Start Meinung PS5 Pro: Wer soll das bezahlen? (Fröhlich am Freitag)

PS5 Pro: Wer soll das bezahlen? (Fröhlich am Freitag)

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KI-Upscaling in der Praxis: Die PS5 Pro gerät zum Statussymbol (Abbildung: Midjourney)
KI-Upscaling in der Praxis: Die PS5 Pro gerät zum Statussymbol (Abbildung: Midjourney)

Sony Interactive will anhand der PlayStation 5 Pro herausfinden, wo die preisliche Schmerzgrenze der Kundschaft liegt. Das wird … interessant.

Verehrte GamesWirtschaft-Leserin,
verehrter GamesWirtschaft-Leser,

wenn Sie Interesse haben, den am schnellsten und am schlechtesten gealterten GamesWirtschaft-Artikel ever zu lesen, dann werfen Sie gerne einen Blick auf den am Montag veröffentlichten Beitrag mit der Überschrift „Was darf die PS5 Pro kosten?“.

Die darin durchkonjugierten Preisspannen für die PlayStation 5 Pro enden nämlich dort, wo sie die allermeisten Beobachter, Insider, Experten und Weisen verortet haben – bei astronomischen 699,99 €. Für mehr reichte die Fantasie beim besten Willen nicht.

Kaum 24 Stunden später hat Sony Interactive dann am Ende eines kurzfristig anberaumten Livestreams klar gemacht, was die PS5 Pro wirklich kosten darf: 799,99 €. Acht-hun-dert Euro. Für eine Spielkonsole. Ohne Laufwerk. Denn das kostet 120 € on top.

YouTubern und Streamern, die diese „technische Präsentation“ live übertragen haben, ist im Moment der Preis-Bekanntgabe alles aus dem Gesicht gefallen.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Noch nicht mal der „stylishe Standfuß“ ist im Preis enthalten. Wer die Konsole hochkant auf der Kommode platzieren will, muss aus Gründen der Statik also entweder das Tolkien-Gesamtwerk links und rechts drapieren. Oder halt 29,99 € für einen Ring aus Chrom und Plastik ausgeben, der für grob geschätzte 42 Cent in China vom Band läuft. Man darf dankbar und demütig sein, dass dem Karton ein Netzteil beiliegt. Sicher ist das mittlerweile nicht mehr (hallo Apple).

Überhaupt weht ein Hauch von Cupertino durchs Portfolio: Für gewöhnliche Controller werden mittlerweile 80 € fällig, eine schlichte Ladestation wird mit 30 € berechnet, natürlich ist der Abodienst PlayStation Plus teurer geworden (warum eigentlich?), PlayStation VR2 kostet nach wie vor mehr als die dafür erforderliche Konsole und an die 100 €-Marke für Digital Ultimate Deluxe Editions mit Spielwährung und Skin-Klimbim hat man sich auch irgendwie gewöhnt.

Wenn Verbraucher schon 1.200 € aufwärts für ein iPhone 16 Pro ausgeben – warum dann nicht auch fast 1.000 € für ein PS5 Pro-Komplettpaket?

Fünf Lehren lassen sich aus der 799,99 €-Ansage ableiten:

  1. Anders als in der PlayStation 4-Hochphase verzichtet Sony auf die jahrzehntelang praktizierte Hardware-Subventionierung samt MediaMarkt-Rabatt-Schlachten. Auch mangels ernstzunehmendem Mitbewerbs – aktuell beschränkt sich der Ehrgeiz der Xbox-Ingenieure ja darauf, 2-TB- statt 1-TB-Festplatten zu verbauen. Die Botschaft: Unser Produkt hat seinen Preis. Nämlich den Preis, den wir für angemessen halten und der unsere Kosten deckt. So einfach ist das. Deal with it.
  2. Sony fokussiert sich erkennbar auf die Monetarisierung der Bestandskunden (im Fachjargon: Ver-Apple-ung). Ein Grund: Der Konsolen-Markt stagniert – die Zahl der monatlich aktiven PlayStation-User war im Juni 2024 identisch mit dem Juni 2019. Was erklärt, warum sich die Marke PlayStation entlang der Pandemie schleichend zu einem elitären Hochpreis-Label entwickelt hat. Oder wie das Netz ätzt: This is for the Payers. Pay has no limits. Witness Pay Unleashed – jeweils in Anlehnung an die PlayStation-Slogans.
  3. Mehr denn je fehlt ein preiswerter Zugang in den PlayStation-Kosmos. Im Einsteiger- und Gelegenheitsspieler-Segment klafft eine kratergroße Lücke – also bei Gamern, die weder willens noch in der Lage sind, sich am Aufrüstungs-Rennen zu beteiligen. Die PlayStation 4 Slim kostete 2016 leistbare 299,99 € (mit Laufwerk!) – aus heutiger Sicht geradezu ein Preis christlicher Nächstenliebe. Die PS4 Pro wurde parallel mit 399,99 € in den Markt eingeführt. In nur acht Jahren hat sich der Preispunkt somit glatt verdoppelt.
  4. Konsolen werden im Zeitverlauf immer günstiger? Gilt nicht mehr. Sony Interactive lässt die UVP der aktuellen PS5-Slim-Baureihe in Europa vorerst unangetastet – auch mit Blick auf dünne Margen und Yen-Dollar-Euro-Achterbahnfahrten. Der um 50 € angehobene Listenpreis der PlayStation 5 wird eisern durchgehalten und verteidigt. Nächster Halt: Black Friday.
  5. Und schließlich (Nostalgie-Triggerwarnung!): Die Zeiten der Blu-Ray-Konsolen sind vorbei – auch für Sony, wo man zur Kenntnis nimmt, dass weltweit nur noch jedes fünfte PlayStation-Spiel auf Disc verkauft wird. Den offiziellen Bundles liegt schon seit jeher ein Zettel mit einem Code bei, den man dann im PlayStation Store einlöst. Wer unbedingt noch vorhandene Spiele- und Film-Datenträger abspielen will – bitteschön: Macht dann halt 120 € extra.

Während sich – im Nachhinein – also durchaus schlaue Erklärungen finden lassen für die Premium-Preis-Entscheidung, bleibt unerklärlich, warum Sony sich selbst und das Premium-Produkt in der Neun-Minuten-Präsentation so sehr unter Wert verkauft hat: Anstatt sich eine halbe Stunde Zeit zu nehmen und die zweifellos vorhandenen Vorteile anschaulich zu belegen, ging’s im Schweinsgalopp durch das Sortiment – den Zuschauern flogen Vorher-Nachher-Szenen und Superlative nur so um die Ohren.

Immerhin ließ sich so einigermaßen geschickt die Tatsache kaschieren, dass die konzerneigenen PlayStation Studios mit Blick auf High-Fidelity-First-Party-Software in runtergelassenen Hosen dastehen, weil seit Marvel’s Spider-Man 2 schon wieder fast zwölf Monate vergangen sind – und bis Marvel’s Wolverine noch zwölf weitere vergehen. Mindestens.

Der entscheidende Trigger ist aber gar nicht, ob das Gras in The Last of Us Part 2 grüner wächst. Sondern: Grand Theft Auto 6.

Wer GTA 6 bei Release im Weihnachtsgeschäft 2025 (oder Ostern 2026, wer weiß das schon) in bestmöglicher Qualität bei bestmöglicher Performance spielen will, wird um die PS5 Pro kaum herumkommen. Sobald diese Erkenntnis im Markt einsickert, läuft der Vertrieb auf Autopilot.

Bei aller Entrüstung seitens Branche, Handel und Kundschaft: Sehr wahrscheinlich wird die Rechnung für Sony letztlich aufgehen. Der anvisierten Zielgruppe wird es am Ende völlig wurscht sein, ob die Konsole jetzt 650, 700 oder eben 800 € kostet. Der Marktanteil von Pro-Konsolen am Gesamtvolumen ist traditionell ohnehin nicht riesengroß – Analysten sagen: Auf zehn verkaufte PS5 kommt eine PS5 Pro, maximal.

Und so irre der PS5-Pro-Preis auch anmutet: Die Altvorderen werden sich erinnern, dass Sony schon einmal Sind-die-jetzt-völlig-bekloppt-geworden-Debatten ausgelöst hat, nämlich im März 2007 mit der PlayStation 3 (die mit der Fingertapser-Klavierlack-Optik). Der Einführungspreis lag bei 599 € – was inflationsbereinigt gar nicht mal so weit entfernt ist von den 799,99 € des Jahres 2024. Schon im Sommer 2007 musste Sony wegen schleppender Nachfrage in den USA mit dem Preis runter – in Europa wurden abgespeckte Modelle zum abgespeckten Preis nachgereicht.

Das wird auch diesmal passieren. Oder auch nicht. Schalten Sie daher gerne auch beim nächsten Mal ein, wenn es heißt: „Was darf die PS6 kosten?“.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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9 Kommentare

  1. Was ich bei der Preisgestaltung halt nicht nachvollziehen kann: Das fehlende Laufwerk.

    – Ja, der Wechsel und der Drang zu Full-Digital ist nicht zu übersehen. Aber bei dem „Pro-Modell“ der Reihe weniger Optionen als beim Launch-Produkt ergibt nicht wirklich viel Sinn.

    – Einen (- außer man zahlt 120 € mehr – erzwungenen) Wechsel auf All Digital wird niemand mitten in einer Generation vollziehen, erst mit einer neuen Generation

    – Als Pro-Modell, das eher auf den Enthusiasten und damit auf ein Upgrade zielt, stellt der 120 € Aufpreis vermutlich die Regel dar (da Launch Käufer eher auf das Disc Modell gesetzt haben).

    • Der Verzicht auf ein Laufwerk ist definitiv eine Überraschung – eben deshalb, weil die Zielgruppe mutmaßlich aus Core-Gamern mit Regalmeter voller Software besteht. Insofern ein ‚mutiger‘ Schritt.

  2. Zum Glück werden die Spiele besser durch mordernere Technik: Nun darf man in Zukunft endlich filmische Spiele wie Last of Us 2 mit vollen Details im Seifenoper Modus spielen. Na, darauf hat die Welt gewartet. Und das für nur 800 € 🙂

  3. Es wird genug Käufer geben und ich erwarte einen extremen Engpass bei den verfügbaren Konsolen weil Sony wieder mal mit der Produktion nicht hinterher kommen wird.

    • …oder künstlich verknappt um exklusivität zu suggerieren. aber ja, so oder so, ich glaube auch das es einen engpass geben wird. FOMO regelt.

    • Dachte ich auch sofort dran.
      …und spekuliere drauf, dass es ähnlich läuft.
      6 Wochen nach Verkaufsstart 62% des Ursprungspreises, wie bei der One wären hier 499€.
      Würde sogar wieder aufgehen.

      PS4 und PS4 Pro kosteten zum Release letzterer auch 300€, respektive 400€.
      Auch daher würd‘s wieder passen.

      Einfach nicht mitmachen, den Käse.

  4. > Mehr denn je fehlt ein preiswerter Zugang in den PlayStation-Kosmos

    Was nicht unbedingt schlecht ist. Man sieht anhand der XBox Series ja wie Entwickler damit hadern für die günstigere Variante zu optimieren. Daher fehlen auf der Microsoft Seite immer mehr Titel oder sie werden auf längere Zeit verschoben weil Microsoft sich nach wie vor dafür ausspricht die Spiele für beide Baureihen erscheinen zu lassen. Sony sollte diesen Weg nicht gehen weil dadurch die Qualität aller Spiele leidet

    • Umgekehrt gesehen werden dann aber die Preise immer höher um alleine nur die bestehende Qualität beizubehalten. Nein, danke.

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