Start Wirtschaft Ubisoft: Tencent verdoppelt Beteiligung (Update)

Ubisoft: Tencent verdoppelt Beteiligung (Update)

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Tencent steigt langfristig bei Ubisoft ein (Abbildung: Tencent Holdings, Ubisoft)
Tencent steigt langfristig bei Ubisoft ein (Abbildung: Tencent Holdings, Ubisoft)

Der chinesische Internet- und Medienkonzern Tencent steigt langfristig beim französischen Publisher Ubisoft (Far Cry, Assassin’s Creed) ein.

Regelmäßig war Tencent als potenzieller Käufer des zuletzt strauchelnden Spieleherstellers Ubisoft im Gespräch – jetzt werden die Pläne konkreter: Chinas Tech-Riese kauft für 200 Millionen € eine Minderheitsbeteiligung von 49,9 Prozent an jenen Aktien, die von der Gründer-Familie Guillemot gehalten werden – mit der Option auf Anteile im Wert von weiteren 100 Millionen €.

Tencent zahlt mit 80 € pro Aktie einen kräftigen Aufschlag gegenüber dem derzeitigen Ubisoft-Kurs von unter 50 €.

Zusätzlich kann Tencent die Ubisoft-Stimmrechte von bislang 4,5 Prozent auf 9,99 Prozent mehr als verdoppeln. Dabei wird es dann aber auch bleiben: Tencent verpflichtet sich, die bestehenden Aktien mittelfristig zu halten und in den kommenden acht Jahren – also bis 2030 – keine weiteren Anteile zu erwerben, die über diese Marke hinausgehen. Eine Komplettübernahme ist also vom Tisch – zudem dürfen die Chinesen keine operativen Entscheidungen verhindern.

Der Guillemot-Clan bleibt größter Einzelaktionär und hat bei Ubisoft weiterhin das Sagen: CEO Yves Guillemot, der mit dem Deal sein Lebenswerk gegen feindliche Übernahmen absichert, soll das Unternehmen weiter führen und sieht im Tencent-Investment ein Bekenntnis zur langfristigen Stabilität des Publishers. Beide Unternehmen wollen unter anderem weitere Ubisoft-Spiele-Marken für Mobile-Plattformen umsetzen und vermarkten – eine Kernkompetenz von Tencent.

Tencent Holdings zählt zu den zehn wertvollsten börsennotierten Firmen und ist gleichzeitig weltgrößter Spiele-Hersteller: Zum Portfolio gehören unter anderem Supercell (Clash of Clans), Riot Games (League of Legends), Funcom, das Berliner Studio Yager sowie substanzielle Beteiligungen an Epic Games (Unreal Engine, Fortnite), Paradox, Activision Blizzard und vielen weiteren Studios. Bei der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Gamescom 2022 stellte das junge Tencent-Label Level Infinite den flächenmäßig größten Stand eines Publishers.

Ubisoft war in den vergangenen Jahren in unruhiges Fahrwasser geraten, wodurch auch der Börsenwert unter die Räder kam: Produkt-Verschiebungen, mehrere Flops und insbesondere Abgänge von Führungskräften infolge übergriffigen Verhaltens haben den Konzern erschüttert, der in Deutschland an fünf Standorten fast 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und damit als größter Games-Arbeitgeber des Landes gilt. Weltweit arbeiten bei Ubisoft mehr als 17.000 Menschen. Bekannteste Marken: Assassin’s Creed, Far Cry, Rainbow Six, Watch Dogs und die bei Ubisoft Mainz produzierte ANNO-Reihe.

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2 Kommentare

  1. Mal schauen wie sich das weiter entwickelt. Ich bin kein Fan davon, dass sich die Chinesen überall einkaufen. China ist nun mal keine Demokratie und ein Rechtsstaat existiert dort auch nur auf dem Papier.

    • Sehe ich leider ähnlich. Tencent als eines der 5 großen Tech-Unternehmen in China, und somit unmittelbar beteiligt an der Regierung, mit 100 Mio. € auszustatten, die wiederum unmittelbar in den chinesischen Staatshaushalt fließen um die Überwachung der Landsleute voranzutreiben, ist schon bedenklich und schließt eine Mittäterschaft von Ubisoft an den dort verübten Verbrechen gegen die Menschenwürde nicht aus. Ich will das Wort „Bürger“ schon überhaupt nicht in den Mund nehmen, denn das würde implizieren, dass die chinesische Bevölkerung Rechte hätte, was faktisch nicht der Fall ist.

      Ich finde das mindestens beunruhigend!

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