„Candy Crush Jelly Saga“ ist eine Berlinerin: Die Hauptstadt-Filiale von King trägt die Verantwortung für die weltweit erfolgreiche Spiele-App. Die GamesWirtschaft-Studiotour wird zur Audienz: Studio General Manager Philipp Lanik nimmt Sie mit hinter die Kulissen.
„Vor Benutzung bitte den Rutschenauslauf kontrollieren! Es darf jeweils nur eine Person die Rutsche benutzen!“
[no_toc]Solche Hinweis-Schilder würde man vermutlich eher in einem Indoor-Spielplatz verorten, aber nicht in der Niederlassung eines internationalen Spiele-Herstellers mit Milliarden-Umsätzen. „Magst mol rutsch’n?“, fragt Standortleiter Philipp Lanik und deutet auf die Wendeltreppe, die sowohl zum Eingang der Rutsche als auch in die zweite Etage des Studios führt.
Der aus Wien stammende Lanik erlebte den globalen Siegeszug von „Candy Crush Saga“ fast von Anfang an. Bis August 2015 war er als Executive Producer in der Stockholmer King-Zentrale für das Spiel verantwortlich und wurde dann mit dem Ausbau des Berliner Studios betraut.
Dort belegt King zwei Stockwerke in Berlin-Mitte, nur wenige Gehminuten entfernt vom Gendarmenmarkt. In mehreren Räumen sind Videokonferenz-Systeme installiert, für die sich täglich Kollegen aus allen Erdteilen zuschalten. „Ich sage immer scherzhaft: Ich verbringe meinen Tag mit Fernsehschauen“, sagt der Studio-Chef.
Rund 70 der weltweit 2.000 King-Mitarbeiter sind in Berlin beschäftigt, verteilt auf mehr als 20 Nationalitäten. Firmensprache ist dementsprechend Englisch.
GamesWirtschaft Studiotour: Hinter den Kulissen von King in Berlin
Die jüngsten Quartalszahlen der Activision-Blizzard-Tochter haben erneut bewiesen, dass der Hunger nach den zuckersüßen „Candy Crush“-Spielen selbst nach sieben Jahren noch lange nicht gestillt ist. Auch im vergangenen Jahr gehörte die „Candy Crush“-Familie zu den umsatzstärksten Spielen in westlichen Appstores.
Das Erfolgsgeheimnis? Ein Mix aus Analytics, Technologie und vor allem ständiger Optimierung, erklärt Philipp Lanik.
Auch das User-Feedback sei extrem wichtig. „Es ist elementar, sich wirklich auf das zu fokussieren, was man am besten kann. Unsere Mitarbeiter sind extrem kreativ, aber als Studio muss man einen Fokus setzen. Meine Aufgabe besteht darin, eine gesunde Basis für das Studio zu schaffen und die Mitarbeiter zu coachen und sie bei ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.“
King in Berlin: Verantwortung für „Candy Crush Jelly Saga“
Nur ganz wenige internationale Games-Hersteller betreiben in Deutschland eigene Entwicklungs-Studios – und noch weniger haben den „Lead“ für eine weltweite Top-Marke. Das King-Team in Berlin entwickelt nicht nur neue Inhalte für „Candy Crush Jelly Saga“, sondern optimiert auch die Technik und fügt Funktionen hinzu. Daneben arbeitet das Studio – wie alle anderen King-Filialen – an Prototypen neuer Spiele.
Im Gegensatz zu Crytek, InnoGames oder Ubisoft Blue Byte flog das Hauptstadt-Studio von King lange Zeit unter dem Wahrnehmbarkeits-Radar, auch innerhalb der Branche. Das soll sich nun ändern: „Wir werden weiterhin in Berlin investieren und zeigen auch verstärkt Gesicht, wie zuletzt bei der Quo Vadis. Das spielt einerseits eine Rolle bei der Rekrutierung, andererseits stehen wir natürlich in der Verantwortung und wollen etwas zurückgeben.“
Derzeit befände sich das Team in einer ‚Phase der Stabilität‘: „Unser Hauptfokus ist es, Talente zu bekommen und ins Studio zu integrieren. Wichtig sind uns in diesem Zusammenhang auch Themen wie Diversität und Inklusion – wir haben da schlichtweg eine Vorbild-Funktion.“ Seit März gibt es für diese Aufgabe sogar eine eigene King-Direktorin mit weltweiter Zuständigkeit.
King-Manager Philipp Lanik: „In Deutschland hat man den Mobile-Trend lange Zeit verschlafen.“
Für das weitere Wachstum sucht Lanik neue Mitspieler: Ausgeschrieben sind unter anderem Grafiker, Entwickler, Spieldesigner, Leveldesigner. Die Hauptstadt-Präsenz sei bei der Anwerbung von Mitarbeitern ein Vorteil: „Berlin ist für Bewerber ein attraktiver Standort. Für die Stadt spricht die große Kreativ- und Startup-Szene mit enormem Talent-Pool. Auch mit englischen Sprachkenntnissen kommt man gut zurecht. Eine wichtige Rolle spielt zudem die große Auswahl an internationalen Schulen, gerade wenn es um Einstellungen auf seniorigem Level geht.“
Defizite attestiert Philipp Lanik allerdings dem Nachwuchs-Bereich am Games-Standort Deutschland. Gerade wegen der seit Jahren steigenden Mobilegames-Umsätze sei es unverständlich, warum der Fokus in der Ausbildung weiterhin auf PC- und Strategiespielen liegt – also den „typisch deutschen Tugenden“, wie er es nennt.
Sein Befund: „In Deutschland hat man den Mobile-Trend lange Zeit verschlafen.“
Wer bei der Aufholjagd mithelfen möchte, findet die aktuellen Job-Ausschreibungen auf der King-Website. Unter anderem bietet das Unternehmen auch Internships – also Praktika – an, mit denen man sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Aber immer daran denken: Vor Benutzung bitte den Rutschenauslauf kontrollieren!
Bisherige Stationen der GamesWirtschaft Studiotour:
- Epic Games – Berlin
- InnoGames – Hamburg
- Wooga – Berlin
- Deck 13 – Frankfurt/Main
- Sandbox Interactive – Berlin
- Mimimi Productions – München
- Yager – Berlin
- Megazebra – München
- Fluffy Fairy Games – Berlin