Start Politik Game Hessen-Sprecher Klose: „Hessen muss zu anderen Bundesländern aufschließen“

Game Hessen-Sprecher Klose: „Hessen muss zu anderen Bundesländern aufschließen“

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Jan Klose, Gründer und Co-Geschäftsführer von Deck13 Interactive in Frankfurt/Main
Jan Klose, Gründer und Co-Geschäftsführer von Deck13 Interactive in Frankfurt/Main

Mehr Schlagkraft, mehr Druck – und mehr Unterstützung: Welche Erwartungen die hessischen Spiele-Entwickler und -Publisher mit Game Hessen verknüpfen.

Seit 2009 setzt sich Gamearea Hessen e. V. (Eigenschreibweise: gamearea-HESSEN) für die Belange der regionalen Spielebranche ein. Dem Verband gehören neben Studios und Publishern wie Crytek, Keen Games, Assemble Entertainment und Deck13 auch E-Sport-Vereine, Kanzleien und Dienstleister an.

Am frühen Montagabend dann die überraschende Meldung: Gamearea Hessen wird aufgelöst – an dessen Stelle tritt Game Hessen, also eine weitere ‚Regionalvertretung‘ des Branchenverbands Game. Solche Stützpunkte gibt es mittlerweile in den meisten Bundesländern, etwa in Baden-Württemberg, Hamburg und in Berlin inklusive Brandenburg.

Gegenüber GamesWirtschaft erklärt Gamearea-Vorstand und Game Hessen-Ansprechpartner Jan Klose die Hintergründe dieses Mitglieder-Votums. Klose ist Co-Gründer und Geschäftsführer des Frankfurter Traditions-Studios Deck13 Interactive (The Surge, Atlas Fallen), das erst vor wenigen Tagen den Deutschen Entwicklerpreis 2023 als ‚Studio des Jahres‘ gewonnen hat.

Game Hessen-Sprecher Klose: „Gamearea Hessen ist an ihre Grenzen gestoßen.“

GamesWirtschaft: Jan, aus Gamearea Hessen wird Game Hessen. Der Vorgang als solcher ist ebenso überraschend wie ungewöhnlich. Warum so und warum gerade jetzt? 

Klose: Deck13 und ich selbst sind praktisch von Anfang an bei der Gamearea dabei gewesen und haben in vielen Episoden stark an ihrem Aufbau mitgewirkt. In letzter Zeit konnte die Gamearea jedoch nicht an ihre alten Zeiten anknüpfen und die Kraft entfalten, die wir in Hessen brauchen.

Die hessische Branche hat sich gewandelt, und die Gamearea war immer stark von ehrenamtlichem Einsatz geprägt. Damit ist sie in einigen Bereichen, gerade beim Kontakt mit regionaler und deutscher Politik, an ihre Grenzen gestoßen.

Was ist via Game Hessen möglich, was zuvor mit Gamearea nicht möglich war? Und welche Rolle spielt die Mitglieder-Struktur des Game-Verbands im Vergleich zu Gamearea – auch mit Blick auf große Unternehmen mit Sitz in Hessen, darunter Nintendo of Europe, Sony Interactive oder Bandai Namco Entertainment?

Wir haben ja ein paar der größten Entwickler und Publisher in Hessen, sowie eine kleine, aber wachsende Indie-Szene. Aber das Konstrukt, dass es mit dem Game einen deutschlandweiten Branchenverband gab, war schwierig: Warum sollten die großen Studios und Publisher gleichzeitig in Hessen Mitglieder werden? Das war einigen zu kompliziert.

Gleichzeitig gelang es der Gamearea nicht genug, hessische Indie-Studios auf ihre Seite zu ziehen, weil für diese die Vereinsstruktur schon fast zu groß und zu umständlich war. Dadurch hat die Gamearea in letzter Zeit gar nicht mehr die Mehrheit der hessischen Games-Unternehmen repräsentiert, was wir sehr kritisch fanden.

Durch den Game Hessen sprechen wir nun für alle kleinen und großen Studios Hessens, die ja bereits Mitglieder im Game sind. Und den Indie-Studios machen wir jetzt viel breitere Angebote, ohne dass sie tatsächlich Mitglied in irgendeinem Verein sein müssen.

Auch in der neuen Konstellation bleiben die alten Akteure der Gamearea aktiv – und es werden jetzt hoffentlich noch einige weitere in Hessen dazukommen.

Welche konkreten Erwartungen habt ihr an die designierte Groko, die demnächst in Wiesbaden regiert?

Hier konnten wir bereits auf die Unterstützung durch das hervorragende Netzwerk des Game-Verbandes zurückgreifen. Wir haben uns in den letzten Wochen und Monaten sehr häufig mit den verschiedenen Parteien getroffen – auf der Gamescom, aber auch mit Einladungen in unsere Studios sowie Besuche von Gesprächsrunden und Spiele-Events für hessische Politiker.

Wir haben unsere Forderungen oft und deutlich vorgebracht: Hessen muss zumindest zu den anderen Bundesländern aufschließen, was Förderung und Unterstützung angeht, um die Abwanderung der Teams zu stoppen und schließlich auch neue Teams nach Hessen zu holen.

Dafür wollen wir eine Förderung von mindestens 2 Mio. € pro Jahr sowie stärkere Unterstützung bei der Infrastruktur und für Gründer in der hessischen Games-Branche. Ich denke, dass die Parteien unsere Forderungen gut kennen und verstanden haben, und wir haben das Gefühl, dass sie auch geschätzt werden.

Deswegen sind wir gespannt, was nun bei den Koalitionsgesprächen auch wirklich an Ergebnissen herauskommt.

Die größten Games-Unternehmen in Deutschland (nach Mitarbeitern) - Stand: 25.9.23 (v3)
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