Start Sport Sport, nur besser? E-Sport-Branche wittert DOSB-Kampagne

Sport, nur besser? E-Sport-Branche wittert DOSB-Kampagne

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Zusammen das Spiel rocken statt alleine zu zocken: Dieses Plakatmotiv erhitzt die Gemüter (Abbildung: DOSB)
Zusammen das Spiel rocken statt alleine zu zocken: Dieses Plakatmotiv erhitzt die Gemüter (Abbildung: DOSB)

„Zusammen das Spiel rocken statt alleine zocken“: Ein Motiv der aktuellen DOSB-Werbekampagne sorgt für Irritationen in der E-Sport-Szene.

‚Komm in Bewegung, komm zu uns.‚ – ‚Lieber ein neues Hobby als noch ein Vorsatz.‘‚Echter Jubel statt einfach nur Likes‘ – Mit Slogans wie diesen wirbt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seit dieser Woche auf Plakaten und via Social Media für das Programm „Dein Verein: Sport, nur besser“. Die Motive stammen von der Münchener Niederlassung der Agenturgruppe Zum Goldenen Hirschen (AIDA, L’Oréal, Aldi Süd, OBI).

Mit Mitteln des Innenministeriums sollen Jung und Alt für ein Engagement in einem der bundesweit 87.000 Sportvereine gewonnen werden. Das Ziel: die Deutschen zu mehr Sport und Bewegung zu animieren – Tugenden, die gerade während der Pandemie-Jahre unter die Räder gekommen sind. So hat die Deutsche Adipositas-Gesellschaft gerade unter Kinder und Jugendlichen eine überdurchschnittliche Gewichtszunahme registriert.

Das soll sich ändern: Deshalb stehen in Summe 150.000 Sportvereinsschecks à 40 € zur Verfügung, die sich für den Mitgliedsbeitrag einlösen lassen. Sportvereine können sich außerdem um Zuschüsse in Höhe von 1.000 € für Aktionen und Kooperationen bewerben.

Innen- und Sportministerin Nancy Faeser (SPD): „Wir alle wissen: Mit Sport geht es uns besser. Der Sport ist wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit. Und der Sport hilft gerade in schwierigen Zeiten dabei, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten. Denn in den Sportvereinen kommen alle zusammen – von klein auf, ganz gleich, wo Menschen aufwachsen und wo ihre Wurzeln sind.“

Eines der Motive sorgt seit dem heutigen Vormittag für mittelgroße Entrüstung in der deutschen Games- und E-Sport-Branche: Ein Plakat, das in Berlin fotografiert wurde, zeigt drei Jungs in der Sporthalle. Text: „Zusammen das Spiel rocken statt alleine zocken.“

Dieses Motiv wurde dahingehend interpretiert, dass sich der DOSB mit dem Betrieb traditioneller Sportdisziplinen erneut vom E-Sport abgrenzt – und gegen den Games-Sektor stichelt. Die Reaktionen folgten prompt:

  • Der Berliner E-Sports-Club parodiert das DOSB-Bild und hat das ursprüngliche Motiv durch Kinder mit Gamepads ersetzt („Ab 2,50 € pro Monat Mitgliedsbeitrag für Kids“).
  • Matthias Konen vom Deutschen E-Sport-Bund (ESBD e. V.) twittert: „Hey DOSB, die 2000er haben angerufen und wollen ihr Mindset zurück. Ihr wollt mit Negative Campaigning eine Zielgruppe erreichen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Computerspiele spielt und – man stelle sich vor – vielleicht sogar gemeinsam?“
  • Der Branchenverband Game regt ein „positives Reframing“ an: Das Innenministerium solle die sozialen Potenziale von Games erkennen und sich für E-Sport-Vereine einsetzen. „Das wäre zumindest zeitgemäß“.
  • Johannes Gorzel, Co-CEO der Eintracht Spandau-Agentur Instinct3, kommentiert: „Fun Fact: Mit einer progressiveren E-Sport-Position (ohne Quatschkonstrukte wie ‚eGaming‘ und ständige Dämonisierung) könnte der DOSB aktiv helfen, dass zukünftig mehr Menschen, die ‚zocken‘, dies in Vereinsstrukturen gemeinsam tun – inklusive körperlichem Ausgleich und Pädagogik.“
Das umstrittene DOSB-Motiv ist nur eines von Dutzenden Vorlagen der aktuellen Kampagne (Abbildungen: DOSB)
Das umstrittene DOSB-Motiv ist nur eines von Dutzenden Vorlagen der aktuellen Kampagne (Abbildungen: DOSB)

Das Verhältnis zwischen Sport- und E-Sport-Lobby-Verbänden gilt seit Jahren als mindestens belastet. Der DOSB hat 2019 die bis heute geltende Einordnung vorgenommen, dass ‚eGaming‘ (der Begriff E-Sport wird konsequent gemieden) in seiner Gesamtheit nicht den zentralen-Aufnahmekriterien der Dachorganisation des deutschen Sports entspricht. Insbesondere sollen keine ‚eGaming‘-Abteilungen in Sportvereinen entstehen. Wörtlich heißt es im Positionspapier: „Der DOSB empfiehlt, die im Bereich der virtuellen Sportarten aktiven Personen über die Sportarten zu melden.“

Der DOSB setzt sich außerdem dafür ein, dass die Abgabenordnung mit Blick auf die Gemeinnützigkeit nicht um E-Sport-Vereine und -abteilungen erweitert wird – ein Ziel, das sich im Ampel-Koalitionsvertrag ebenso findet wie im Programm der Vorgängerregierung. Ein erneuter Vorstoß der FDP ist erst im Dezember 2022 gescheitert.

Im Frühjahr 2020 hat der DOSB auf Anfrage eingeräumt, dass eine sechsseitige Comic-Strecke im Fachblatt Micky Maus vom Verband finanziert wurde („Geht lieber raus und treibt richtigen Sport! Die Daddelbox macht euch nur schlapp und träge“).

3 Kommentare

  1. Mal ganz davon abgesehen, dass es Vereine, auch gemeinnützig, mittlerweile für alles mögliche gibt und E-Sport eine genau so große Belastung für den Körper sein kann wie „richtiger“ Sport – es ist durch Studien belegt, dass bereits die bloße Vorstellung von körperlicher Anstrengung Kalorien Verbrennt – ist es nur richtig und wichtig, das ses auch geminnützige E-Sport Vereine gibt. Nach dem Motto „gleiches Recht für alle“.

    Mal davon abgesehen, dass der Begriff „E-Gaming“ überhaupt keinen Sinn macht da alle Video- Computerspiele elektronisch als E sind und sich der Begriff Gaming/Gamer/in auf den digitalen Sektor bezieht …

    Nichts desto trotz sollte man festhalten, dass auch das Gehirn ein Muskel im übertragenen Sinne ist, den es zu trainieren gillt! Auch wenn der Körper gestählt ist, so wirken Sportler/innen oft dümmlich! Daher sollte man mal darüber nachdenken eine Gegenkampagne zu starten die da lautet – Lass zur Abwechslung mal dein Gehirn arbeiten anstatt nur deine Muskeln. Oder so etwas ähnliches.

    Was wir aktuell mehr denn je brauchen sind nicht nur Menschen die erfolgreich Fußball spielen oder aussehen als haben sie bei Batman höchst persöhnlich trainiert sondern wir brauchen auch Menschen die kognitiv Leistung bringen. Die unser aller Leben mit technischen Inovationen verbessern, Krankheiten heilen und vor allem Team- und Sozialfähig sind. Denn gerade das soziale Miteinander hat in der Pandemie mindestens genau so gelitten! E-Sport fördert nicht nur die geistige Entwicklung so wie motorische und Teamfähigkeiten sondern auch das soziale Miteinander.

    Auf der anderen Seite sollte die Bundesregierung vor allem auch mal für eine vernünftige Ernährung der Bevölkerung sorgen. Es ist nicht alleine das Problem oder gar die Verantwortung des Bürgers, was dieser zu sich nimmt. Viel mehr müsste der Lebensmittelindustrie endlich mal ein Riegel vorgeschoben werden, dass nicht mehr und mehr hochverarbeitete „Lebensmittel“ in den Handel kommen, die mit Fett, Zucker und Zusatzstoffen uns allmählich alle krank machen und nachweislich für chronische Erkrankungen und einen frühen Tod verantwortlich sind – auch hierzu gibt es wieder Studien. Warum ist frisches Gemüse immer noch teurer als Fleisch, warum sind Kartoffeln aus der Pulverpackung günstiger als ihre unverarbeiteten Kollegen im Netz? Warum züchten Agrarkonzerne immer mehr Pflanzen die zwar Ertrag bringen, denen aber jegliche Vitamine und alles was Gemüse eben gesund macht fehlt? Sport ist lediglich ein mittel um kurzfristig Symptome zu bekämpfen, doch das eigentliche Problem der schlechten Versorgung der Bevölkerung löst dieser auch nicht. Im Gegenteil, es verlagert mal wieder die Verantwortung von der Politik und den Konzernen auf die Bevölkerung und wir sehen ja mit der Klimasituation wie gut es funktioniert und wie viel sich tatsächlich ändert wenn Konzerne sich damit nicht auseinandersetzen müssen!

    *Disclaimer – Nein ich habe mit E-Sport nichts zu tun

  2. Mal abgesehen davon, dass die meisten Reaktionen derart schwer verständlich formuliert waren, dass die E-Sport-Verantwortlichen sich damit keinen Gefallen tun. So etwas verstehen wohnl überwiegend die eigenen E-Sportler, aber gerade die sind ja ohnehin der selben Meinung…

  3. E-Sport ist einfach kein Sport im körperlichen Sinne, das sollte man einfach so akzeptieren. Beide Seiten machen es sich nicht unbedingt einfach, aber wenn man einfach gewisse Gesetzmäßigkeiten hinnimmt, wäre in diesem Thema schon viel erreicht. Sicher gehört bei der Speerspitze des e-Sport ein gewisses Training dazu, aber nicht jeder E-Gamer betreibt wohl diesen Aufwand. Es gbit sicher viele, die einfach nur gelassen zocken und sich damit rühmen, E-Sportler zu sein…

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