Start Wirtschaft Fortnite: Epic Games provoziert Appstore-Rauswurf (Update)

Fortnite: Epic Games provoziert Appstore-Rauswurf (Update)

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Ingame-Käufe in Titeln wie
Ingame-Käufe in Titeln wie "Fortnite" treiben den Games-Umsatz 2018 in Deutschland (Abbildung: Epic Games)

„Fortnite“-Hersteller Epic Games verklagt Appstore-Betreiber Apple wegen unfairer Wettbewerbs-Praktiken – und nimmt buchstäblich in Kauf, dass das Spiel aus dem Appstore fliegt.

Update von 13 Uhr: Mittlerweile hat Epic Games auch eine Klage gegen Google eingereicht. Analog zu Apple hatte der Konzern die „Fortnite“-App aus dem Google Play Store entfernt, nachdem Epic Games eine alternative Bezahlmethode außerhalb des Google-Stores angeboten hatte.

Meldung vom 14. August 2020: Epic Games hat sich bestmöglich vorbereitet: Mit dem 50sekündigen Kurzfilm „Nineteen Eighty-Fortnite“ parodiert das US-Studio einen Apple-TV-Spot des Jahres 1984, der einst die Markteinführung des Apple Macintosh einleitete und bei dem Ridley Scott („Alien“, „Gladiator“) Regie führte.

Analog zum Apple-Original zeigt Epics Version eine Orwell’sche Übermacht, gegen die es zu rebellieren gelte. Der Spot endet mit dem Aufruf: Epic Games hat dem Monopol des App Store die Stirn geboten. Als Vergeltungsmaßnahme sperrt Apple Fortnite auf einer Milliarde Geräten. Schließe dich dem Kampf an, damit 2020 kein ‚1984‘ wird.

Die Spieler werden aufgefordert, sich via Hashtag #Freefortnite auf Epics Seite zu schlagen.

Epic Games wehrt sich gegen die aus ihrer Sicht unverhältnismäßige Provision von 30 Prozent, die immer dann fällig werden, wenn Ingame-Käufe innerhalb einer App erfolgen – etwa Deko-Elemente, Spielwährung oder Beschleuniger. Apple verdient also an jeder Mikrotransaktion mit, ebenso wie Mitbewerber Google in dessen Google Play Store.

Epic Games hat nun per Update eine eigene Zahlungsmethode eingefügt, die Apple umgeht und gleichzeitig mit einem 20-Prozent-Rabatt auf die Spielwährung V-Bucks („Mega Drop“) lockt.

Auf der Website heißt es dazu: „Heute führen wir außerdem eine neue Zahlungsmöglichkeit für iOS und Android ein: die Direktzahlung an Epic. Wenn ihr euch dafür entscheidet, die Direktzahlung an Epic zu nutzen, spart ihr bis zu 20 %, da Epic die Einsparungen beim Zahlungsprozess an euch weitergibt. Holt euch das neueste Fortnite-Update, um noch heute mit dem Sparen anzufangen!“

Mit diesem bewussten Verstoß gegen die Apple-Richtlinien hat Epic Games den „Fortnite“-Rausschmiss aus dem Appstore provoziert.

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Gleichzeitig hat das Unternehmen eine mehr als 60seitige Klageschrift gegen Apple bei einem kalifornischen Gericht eingereicht. Zentraler Vorwurf: Verstoß gegen Kartellrecht und Ausnutzung einer Monopol-Stellung, weil der Appstore und das iOS-Betriebssystem als integraler Bestandteil von iPhones und iPads gelten.

Die Klageschrift will Epic Games nicht in erster Linie als Kampf in eigener Sache verstanden wissen, sondern stellvertretend für „Hunderte Millionen von Verbrauchern und Zehntausenden Spiele-App-Entwicklern“. Tatsächlich geht es Epic Games nach eigenem Bekunden nicht ums Geld, also um Schadensersatz, sondern um die Sache – mit dem Ziel, das Apple-Geschäftsmodell aufzubrechen.

Stein des Anstoßes: Mit einer alternativen Direktzahlungs-Option für "Fortnite" provoziert Epic Games den Appstore-Rauswurf (Abbildung: Epic Games)
Stein des Anstoßes: Mit einer alternativen Direktzahlungs-Option für „Fortnite“ provoziert Epic Games den Appstore-Rauswurf (Abbildung: Epic Games)

Mittlerweile hat auch Google die „Fortnite“-App aus dem Google Play Store entfernt. „Fortnite“ bleibt spielbar via Android, PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, über die Epic-Games-Android-App – und auf dem Mac. Allerdings können beispielsweise iPhone-Nutzer keine Aktualisierungen mehr abrufen.

„Fortnite“ gilt nach wie vor als eines der am häufigsten heruntergeladenen, meistgespielten und kommerziell erfolgreichsten Smartphone-Spiele. Die Zahl der registrierten Spieler liegt jenseits von 350 Millionen.

Free2Play-Apps generieren fast so viel Umsatz wie der komplette deutsche Musik- und Kino-Markt (Stand: 22. Juli 2020)
Free2Play-Apps generieren fast so viel Umsatz wie der komplette deutsche Musik- und Kino-Markt (Stand: 22. Juli 2020)

Während Google bereits reagiert hat und die bestehende Politik verteidigt, gibt es noch keine Stellungnahme von Apple.

Beitrag wird laufend erweitert und aktualisiert


Mit Epic Games beschäftigen sich auch die aktuelle Folge von „Fröhlich am Freitag“ und die Kolumne „Die große Epic-Games-Verschwörung“