
Einer der renommierten Spiele-Entwickler des Landes schließt für immer: Die Unwucht bei Thunderful bedeutet das Aus für Studio Fizbin.
Update vom 4. März 2025 (17:30 Uhr): Zu einer offiziellen Pressemitteilung oder einer Social-Media-Stellungnahme konnte sich das Thunderful-Management offenkundig nicht durchringen. Aber wer auf der Website etwas nach unten scrollt, findet dann doch „An Update on Studio Fizbin“.
Darin bestätigt der Publisher ganz offiziell die Schließung des deutschen Studios im Zuge der Restrukturierungsmaßnahmen, die seit November 2024 laufen. Trotz intensiver Anstrengungen sei es nicht gelungen, Studio Fizbin im Unternehmen zu behalten.
Thunderful würdigt die jahrelange enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Belegschaft in Ludwigsburg und Berlin: „Danke, Studio Fizbin: Es war eine Ehre, mit euch zu arbeiten.“
Studio Fizbin stellt nach Reignbreaker den Betrieb ein
Meldung vom 4. März 2025 (8:30 Uhr): Exakt zwei Jahre nach der Übernahme der Studio Fizbin GmbH durch die schwedische Thunderful Group hat die Krise beim Mutterunternehmen dramatische Auswirkungen auf die deutsche Studio-Tochter: Der preisgekrönte Spiele-Entwickler aus dem baden-württembergischen Ludwigsburg mit Niederlassung in Berlin wird abgewickelt. Im Anschluss an die Veröffentlichung von Reignbreaker und 14 Jahre nach Gründung muss Studio Fizbin noch im Frühjahr den Betrieb einstellen, wie Geschäftsführer Alexander Pieper am späten Montagabend bekannt gegeben hat.
Pieper hatte das Studio 2011 zusammen mit Sebastian Hollstein und Mareike Ottrand aufgebaut. Für Titel wie The Inner World, Say No More! oder Minute of Islands war Studio Fizbin in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Deutschen Computerspielpreis, dem Animated Games Award Germany und dem Deutschen Entwicklerpreis.
Zuletzt hatte Thunderful mit einem massiven Fixkosten- und Stellenabbau gegen tiefrote Zahlen und einen kollabierenden Aktienkurs angekämpft: Im vergangenen Jahr wurde bereits der Dürener Publisher Headup abgespalten – kurz vor Weihnachten 2024 wurde öffentlich, dass die interne Games-Entwicklung fast komplett eingestellt wird. Spätestens zu diesem Zeitpunkt gab es Sorgen um Studio Fizbin. Bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen hat CEO Martin Walfisz eingeräumt, das die Abteilung sehr wahrscheinlich zur Disposition steht.
In Anbetracht der Lage hat das Studio-Management um Geschäftsführer Pieper seit Monaten mögliche Alternativen geprüft, um das Team zu erhalten, die Finanzierung zu sichern und neue Projekte zu akquirieren – die sich aber durchweg als nicht nachhaltig erwiesen haben. Zur Einstellung des Betriebs gab es daher keine Alternative. Die rund 20 betroffenen Beschäftigten sollen bei der Suche nach neuen Jobs in der Branche unterstützt werden (wer Kontakt aufnehmen möchte: hiring@studio-fizbin.de).
Reignbreaker ist das letzte Spiel von Studio Fizbin
Reignbreaker ist somit das letzte Fizbin-Spiel: Die PC-Neuheit zählt zum populären Genre der „Roguelikes“ und ist in einer dystopischen, mittelalterlichen Punk-Welt angesiedelt. Nach zweieinhalbjähriger Entwicklungszeit ist die Veröffentlichung via Steam für den 18. März geplant – in den darauffolgenden Monaten soll es noch ‚Post-Launch-Support‘ in Form von Updates geben.
Zur Finanzierung von Reignbreaker hat abermals das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen der Games-Förderung beigetragen – in diesem Fall mit über 1,3 Mio. €. Die Produktion von Titeln wie The Inner World oder A Minute of Islands wurde außerdem vom Medienboard Berlin-Brandenburg und vom Land Baden-Württemberg via MFG-Programm substanziell unterstützt.
Für die deutsche Games-Branche ist das Aus von Studio Fizbin eine weitere bittere Nachricht in einer ohnehin schwierigen Phase. Der Vorgang weckt Erinnerungen an das ebenfalls preisgekrönte Münchener Studio Mimimi Games, das im August 2023 überraschend bekannt gegeben hatte, dass der Betrieb nach Veröffentlichung von Shadow Gambit: The Cursed Crew kontrolliert heruntergefahren wird und keine neuen Spiele mehr entstehen (Details / Kolumne). Weitere Beispiele der jüngeren Vergangenheit sind Flying Sheep (Köln), Threaks (Hamburg) und Piranha Bytes (Essen).
Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!
GamesWirtschaft auf Social Media: LinkedIn ● Facebook ● X ● Threads ● Bluesky
Ihr solltet aber bitte klarstellen, dass das Münchener Studio Mimimi Games durch Geschäftsaufgabe, nicht aber aus Insolvenzgründen heruntergefahren wurde. Anders wie es etwa bei Piranha Bytes der Fall war. Das sollte man durchaus festhalten, da es auch die Spiele betrifft. Ich möchte als Kunde kein Spiel eines insolventen Entwicklers kaufen, da hier bereits feststeht, dass keine Updates und Fixes mehr kommen werden, während Shadow Gambit aber sehr wohl noch Updates und Fixes bekommt!
Keines der erwähnten Studios hat Insolvenz angemeldet.
Kommentarfunktion ist geschlossen.