Start Wirtschaft MTG: Millionen-Abschreibungen bei ESL und InnoGames

MTG: Millionen-Abschreibungen bei ESL und InnoGames

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MTG nimmt Abschreibungen bei den deutschen Töchtern InnoGames und ESL vor (Foto: Modern Times Group)
MTG nimmt Abschreibungen bei den deutschen Töchtern InnoGames und ESL vor (Foto: Modern Times Group)

Mit einem Kursrutsch von 15 Prozent hat die MTG-Aktie auf schlechte Nachrichten der deutschen Töchter InnoGames und ESL reagiert.

Der börsennotierte schwedische Medienkonzern Modern Times Group (MTG) hält die Mehrheit an zwei der größten deutschen Games-Unternehmen: am Hamburger Online- und Mobile-Games-Entwickler InnoGames („Forge of Empires“, „Die Stämme“) und am Kölner E-Sport-Veranstalter ESL. In Summe beschäftigt MTG mehr als 650 Mitarbeiter in Deutschland.

Im Oktober 2019 hatte MTG angekündigt, die Unternehmens-Strategie auf den Prüfstand zu stellen – mit dem möglichen Ergebnis, das hochprofitable Games-Geschäft abzuspalten, um ganz auf den womöglich lukrativeren E-Sport-Markt zu wetten.

Doch die Weiterentwicklung des Konzerns zum reinen E-Sport-Anbieter gerät durch jüngste Rückschläge ins Stocken:

  • Das geplante E-Sport-Joint-Venture zwischen der ESL und der Tencent-Beteiligung Huya ist vorerst gescheitert. Dadurch kommt es mindestens zu Verzögerungen beim ESL-Markteintritt auf dem wichtigen chinesischen E-Sport-Markt. Der Huya-Einstieg hätte die ESL-Bewertung auf über 380 Millionen Euro katapultiert. MTG begründet den Abbruch mit unterschiedlichen Auffassungen mit Blick auf die künftige Strategie. Erst am Montag war bekannt geworden, dass Huya stattdessen die Übertragungsrechte an den „League of Legends“-Ligen in Europa und den USA erworben hat.
  • InnoGames muss Abschreibungen von fast 9 Millionen Euro auf zwei neue Mobile-Games vornehmen: „God of Kings“ und „Warlords of Aternum“. InnoGames hatte „Warlords“ 2017 vom Berliner Mitbewerber Wooga übernommen und sowohl die Mechanik als auch das Geschäftsmodell grundsätzlich überarbeitet. Das Strategiespiel „God of Kings“, das sich seit Monaten im sogenannten Soft-Launch befindet, wird nahezu komplett abgeschrieben – das letzte Update datiert vom November 2019. Damit hat InnoGames seit der Markteinführung von „Elvenar“ im Jahr 2015 keine nachhaltig erfolgreiche Spiele-Neuheit mehr veröffentlicht.
  • Parallel setzt MTG das Sparprogramm samt Personalabbau fort – allein bei der ESL sinken die Kosten dadurch um 3,8 Millionen Euro. Das eingesparte Geld soll teilweise in die neue ESL Pro Tour investiert werden. Der Stop von Projekten resultiert in Abschreibungen von weiteren 3 Millionen Euro.
Das sind die 10 größten Arbeitgeber der deutschen Games-Branche (Stand: Juli 2019)
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Die Maßnahmen haben ein Gesamt-Volumen von 18 Millionen Euro und werden sich zwangsläufig auf die Ergebnisse des 4. Quartals 2019 auswirken, die MTG am 6. Februar bekannt geben will. Bereits reagiert haben die Anleger: Seit der Ankündigung des Huya-Deals im Herbst hat der MTG-Kurs an der Stockholmer Börse deutlich zugelegt – der Abbruch der Verhandlungen führte seit Montag nun zu einem regelrechten Kursrutsch von knapp 15 Prozent. Derzeit notiert die Aktie an der Frankfurter Börse bei deutlich unter 10 Euro.

Ausführliche Analysen und Hintergründe zu MTG, InnoGames und der ESL finden Sie in diesen Beiträgen: