Start Politik Oberfinanzdirektion NRW: eSport-Vereine nicht gemeinnützig

Oberfinanzdirektion NRW: eSport-Vereine nicht gemeinnützig

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Finale der Virtual Bundesliga: Nahezu alle Bundesligaklubs unterhalten mittlerweile eigene Profi-eSportler, die in den Lizenzspielerabteilungen beschäftigt sind (Foto: DFL / EA / Felix Gemein)
Finale der Virtual Bundesliga: Nahezu alle Bundesligaklubs unterhalten mittlerweile eigene Profi-eSportler, die in den Lizenzspielerabteilungen beschäftigt sind (Foto: DFL / EA / Felix Gemein)

Verlieren Sportvereine den Gemeinnützigkeits-Status, sobald sie eSport-Abteilungen aufbauen? Bei den Finanzbehörden zeichnet sich ein Konsens ab.

Eine Mehrheit der Körperschaftssteuer-Referatsleiter von Bund und Ländern spricht sich dafür aus, eSport nicht als gemeinnützig anzuerkennen. Das belegen Recherchen des Branchendienstes Markt Intern („Steuertip“), dem eine entsprechende Abschrift der Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen vorliegt.

Steuerbegünstigte Körperschaften, die eine eSport-Abteilung gegründet haben, sind demnach als „steuerpflichtiger wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb“ zu beurteilen. Damit können eSport-Vereine nicht davon ausgehen, dass sie von den Vorzügen eingetragener Vereine profitieren können. Dazu zählt zum Beispiel die Ausstellung steuerlich absetzbarer Spendenquittungen oder die Befreiung von der Körperschafts- und Gewerbesteuer.

Laut „Steuertip“ ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, weil weitere Gerichtsentscheidungen zu erwarten sind. Zudem geht die Finanzverwaltung davon aus, dass es infolge des Koalitionsvertrags zu einer Gesetzesinitiative kommen wird: Dadurch könnte eSport analog zum traditionellen Sport in die Liste der förderfähigen Vereinszwecke der Abgabenordnung aufgenommen werden. Die Positionen innerhalb der Parteien und Ministerien liegen allerdings weiterhin weit auseinander.

Bereits im Februar hatte sich der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags damit beschäftigt, ob eingetragenen Sportvereinen die Gemeinnützigkeit aberkannt werden kann, sobald sie eine eSport-Abteilung gründen oder betreiben. Die Experten kommen zu der Einschätzung, dass der eSport nicht dem Sport zuzurechnen ist. Der Bericht weist auch darauf hin, dass bis zu diesem Zeitpunkt nur ein einziger eSport-Verein als gemeinnützig anerkannt worden war – allerdings über den Vereinszweck der „Jugendhilfe“. In die gleiche Richtung zielt ein Konzept der Hamburger Sportjugend, der offenkundig Zustimmung beim Finanzsenator der Hansestadt findet.

Nicht betroffen von der Regelung wären im Übrigen die meisten Bundesliga-Vereine, da sie die eSport-Aktivitäten ohnehin in den ausgegliederten Lizenzspieler-GmbHs und -Kommanditgesellschaften untergebracht haben. Das gilt zum Beispiel für den VfB Stuttgart, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen oder Aufsteiger 1. FC Köln. Das Thema eSport fällt üblicherweise in die Zuständigkeit der Marketing-Abteilungen. Als letzter Bundesligist hat der FC Schalke 04 die Profispieler-Abteilung im eingetragenen Verein organisiert.

Steuertip-Chefredakteur Karl-Heinz Klein weist auf eine weitere Besonderheit hin: Demnach geraten Profi-eSportler und Clans aufgrund steigender Antritts- und Preisgelder sowie Sponsoring-Einnahmen zunehmend ins Visier der Finanzverwaltung. Im Herbst 2018 wurde bekannt, dass die Branche von der Steuerfahndung durchleuchtet wird. Eine Sondereinheit hat zusammen mit dem Bochumer Finanzamt für Strafsachen erste Vorfeldermittlungen aufgenommen – und zwar bundesweit.

Dass sich explizit die Finanzbehörden in Nordrhein-Westfalen mit dem Thema eSport auseinandersetzen, verwundert nicht: Das Bundesland gilt als deutsches eSport-Mekka. Neben dem Turnier-Veranstalter Turtle Entertainment (ESL) haben auch Teams wie SK Gaming ihren Sitz in NRW.