Eine Fortsetzung zu Cyberpunk 2077 und eine komplett neue Spielemarke: Der Ausblick von CD Projekt Red reicht bis zum Ende des Jahrzehnts.
Es ist höchst ungewöhnlich, dass sich Spielehersteller mehr als ein Jahr im Voraus in die Karten blicken lassen: Vielmehr erfolgen die Spiele-Ankündigungen von Ubisoft, Electronic Arts, Activision Blizzard & Co. mit immer kürzerem Vorlauf.
Umso bemerkenswerter ist die Vorgehensweise des polnischen Spieleherstellers CD Projekt und dessen Studio-Tochter CD Projekt Red: Im Rahmen eines „Long-term Product outlook“ hat das börsennotierte Unternehmen sehr präzise ausformuliert, wie die grundsätzliche Strategie für die kommenden Jahre aussieht (PDF / Video).
Infolge der ruckeligen Cyberpunk 2077-Markteinführung im Dezember 2020 hat CD Projekt bereits sehr grundsätzliche Weichenstellungen angekündigt – etwa eine Umstellung der Produktionsprozesse, die parallele Entwicklung mehrerer Großprojekte und der Austausch der eigenentwickelten Red-Engine durch die bewährte Unreal Engine von Epic Games. Außerdem sollen die Spielemarken The Witcher und Cyberpunk auf andere Medien, etwa Filme, Comics und Serien ausgeweitet werden: Diese Formate sollen wechselseitig aufeinander einzahlen – CD Projekt spricht vom „Franchise Flywheel“.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für mehrere Projekte, die bislang noch Arbeitstitel tragen:
- Project Sirius – ein Abenteuer im Witcher-Universum, das eine deutlich breitere Zielgruppe im Blick hat und vom US-Zukauf The Molasses Flood gebaut wird.
- Project Solaris – der Start einer neuen Witcher-Trilogie, die im Laufe eines sechsjährigen Produktionszyklus erscheinen, also bis zum mutmaßlichen Ende der aktuellen Konsolengeneration (PlayStation 5 / Xbox Series X). Die drei bisherigen Folgen des Fantasy-Rollenspiels haben sich mehr als 65 Millionen Mal verkauft.
- Project Canis Majoris – ein eigenständiges The Witcher-Spiel, das von einem externen Studio unter Aufsicht erfahrener Witcher-Entwickler entsteht.
- Project Orion – eine Fortsetzung zu Cyberpunk 2077, die von der Neugründung CD Projekt Red North America verantwortet wird. Das Science-Fiction-Action-Rollenspiel hat nach Unternehmensangaben mehr als 20 Millionen Käufer gefunden.
- Project Hadar – eine komplett neue Marke, die zum ersten Mal in der CD-Projekt-Red-Historie komplett von Null entwickelt wird und daher nicht auf einer Romanvorlage oder einem Pen & Paper-Rollenspiel basiert. Das Spiel ist in einer sehr frühen Phase: Die Arbeiten haben erst 2021 begonnen.
Im Ergebnis strebt CD Projekt drei starke Spiele-Franchises an, die als Basis für Merchandise-Produkte und Spin-Offs dienen.
Parallel zum „Strategie-Update“ hat Co-Gründer Marcin Iwiński seinen Rückzug vom CEO-Posten angekündigt: Bis Ende 2022 will er die Aufgaben an seine Vorstands-Kollegen abgeben und sich im Anschluss als Vorsitzender des Aufsichtsrats zur Wahl stellen. Iwiński hatte CD Projekt vor fast 30 Jahren zusammen mit Michał Kiciński gegründet und aufgebaut. Mittlerweile beschäftigt der Warschauer Konzern mehr als 1.200 Mitarbeiter.
Bereits im Vorfeld der gestrigen Ankündigungen hat der Aktienkurs von CD Projekt S. A. spürbar zugelegt: Nach monatelanger Talfahrt hat das Papier zuletzt bei rund 17 € einen Boden gefunden und notiert derzeit bei rund 24 €. Kurz vor Veröffentlichung von Cyberpunk 2077 lag der Höchststand bei fast 100 €.
Sollen jetzt, im Laufe einer sechsjährigen Produktionsphase, nacheinander drei Witcher-Spiele erscheinen, oder nach Ablauf der sechs Jahre nach und nach die drei Spiele?
Kommentarfunktion ist geschlossen.