Start Wirtschaft 20 Jahre Ogame: „Gameforge wird wieder eigene Spiele entwickeln“

20 Jahre Ogame: „Gameforge wird wieder eigene Spiele entwickeln“

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Gameforge-CEO Alexander Rösner beschäftigt am Standort Karlsruhe rund 300 Mitarbeiter (Foto: Gameforge AG)
Gameforge-CEO Alexander Rösner beschäftigt am Standort Karlsruhe rund 300 Mitarbeiter (Foto: Gameforge AG)

Nur selten äußert sich Gameforge-Chef Alexander Rösner öffentlich – zum 20jährigen Jubiläum des Klassikers OGame macht er eine Ausnahme.

„Erstaunlich“ – so beschreibt Alexander Rösner, wie es sich anfühlt, wenn das anfangs selbstprogrammierte Browserspiel seit 20 Jahren erfolgreich läuft. Mehr als 100 Millionen Spieler haben sich in diesen zwei Jahrzehnten für OGame angemeldet, das in 26 Sprachen angeboten wird. Pünktlich zum Jubiläum am 3. Oktober ist außerdem OGame Mobile in den Appstores gelandet, das sämtliche Inhalte des Browser-Urgesteins umfasst.

Gerade die beiden Corona-Jahre seien für Betreiber von Online-Spielen überaus erfolgreich gewesen: Die Flut hat alle Boote gehoben. Nachlesen lässt sich das auch im Gameforge-Geschäftsbericht für 2020: Der Umsatz hat gegenüber 2019 um mehr als 20 Millionen € auf nunmehr 85 Millionen € zugelegt. Mit einer knapp 300köpfigen Belegschaft ist Gameforge nach zwischenzeitlichen Rückschlägen heute das größte unabhängige, inhabergeführte Games-Unternehmen des Landes.

Kerngeschäft sind Online-Rollenspiele wie Aion oder NosTale, die Gameforge in Lizenz betreibt.

Den Gameforge-Grundstein gelegt hat allerdings OGame – ein Weltraum-Besiedlungs- und Eroberungs-Spiel, das Rösner ursprünglich als Hobbyprojekt gebaut hat, „um mal wieder eine Programmiersprache zu lernen“. Durch Handel, Forschung, Expeditionen und Kampf erweitern die Spieler ihr planetares Imperium. Regelmäßige Updates und Zusatz-Inhalte halten das Spiel für bestehende und neue Kunden frisch.

Das OGame-Geheimnis? „Sicher der First-Mover-Effekt“, räumt Rösner im GamesWirtschaft-Gespräch ein. Der Markt sei Anfang bis Mitte der 2000er Jahre entstanden – und OGame war eben „schon da“. Hinzu kämen ein gutes Gamedesign plus eine sehr rührige Community, die sogar regionale Offline-Stammtische organisiert.

Für Rösner ist OGame auch nach so langer Zeit ein „Herzensprojekt“, das er viel engmaschiger begleitet als andere Titel seines Unternehmens. Zwar lässt er den zehn Ogame-Entwicklern weitgehend freie Hand – dennoch ist er an Ideen und Neuerungen interessiert und testet Prototypen.

Browsergames-Pionier OGame (Abbildung: Gameforge)
Browsergames-Pionier OGame (Abbildung: Gameforge)

Komplett neue Browsergames würde er heutzutage natürlich nicht mehr starten. „Der große Vorteil von Browsergames war ja damals, dass man mit wenig Aufwand das Spiel starten konnte. Den gleichen Effekt bekommt man mittlerweile natürlich viel leichter mit dem Handy hin – wenn man das Spiel erstmal im Appstore gefunden hat“, sagt Rösner. Gameforge-Klassiker wie Ikariam, Gladiatus oder OGame liefern weiterhin ausreichend Umsatz, um auch künftig Zeit und Energie zu investieren.

Groß geworden ist Gameforge mit Lizenztiteln – doch die Entwicklung eigener Spiele soll wieder mehr Bedeutung in Karlsruhe bekommen. „Der ursprüngliche Gedanke – Gameforge als ‚Spieleschmiede‘ – war natürlich: Wir wollen Spiele machen. Irgendwann haben wir dann mit dem Publishing angefangen. Aber ich finde das wichtig, dass man eigene Titel entwickelt – da hat man einen anderen Bezug zu den Produkten als wenn man ’nur‘ Ideen anderer Leute weiterverkauft.“

Die größten Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie (Stand: 18. August 2022)
Die größten Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie (Stand: 18. August 2022)

Einigermaßen überraschend: Die Games-Förderung des Bundes spielt in diesem Szenario keine Rolle. „Ich will nicht auf irgendwas warten“, betont Rösner. „Natürlich schauen wir uns an, ob’s da irgendwas gibt, das man einsetzen kann. Aber ich war nie begeistert von der Förderung in dem Bereich.“ Warum? „Es gibt viele Studios, die bauen halt die Titel, um die Förderung zu kriegen und verdienen damit gar nichts außer der Förderung. Damit ist der Sache natürlich nicht geholfen. Eigentlich ist das ja eine Marktverzerrung. Die schnorren dann sozusagen Steuergelder weg – und der Staat fühlt sich dann gut, dass er die Spiele-Industrie so ein bisschen gefördert hat, aber in Wirklichkeit ist gar nichts passiert.“

Klare Ansage des Gameforge-Gründers: Er wolle keine Produktentscheidung davon abhängig machen, ob Förderung im Spiel ist oder nicht.

Trotz zusätzlicher Mobilegames-Projekte und neuen Eigenentwicklungen bleiben PC-Online-Rollenspiele der strategische Schwerpunkt von Gameforge. Mit Blick auf künftiges Wachstum will es Rösner behutsam angehen: „Ich muss jetzt nicht die Anzahl der Mitarbeiter verdoppeln. Ich hab festgestellt, dass es nicht die Erfüllung ist, wenn die Dinger immer größer werden. Ich habe lieber eine Gruppe von Leuten um mich, mit denen das Arbeiten Spaß macht.“

Und weil nicht nur das Arbeiten, sondern auch das Feiern Spaß macht, soll es eine rauschende Party geben: Rund um das 20jährige OGame-Jubiläum sind mehrere Events geplant, darunter eine Party mit der gesamten Belegschaft.