Start Meinung The Masked Gamer: Die Gamescom 2021 (Fröhlich am Freitag)

The Masked Gamer: Die Gamescom 2021 (Fröhlich am Freitag)

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Die Masken dieser Gamescom-2019-Besucher genügen mutmaßlich nicht den Sicherheits-Vorgaben der Gamescom 2021 (Foto: KoelnMesse / Oliver Wachenfeld)
Die Masken dieser Gamescom-2019-Besucher genügen mutmaßlich nicht den Sicherheits-Vorgaben der Gamescom 2021 (Foto: KoelnMesse / Oliver Wachenfeld)

Inmitten der dritten Welle planen die Gamescom-Veranstalter bereits für die Zeit danach: Die Gamescom 2021 im August soll auch vor Ort stattfinden.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

würde man die Fans des FC Bayern, von Gladbach oder Freiburg fragen, ob sie denn demnächst wieder ins Stadion wollen würden – Allianz-Arena, Borussia-Park und Schwarzwald-Stadion wären binnen Minuten ausverkauft.

Ähnlich erwartbar sind auch die Ergebnisse jener Umfrage ausgefallen, die das Gamescom-Team vor wenigen Wochen unter Stammkunden durchgeführt hat: 92 Prozent der Befragten könnten es demnach „kaum abwarten, die Gamescom wieder vor Ort zu erleben“. 88 Prozent würden sich „mit guten Schutz- und Hygienemaßnahmen auf einer Gamescom in Köln sicher fühlen“.

Der Haken: Ob sich Stadion- oder Messe-Besucher sicher fühlen dürfen, entscheidet weder ein Bundesliga-Klub noch eine städtische Messegesellschaft, sondern die Politik – basierend auf den Infektions-Zahlen. In Köln liegt die Inzidenz am heutigen Freitag wieder jenseits von 100 – bei 35 freien Intensivbetten in der Millionenstadt am Rhein.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Das, was die Gamescom-Veranstalter gestern veröffentlicht haben, fühlt sich jedenfalls so an, als hätte die Deutsche Fußball-Liga fröhlich verkündet, ab der im August startenden Bundesliga-Saison 2021/22 wieder vor Zuschauern zu spielen. Zur Stunde ist das kühne Konzept auf 100.000 Endverbraucher (sogenannte ‚Gaming-Superfans‘) ausgelegt, also auf 25.000 Personen pro Messetag – zuzüglich Fachbesuchern, Medien und Standpersonal. Zum Vergleich: In ’normalen‘ Messezeiten verzeichnet die Gamescom rund 80.000 Besucher täglich.

Wir müssen nicht um den heißen Brei herumreden: Stand jetzt – also exakt fünf Monate vor dem geplanten Beginn der Aufbauarbeiten – braucht es schon eine lebhafte Fantasie, um sich einen ausgelassenen Messebetrieb mit maskierten Gamern, Körper-Scannern, festen Spielzeiten, Abstands-Warteschlangen und Bewegungsmelder-App bildlich vorzustellen. Fachbesucher werden zudem angehalten, „bei Geschäftsterminen den Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten und auf Körperkontakt und Händeschütteln zu verzichten“.

Ganz abgesehen davon, dass niemand weiß, ob bis August wieder ein geregelter Hotel- und Gastronomie-Betrieb klappt und inwieweit die quarantäne-lose Ein- und Ausreise aus anderen europäischen Ländern, aus Asien oder Nordamerika grundsätzlich möglich ist.

Zu Vor-Ort-Tests oder Impfnachweisen sind im vorläufigen Plan noch keine Informationen enthalten. Was mindestens für Minderjährige knifflig werden dürfte, denn bislang gibt es nun mal keinen zugelassenen Impfstoff für diese Altersgruppe. Kinder und Jugendliche stellten zuletzt ein Viertel der Gamescom-Besucher.

Gamescom-Tickets soll es ab Mai geben – also dann, wenn sich nach Abschluss der ‚Frühbucher-Phase‘ abschätzen lässt, ob sich hinreichend Aussteller finden, die ihren Home-Office-Angestellten die Auskopplung einer spielbaren Gamescom-Version samt Geschäftsreise in den Gaming-Hotspot Köln zumuten können und wollen. Und die obendrein willens und in der Lage sind, für ihre Messestände die Quadratmeterpreise von 2019 zu akzeptieren, bei weniger als einem Drittel der prognostizierten Besucher.

Wir lernen: Es gibt irrsinnig viele Unbekannte – und ich würde nicht mit dem Planungs-, Organisations- und Vertriebs-Komitee tauschen wollen. Erst recht nicht würde ich mir im Lichte der aktuellen Pandemie-Entwicklung eine Durchführungs-Prognose zutrauen, die über Ende März hinausreicht.

Gleichzeitig gilt: The Show Must Go On. Es ist völlig nachvollziehbar, dass sich Verband und Messe intensive Gedanken machen, wie eine Hybrid-Gamescom ganz praktisch aussehen kann – immer mit dem Backup, dass es wie schon 2020 bei einer rein virtuellen Livestream-Parade bleiben muss. Doch wie ernst es den Gamescom-Ausrichtern ist, zeigen die Buchungs-Unterlagen: Selbst die Auf- und Abbau-Uhrzeiten für die einzelnen Hallen sind schon jetzt durchgetaktet.

Der gestern veröffentlichte Gamescom-Hallenplan umfasst im Übrigen auch die doppelstöckige Halle 4 – die allerdings bis auf Weiteres vom amtlichen Kölner Impfzentrum belegt wird. Im besten Fall ist das so zu interpretieren, dass wir aus Sicht der Ausrichter bis August das Gröbste überstanden haben.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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