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Counter-Strike: Valve verliert Lootboxen-Prozess

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Urteil zu Counter-Strike Lootboxen: Waffenkisten erhalten eine zufällige Auswahl an 'Skins' (Abbildung: Valve)
Urteil zu Counter-Strike Lootboxen: Waffenkisten erhalten eine zufällige Auswahl an 'Skins' (Abbildung: Valve)

Noch nicht rechtskräftig, aber wegweisend: Ein österreichisches Gericht stuft Counter-Strike-Lootboxen als illegal ein – Valve muss Geld zurückzahlen.

Derweil Deutschlands Behörden noch ‚Zukunftswerkstätten‘ über die umstrittenen Lootboxen abhalten, werden im benachbarten Österreich weiter Fakten geschaffen: Nachdem Electronic Arts und Sony Interactive bereits zur Rückzahlung investierter Lootboxen-Beiträge im EA Sports FC 24-Vorgänger FIFA verurteilt wurden, hat nun auch die Valve Corporation einen ähnlich gelagerten Prozess vor einem Gericht in der Steiermark verloren.

Der US-Spielehersteller, der auch die PC-Plattform Steam betreibt, muss einem Kunden 14.096,58 € zurückzahlen, die dieser Spieler im Online-Dauerbrenner Counter-Strike: GO für Lootboxen ausgegeben hatte. Im konkreten Fall handelt es sich um kosmetische ‚Skins‘ für Gewehre, Pistolen und Messer, die sich durch das Öffnen von Waffenkisten erwerben und handeln lassen. Der Wert der Skins bemisst sich insbesondere nach deren Seltenheitsklasse – die Spanne am Steam-Community-Markt reicht von wenigen Cent bis zu fünfstelligen Euro-Beträgen.

Analog zum Sony-/EA-Prozess hatten die klagende Wiener Kanzlei Salburg und der Prozessfinanzierer Padronus erfolgreich argumentiert, dass es sich bei den bei den zufallsgenerierten Inhalten der Waffenkisten um illegales Glücksspiel handelt. Das Gericht schloss sich dieser Einordnung an und sah es als erwiesen an, dass eine „vermögenswerte Leistung im Sinne des österreichischen Glücksspielgesetzes“ vorliegt, da eine Gewinnerzielung möglich sei.

Valve besitzt keine Glücksspiel-Konzession – daher seien die abgeschlossenen Verträge nichtig und die Zahlungen rückforderbar. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Aus Sicht von Prozessfinanzierer Richard Eibl handelt es sich um das erste Counter-Strike-Lootbox-Urteil im deutschsprachigen Raum : „Die Valve Corporation ist nach den Spielebetreibern von FIFA somit nun der zweite Videospielanbieter, der nachgewiesenermaßen illegales Glücksspiel in Österreich anbietet. Laut diverser Studien generiert Valve circa eine Milliarde Umsatz durch Counter-Strike-Lootboxen. Der österreichische Marktanteil davon ist nicht unbeträchtlich, da Österreicher im internationalen Vergleich sehr glücksspielaffin sind.“

Aufgrund des Urteils seien bei Valve „Dutzende Millionen Euro an jährlichem Umsatz“ gefährdet, schätzt Eibl, der das „Ende für Lootboxen in Österreich“ sieht. Selbst wenn die Valve Corporation wider Erwarten Berufung einlegt, stünden die Chancen „extrem schlecht“, da in einer vergleichbaren Rechtsfrage bereits zwei Instanzen gewonnen wurden.

Padronus-Geschäftsführer Richard Eibl wertet es als „großes Glück“, dass der zuständige Richter sich mit Counter-Strike aus eigener Erfahrung auskannte und den Sachverhalt sofort durchdrungen habe – was bei Videospiele-Themen nicht selbstverständlich sei.

Salburg-Jurist Michael Linhard: „Die aktuellen Gerichtsentscheidungen zu Lootboxen zeigen, dass das österreichische Glückspielgesetz Lootboxen immer schon umfasst hat. Eine eigene Adaptierung für Lootboxen, wie derzeit von manchen Parteien im Nationalrat gefordert, scheint daher nicht notwendig zu sein. Nachdem Spielehersteller jahrelang dieses bedenkliche Monetarisierungssystem an die Spitze treiben konnten und die Politik lange Zeit nur untätig zugeschaut hat, schiebt jetzt die österreichische Justiz diesen Praktiken einen Riegel vor.“

Salburg-Rechtsanwältin Katharina Kraemer: „Die jüngste Entscheidung, dass es sich bei Lootboxen um Glücksspiel handelt, markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Verbraucherschutz und Transparenz im Bereich der Videospiele. Das Urteil reflektiert mögliche Bedenken hinsichtlich Glücksspielelementen und hebt die Notwendigkeit hervor, Spieler, insbesondere Minderjährige, vor potenziellen Risiken zu schützen.“

Das seit kurzem vertriebene Counter-Strike 2 ist in Deutschland ebenso wie der Vorgänger ab 16 Jahren freigegeben. Die für diese Altersfreigaben zuständige Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat die Einstufung um den Text-Hinweis „In-Game-Käufe + zufällige Objekte“ ergänzt, vermeidet bei der Kennzeichnung aber konsequent die Formulierung „Lootbox“.

14 Kommentare

  1. Soll Valve doch sagern kein Steam mehr in Österreich bis das Urteil aufgehoben wird&denn Österreicher SteamUser sagen können sich bei der Kanzlei „bedanken“:P

    • und dadurch auf viele weitere tausende/hundertausende/ oder gar millionen dollar verlieren, weil österreich keine Spiele mehr auf steam kaufen kann. großartige idee.

      Glücksspiel muss wie in jedem casino reguliert werden. daher ist es wichtig und richtig, dass jeder Triple-Aids Publisher, welcher auf lootboxen in den Spielen beharrt, ein Riegel vorgeschoben wird.

      • oder wie in frankreich…

        -öffne kiste
        -sieh ergebnis
        -kaufe ergebnis oder nicht. (kannst dafür aber keine weitere kiste mehr öffnen, bis die vorige öffnung gekauft wurde)

  2. Mit der Argumentation wird Valve gewinnen! Absolut nicht mit Fifa Vergleichbar da in Fifa jeder Spieler gleich viel Wert ist auf dem Papier wobei bei CSGO jeder Skin eine Individuelle Nummer hat und damit einzigartig. Außerdem wird mit Steamguthaben (quasi Spielguthaben um Spiele, Skins etc zu kaufen) bezahlt nicht direkt mit Geld. Valve verbietet das verkaufen von Skins für echtgeld aber nicht für Steamguthaben dadurch ist eine Gewinnerzielung in Echtgeld über offiziellen Wege nicht möglich. Eine Gewinnererzielung ist nur in Steamguthaben welches wiederum nur auf verbotenen Wege umwandelbar ist in Echtgeld.

    • Macht keinen Unterschied du Genie. Es wurde als Glücksspiel eingestuft (was es auch ist) und Valve hat keine Glücksspiellizenz, also darf Valve kein Glücksspiel betreiben.

    • Ist gar nicht lächerlich, finde das genau richtig. Lootboxen und Packs sind Glückspiel mit Echtgeldeinsatz. Persönlich würde ich mich sogar freuen, wenn Lootboxen und Packs oder wie es auch heißen mag, nicht mehr mit Echtgeldeinsatz erworben werden können. Glücksspiel ist ja sogar ab 18, jedoch enthalten einige Spiele die FSK 0,6,12 oder 16 sind Glücksspielmechaniken mit Echtgeldeinsatz. Die Spielehersteller stopfen sich die Taschen mit dieser perfiden Masche voll… sonst müsste man ja mal wirklich was leisten, um mehr Geld zu generieren. FIFA bzw EA FC ist sowieso die grösste Verarsche. Jedes Jahr ein Spiel für Vollpreis, was eigentlich max. ein Update wäre. Dann noch der Ultimate-Team-Modi, der Kindern und Jugendliche das Geld aus den Taschen zieht mit illegalen Glücksspiel.

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