Dem größten ‚Deal‘ in der VOX-Show Die Höhle der Löwen droht ein vorzeitiges ‚Game Over‘: Zeedz ist aus den Appstores verschwunden.
„Das wird’n purer Erfolg“: Nicht nur Orthomol-Chef Nils Glagau war vor gut einem Jahr vollkommen überzeugt, dass das Smartphone-Spiel Zeedz durch die Decke geht. Co-Investor Carsten Maschmeyer prophezeite direkt nach der Sendung, das Spiel werde „die Gaming-Industrie für einen guten Zweck revolutionieren“. Von einem „Mega-Deal“ war die Rede – Goldgräberstimmung lag in der Luft.
Denn zum Ende der 13. Staffel der VOX-Gründer-Show Die Höhle der Löwen im Oktober 2023 hatte das komplette Rudel gemeinsam investiert – neben Glagau und Maschmeyer auch Dagmar Wöhrl, Ralf Dümmel und Tillman Schulz. Das hatte es in der zehnjährigen Historie des TV-Formats noch nicht gegeben. In Summe sicherten sich die fünf Investoren 25 Prozent der Anteile an der Zeedz GmbH für 1 Million $ – zu diesem Zeitpunkt rund 950.000 €.
Praktische Games-Branchen-Expertise war bei den Investoren erkennbar nicht vorhanden. Was die ‚Löwen‘ dennoch überzeugt hatte: Das Team von Gründer Sven Junglas wollte die Spieler mit In-Game-Käufen und dem optionalen Handel mit NFT-Figuren (also digitalen Unikaten auf Blockchain-Basis) für den Klimawandel sensibilisieren und mit den Erlösen gemeinnützige Projekte unterstützen. Das vermeintliche Alleinstellungsmerkmal: Zeedz sei „das erste Play-for-purpose-Spiel“.
Das Free2Play-Spiel, bei dem sich mehr als 140 verschiedene ‚Zeedles‘ sammeln und züchten lassen, greift dazu auf reale Wetter-Ereignisse zurück und konfrontiert den Spieler beispielsweise mit Hitzewellen oder Überschwemmungen. Durch gezielten Einsatz der Figuren soll der Endgegner CO der 2te von den Einweg-Inseln bekämpft werden. Junglas‘ Vision: „Wir wollen DAS Monster-Sammelkarten-Spiel unserer Zeit werden“, wie er es im GamesWirtschaft-Interview formulierte.
Spiele-App Zeedz in Die Höhle der Löwen: Was wurde aus dem Rekord-Deal?
Fast ein Jahr nach Launch ist die Zeedz-App nicht mehr auffindbar – weder im iOS-Appstore noch im Google Play Store. Aus Gründen: In einer Mitteilung schreibt Junglas, dass es trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen sei, weitere Partner und Geldgeber zu gewinnen.
Daher habe man sich schweren Herzens entschlossen, das Spiel und die Zeedz-Plattform samt Marktplatz vorübergehend abzuschalten, um keine laufenden Kosten zu produzieren. Die bereits vermarkteten NFT-Zeedles lassen sich weiterhin auf Grundlage der Kryptowährung Flow handeln.
Junglas legt Wert auf die Feststellung, dass es abseits der monatlichen Gehälter keine Auszahlungen ans Team gegeben habe – alle Gelder seien in das Projekt investiert worden. Hinter den Kulissen werde nun mit Hochdruck an einer Perspektive für Zeedz gearbeitet. Junglas kämpferisch: „Wir geben nicht auf.“ Alle TV-Investoren sind dem Vernehmen nach weiterhin an Bord.
Dass Spiele-Entwickler in der Höhle der Löwen auftreten, kommt extrem selten vor. Gleichwohl gibt es regelmäßig Pitches von Erfindern aus dem erweiterten Games-Umfeld, etwa Deep One (Gaming-Subwoofer), Lymb.io (Vollkörper-Konsole), Exercube (Fitness-Gerät), Lootboy (Marketing-App) und die E-Sport-Maus Zaunkönig. Eingangs der laufenden Staffel präsentierte sich das Startup Zockerhelden, das unter anderem verzockte Lootbox-Einsätze der Mandanten bei Spiele-Herstellern einklagen will.
In der Sendung am heutigen Montagabend (20:15 Uhr bei VOX und RTL+) gibt es ein Wiedersehen mit den DHDL-Veteranen Frank Thelen und Jochen Schweizer.
GamesWirtschaft hat die Zeedz-Investoren um Stellungnahmen gebeten – Beitrag wird entsprechend aktualisiert.
Das Fernsehen scheint oft von älteren Generationen für ältere Generationen gemacht zu sein. Viele der Personen in den Shows haben wenig Ahnung von Gaming, was verständlich ist, da Gamer in ihrer Zeit oft als Außenseiter betrachtet wurden. Aussagen wie ‘Das sind doch diese Freaks’ oder ‘Das sind alles potentielle Amokläufer’ waren damals nicht ungewöhnlich.
Es ist bedauerlich, dass Spiele heute oft moralisch aufgeladen werden. Wenn ihr etwas für das Klima oder die Umwelt tun wollt, dann macht bitte keine Computerspiele! Wenn ihr jedoch Computerspiele macht, dann kreiert ihr Kunst. Diese Kunst kann genutzt werden, um Themen wie den Klimawandel und seine Gefahren zu verarbeiten. Aber bitte nicht mit Geschäftsmodellen, die uns glauben machen wollen, dass wir durch den Kauf von NFTs etwas für das Klima tun. Das ist Greenwashing und schadet sowohl der Kunst als auch den moralischen Ansprüchen.
Entweder man schafft Kunst oder man engagiert sich aktiv im Klima- und Naturschutz. Kommt in Natur- und Klimaschutzvereine und helft uns, Projekte zu realisieren, die mehr Grünflächen schaffen und den Menschen in einer schwierigen Zukunft Erholungsmöglichkeiten bieten.
> Aber bitte nicht mit Geschäftsmodellen, die uns glauben machen wollen, dass wir durch den Kauf von NFTs etwas für das Klima tun. Das ist Greenwashing und schadet sowohl der Kunst als auch den moralischen Ansprüchen.
Das NFTs oft und gerne genutzt werden um damit unerfahrene Menschen auszunehmen ist das eine, das NFTs durchaus ihre Dahseinsberechtigung haben können ist das andere. Aber das mit Greenwasching gleichzusetzen finde ich absolut unpassend! CO2 Zertifikate kaufen und damit Geld in die chinesische Wirtschaft zu pumpen, das ist Greenwashing, den eigenen Ausstoß schön zu rechnen oder mit dem Finger auf andere zu zeigen, das ist Greenwasching.
Wenn man allerdings einen Anteil von den Erlösen in Klimaprojekte investiert ist das KEIN Greenwashing. Das tun auch andere Unternehmen!
Pokemon mit Tamagotchi zu verwechseln zeugt von ähnlich viel Expertise, wie bei den „Löwen“. 😅
Pokémon ist sicher näher dran am Spielprinzip, allerdings wird / wurde dafür etwas wenig ‚gekämpft‘.
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