Mit knapp 11.000 Mitarbeitern ist die Zahl der Beschäftigten bei deutschen Studios und Publishern weiterhin rückläufig.
Der deutsche Computerspiele-Markt boomt, was aber nicht zwangsläufig dazu führt, dass Spielehersteller mehr Mitarbeiter einstellen würden – im Gegenteil. Aus der Erhebung des Branchenverbands Game ergibt sich eine weiterhin sinkende Beschäftigtenzahl: Zum Stichtag Mai 2019 waren in Deutschland rund 11.000 Menschen bei Games-Entwicklern und Publishern tätig – ein Minus von fast 6 Prozent gegenüber Vorjahr.
Zur Einordnung: 11.000 Personen entspricht ziemlich genau der Zahl der Mitarbeiter, die allein der ostwestfälische Landmaschinenhersteller Claas beschäftigt.
Größter Arbeitgeber der deutschen Games-Branche ist laut einer aktuellen GamesWirtschaft-Analyse Nintendo of Europe in Frankfurt/Main mit rund 900 Angestellten. Bei den Spiele-Studios führt Ubisoft Blue Byte die Liste an – an den Standorten Berlin, Mainz und Düsseldorf sind über 500 Entwickler in Lohn und Brot.
Auch im erweiterten Markt der Branche – dazu zählt der Game-Verband unter anderem Dienstleister, Agenturen, Handel, Bildungseinrichtungen und Medien – gab es ein leichtes Minus. In Summe rutscht die Gesamt-Beschäftigtenzahl unter die Marke von 28.000 – seit 2015 sind somit fast dreieinhalbtausend Jobs in der deutschen Videospiel-Industrie verloren gegangen.
Für Industrieverbands-Geschäftsführer Felix Falk sind die Zahlen und der branchenübergreifende Stellenabbau ein Zeichen für den großen wirtschaftlichen Druck, der auf Games-Unternehmen in Deutschland lastet. Derweil die Software-Umsätze von einer Bestmarke zur nächsten eilen, schlägt sich das nicht in den Beschäftigtenzahlen nieder.
Ursache ist aus Falks Sicht, dass nur wenige der in Deutschland gespielten Games auch hierzulande entwickelt werden. Linderung soll die Computerspiele-Förderung auf Bundesebene bringen, für die seitens der Bundesregierung 50 Millionen Euro für das Jahr 2019 eingeplant wurden. Bislang ausbezahlte Beträge: null. Zur erheblichen Verunsicherung hat beigetragen, dass im Etat des Verkehrsministeriums bislang keine Förder-Mittel für die kommende Saison vorgesehen sind.
Zuversichtlich stimmt den Verband, dass zuletzt wieder mehr Games-Unternehmen entstanden sind – trotz schwieriger Rahmenbedingungen. Die Zahl der Firmen stieg von 524 (2018) auf 614 (2019). Überwiegend handelt es sich um Neugründungen, bei denen oft nur der Gründer selbst oder das Gründer-Team beschäftigt ist, aber (noch) keine weiteren sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter. „Dieses Potenzial müssen wir als Digital- und Kulturstandort dringend nutzen. Sonst findet die Entwicklung des Leitmediums des 21. Jahrhunderts weitgehend ohne deutsche Beteiligung statt“, so Falk.
Noch nicht offiziell ist der Marktanteil deutscher Spiele-Studios in Deutschland – der Wert könnte für das Gesamtjahr 2018 erstmals auf unter 5 Prozent rutschen. Allerdings hat diese Kennzahl geringe Aussagekraft über die Marktbedeutung und Ertragskraft hiesiger Games-Anbieter: Die meisten Unternehmen der Branche erwirtschaften ihren Umsatz nicht vor der Haustür, sondern rund um den Globus.