich geringeren Mitteln auskommen. In die Produktion von Kinofilmen, Serien und Reportagen fliest mit rund 400 Millionen Euro jährlich grob das 100fache dessen, was vorwiegend die Bundesländer an lokale Entwicklerstudios überweisen.

Games-Förderung: Alles was Geld gibt, ist gut

Bei der Mittelverwendung ist der GAME-Ansatz wiederum deutlich breiter aufgestellt, was sich natürlich auch durch die Mitgliederstruktur erklärt: Von den Fördergeldern würden nicht nur mittelgroße und große Produktionen profitieren, sondern eben auch Startups, Hochschulausgründungen und die Wissenschaft. „Nachwuchsförderung, Forschung, Ausbildung – all das fällt immer hinten runter“, hat Spiele-Professorin Breitlauch beobachtet.

Ihr Verbandskollege Behrmann warb in seinem Statement nachdrücklich für einen starken Heimatmarkt – der sei im Unterschied zu Finnland oder Schweden schließlich groß genug. Allerdings hätten Computerspiele-Importeure – sprich: US-amerikanische und japanische Konzerne – kein ausgeprägtes Interesse an einer starken inländischen Produktion. Eine These, der BIU-Geschäftsführer Felix Falk umgehend widersprach: Innerhalb der Branche sei es auch seitens der Majors Konsens, dass von einem starken Gesamtmarkt alle profitierten.

Immerhin stellten alle Verbandsvertreter bei der Podiumsdiskussion übereinstimmend fest, dass sich beide Konzepte nicht widersprechen – im Gegenteil, sie würden sich im Rahmen eines Gesamtkonzepts sogar ergänzen.

Oder wie es der mitdiskutierende Mann der Praxis – Adrian Goersch vom Offenburger Studio Black Forest Games – formulierte: „Alles, was Geld gibt, ist gut.“