Start Politik EU-Medienrichtlinie nimmt Influencer in die Pflicht

EU-Medienrichtlinie nimmt Influencer in die Pflicht

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Das europäische Parlament entscheidet, wann die neue EU-Medienrichtlinie in Kraft tritt (Foto: Felix König)
Das europäische Parlament entscheidet, wann die neue EU-Medienrichtlinie in Kraft tritt (Foto: Felix König)

Keine Werbung für Alkohol auf Videoportalen, strengere Kennzeichnungs-Vorschriften für Youtuber: Die EU-Minister haben sich auf eine neue Medienrichtlinie geeinigt.

Weil täglich eine Flut an Spiele-Neuheiten über Steam und Appstores hereinbricht, wird es gerade für kleine und mittelgroße Spiele-Studios immer schwieriger, genügend Aufmerksamkeit zu generieren. Gerade in den Appstores sind die vorderen Plätze der Charts förmlich festzementiert durch eine Handvoll von Anbietern, die ihre Position durch erheblichen Einsatz von Marketinggeldern verteidigen. Selbst spielerische Perlen leiden unter mangelnder Sichtbarkeit.

Ein möglicher Ausweg: eine feste Quote für Produktionen aus bestimmten Ländern oder Regionen, wie sie ganz aktuell auch der GAME Bundesverband im Rahmen seines Förderkonzepts ins Spiel gebracht hat. Die Europäische Union hat im Webvideo-Segment nun Nägel mit Köpfen gemacht und schreibt Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime Video künftig eine Quote für europäische Filmproduktionen vor. 30 Prozent soll der Anteil betragen. Damit wird eine ähnliche Vorgabe für klassische Fernsehsender auch auf On-Demand- und Streaming-Angebote ausgeweitet.

Eine entsprechende Aktualisierung der „Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste“ (AVMD, oder kurz: Medienrichtlinie) haben die EU-Medienminister am 23. Mai 2017 auf den Weg gebracht. Auch Deutschland und Österreich haben dem Entwurf zugestimmt – Länder wie Großbritannien oder die Niederlande sprachen sich dagegen aus.

EU-Medienrichtlinie: Youtuber müssen Sponsorings kennzeichnen

Konkrete Auswirkungen hat die überarbeitete Richtlinie aber auch für die hiesige Live-Streaming- und Youtuber-Landschaft. Denn die bestehenden Regelungen mit Blick auf Jugendschutz und Werbung sollen auch auf Videoportale ausgeweitet werden. So ist laut einer Analyse des Mediendienstes Horizont geplant, die Werbung für Zigaretten und Alkohol im Kinderprogramm und auf Videoportalen grundsätzlich zu verbieten.

Youtuber und Letsplayer (neudeutsch: Influencer) sollen gesetzlich verpflichtet werden, verkaufte Inhalte künftig klarer als „Produktplatzierung“ oder Sponsoring zu kennzeichnen. Publisher wie Electronic Arts verlangen von ihren Partnern inzwischen, dass bezahlte Reisen oder Event-Einladungen auf Youtube und in Social-Media-Kanälen klar mit entsprechenden Hashtags gekennzeichnet werden.

In der Praxis geschieht dies bereits: Youtuber wie Erik Range („Gronkh“) weisen in Einblendungen und eingangs der Videos darauf hin, wenn beispielsweise die ersten Folgen einer Letsplay-Serie vom Spielehersteller bezahlt werden – zuletzt bei „FIFA 17“ und „Prey“. Diese Transparenz legen aber längst nicht alle Influencer an den Tag, erst recht nicht im Lifestyle-, Mode-, Reise- und Beauty-Segment.

Bevor die neuen Regelungen in Kraft treten, müssen sich zunächst noch EU-Ministerrat und das EU-Parlament einigen. Sowohl die Quote als auch die neuen Werbe-Vorgaben für Webvideo-Angebote treten daher frühestens Anfang 2018, womöglich auch erst in der zweiten Jahreshälfte 2018 in Kraft.