Die Spiele für die neue Konsole Intellivision Amico kommen – auch – aus Bayern: Das US-Startup eröffnet im Juli eine Europa-Zentrale in Nürnberg.
120 Bilder pro Sekunde, 8K-Auflösung, Spiele-Streaming aus der Cloud – all das mag für den Xbox-One-Nachfolger „Project Scarlett“ und die PlayStation 5 gelten, nicht aber für den kompletten Gegenentwurf: Retro-Konsolen erleben seit einigen Jahren eine regelrechte Renaissance. Modelle wie der Nintendo Classic Mini oder PlayStation Classic bedienen in erster Linie Kindheitserinnerungen.
Einen Mittelweg beschreitet Intellivision: Die gleichnamige Spielkonsole kam Ende der 70er Jahre in den US-Handel, wurde von Hersteller Mattel aber zwölf Jahre später im Lichte der übermächtigen Konkurrenz eingestellt.
40 Jahre später will Tommy Tallarico die Marke wiederbeleben. Tallarico ist im Hauptberuf Musiker und Videospiel-Komponist und tourt seit einigen Jahren mit „Video Games Live“ durch Mehrzweckhallen und Konzertsäle rund um den Globus. In seinem Unternehmen Intellivision Entertainment hat er die Markenrechte gebündelt und langjährige Weggefährten um sich geschart. Im Mai 2018 wurde eine Neuauflage unter dem Namen „Intellivision Amico“ angekündigt – die Markteinführung des Geräts ist für Oktober 2020 geplant. Geplanter Preis-Korridor für das Komplettpaket: umgerechnet zwischen 130 und 160 Euro.
Seit Herbst 2018 wurden vorwiegend Skizzen und Konzepte gestreut – im Rahmen der in dieser Woche anlaufenden E3 2019 will Intellivision einen funktionstüchtigen Prototypen und 22 lauffähige Spiele vorstellen. Bekannt ist unter anderem, dass die beiden mitgelieferten, kabellosen Controller (erinnern optisch an iPods) mit Touchscreen-Bildschirmen und Force-Feedback-Funktion ausgestattet sind.
Hauptzielgruppe des Intellivision Amico sind Familien. Im Unterschied zu Nintendo Switch, PlayStation 4 oder Xbox One sollen die Spiele maximal mit einer Altersfreigabe von 12 Jahren auskommen und vorwiegend über einen Download-Store zu Preisen im einstelligen Dollar-/Euro-Bereich angeboten werden. Dazu lässt das Unternehmen derzeit Klassiker aufmöbeln und weitere Exklusivtitel entwickeln – auch in Deutschland. Genauer: in Bayern. Bislang sollen sieben Studios an elf Titeln arbeiten.
Parallel baut das Unternehmen eine Niederlassung in Nürnberg auf, die unter anderem den Vertrieb und das Marketing im europäischen Raum steuern soll. Die Geschäftsführung der Intellivision Entertainment Europe GmbH übernimmt Hans Ippisch, der bis November 2018 als CEO das Fürther Medien-Unternehmen Computec Media (u. a. PC Games, 4players) leitete. Im November 2018 wurde Christian Müller zum neuen Geschäftsführer berufen.
Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach sieht in der Neugründung einen Beleg für die Stärke des Freistaats als Games-Standort.