Start Meinung Fröhlich am Freitag 38/2019: Fridays for Fortnite

Fröhlich am Freitag 38/2019: Fridays for Fortnite

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Am 20. September 2019 streiken und protestieren auch in Deutschland mehrere Millionen Menschen für wirkungsvolleren Klimaschutz (Foto: Fridays for Future Deutschland)
Am 20. September 2019 streiken und protestieren auch in Deutschland mehrere Millionen Menschen für wirkungsvolleren Klimaschutz (Foto: Fridays for Future Deutschland)

Der Spielebranche ist die Klima-Debatte genauso egal wie den Nutzern, bislang zumindest. Dass sich daran etwas ändert, ist unwahrscheinlich – dank Cloud-Gaming.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

am heutigen Freitag werden weltweit Menschen auf die Straße gehen, um für wirkungsvolleren Klimaschutz zu demonstrieren. Einhaltung der CO2-Ziele, ein Ende der Subventionierung fossiler Energieträger, sorgsamer Umgang mit Ressourcen – durchweg ehrenwerte Anliegen. Allein zu den 500 angemeldeten „Fridays for Future“-Demos in Deutschland werden mehrere Millionen Teilnehmer erwartet.

Aber wie steht es eigentlich um das Umweltbewusstsein der Games-Industrie?

Fakt ist, dass sich das globale Games-Wachstum zwangsläufig auf den Energiebedarf niederschlägt. Schon die CO2-Bilanz der US-amerikanischen Spieler entspricht dem Gegenwert von fünf Millionen Autos oder 85 Millionen Kühlschränken. Nur: Dass eine PlayStation 4, Pro, eine Xbox One X oder ein potenter Gaming-PC um ein Vielfaches mehr Strom verbrauchen als eine Nintendo Switch, dürfte bei Kaufentscheidungen eine untergeordnete bis keine Rolle spielen.

So ehrlich muss man sein: Die Themen Klima und Umwelt stehen schlichtweg nicht auf der Agenda.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Das betrifft auch und gerade den deutschen Markt: Der Lobbyverband Game ist zwar amtierender Meister im Aufstellen von Forderungen (mehr Geld, mehr Anerkennung, noch mehr Geld), gleichzeitig aber erstaunlich still, wenn es darum geht, Anstrengungen zum Umwelt- und Klimaschutz innerhalb des eigenen Gewerbes einzufordern. Zumindest gibt es keine aktenkundige Verlautbarung in dieser Hinsicht. Gleiches gilt für so ziemlich alle Spielehersteller, kleine wie große.

Das fällt immer dann besonders auf, wenn es dann doch mal eine konkrete Maßnahme gibt. Der britische Entwickler Sports Interactive hat in dieser Woche eine umweltfreundliche Verpackung für den „Football Manager 2020“ angekündigt. Studio-Chef Miles Jacobson hat mir den Prototypen auf der Gamescom gezeigt. Angesichts dessen, mit welcher Begeisterung er da redete und gestikulierte, muss man davon ausgehen, dass hier ein Überzeugungstäter handelt. Er müsste das nicht tun, zumal es seine Marge belastet. Aber ihm ist das Thema erkennbar wichtig.

Allein der „Football Manager“ wird in den kommenden Monaten 20 Tonnen Plastik einsparen – und das ist ein Produkt. Denken Sie lieber nicht darüber nach, welch unglaubliche Mengen an Kunststoff der komplette Spiele-Markt jedes Jahr produziert.


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Zur Wahrheit gehört aber auch: Jacobson löst ein Problem, das sich perspektivisch ohnehin von selbst löst. In jedem Elektronikmarkt ist zu besichtigen, wie die Abteilungen für Games, Musik und Filme zusammendampfen. Durch Streaming-Dienste und Online-Plattformen sinkt die Nachfrage nach physischen Datenträgern. In der Praxis heißt das, dass weniger CD-Hüllen („Jewel-Cases“), DVD-Schuber und Blu-Rays produziert, transportiert und entsorgt werden.

Das ist nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Denn durch Online- und Cloud-Gaming sorgt die Spiele-Industrie für einen weiterhin exorbitant steigenden Energieverbrauch, weil riesige Datenmengen entstehen und quer über den Erdball gejagt werden. Das gilt zwar in gleicher Weise für Netflix, Spotify und YouTube-Videos. Nur: Wenn Google, Microsoft und Sony künftig die Spiele auf eigener Hardware berechnen und nur noch das Ergebnis durchs Glasfaserkabel transportieren, dann wird das Problem eher größer als kleiner. Zumal bei Filmen, Videos und Spielen gilt: Je höher die Auflösung, desto mehr Daten.

Besonders perfide: Der Verbraucher bekommt von diesem Unheil wenig mit, weil er es nicht auf der Stromrechnung sieht. Die Server, die Infrastruktur, die Kühlung, die Belüftung, all das ist ja in der monatlich abgebuchten Flatrate des Abo-Dienstleisters inklusive.

Davon abgesehen gäbe es natürlich hinreichend Möglichkeiten für die Spielebranche, ihr ganz eigenes Klimapaket zu schnüren – etwa durch den freiwilligen Verzicht auf innerdeutsche Flüge, die Reduzierung überflüssiger Folien und Blister-Verpackungen und eben den Umstieg auf besagte umweltfreundliche Spiele-Packungen. Oder man macht es wie Bethesda und pflanzt für jeden „DOOM Eternal“-Gamescom-Spieler ein Bäumchen.

Was jeder einzelne PC- und Konsolen-Spieler tun kann, haben US-Forscher auf dieser Website zusammengetragen.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


Alle Folgen unserer Kolumnen-Reihe finden Sie in der Rubrik „Meinung“.

1 Kommentar

  1. Ist das so?

    Beispiel Cloud Games:

    Es fallen die Fabriken weg, wo die Hüllen und Speichermedien produziert werden. Davor fallen demnach die Zulieferer der Materie weg. Die Zulieferer bestellen weniger Ressourcen, die nicht mehr gefördert und produziert werden müssen etc.

    Dann gibt es Millionen PCs und Spielekonsolen die Idlen oder im Standby sind. CloudServer bündeln die Ressourcen und sind besser ausgelastet. Zudem fällt auf Clientseite starke Hardware weg. Es wird im Prinzip sogar nur noch der Bildschirm benötigt ohne externe Hardware. Diese externe Hardware muss ebensowenig produziert werden.

    Demnach fallen schon zwei Produktionsketten weg, plus die noch vorhandene Hardware wird effektiver ausgelastet.

    So klingt das eher wie ein klarer Vorteil für die Umwelt… Ein Hoch auf Cloudgaming!

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