In der Branche mehren sich Sorgen, dass die Computerspiele-Förderung möglicherweise Jobs und Investitionen gefährdet. Grund sind (zu) lange Bearbeitungszeiten.
Verehrte GamesWirtschaft-Leser,
wenn stimmt, was die Inhaber kleiner wie großer Studios schildern (und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln), dann unterzieht sich das von Andreas Scheuer (CSU) geleitete Verkehrsministerium seit Monaten einer Art Crashkurs in Sachen Games-Entwicklung.
Denn die Prüfung und Auszahlung Hunderter Computerspiele-Förderbescheide zieht sich wie Kaugummi. Was in erster Linie den völlig unzureichenden Kapazitäten geschuldet ist, aber – offenbar – eben auch schlicht fehlender Sachkunde.
Das belegt die Qualität der Rückfragen an die Antragsteller: Wozu braucht es einen Level-Designer? Warum muss es ausgerechnet die Unity-Engine sein? Kurzum: Basics.
Der Vorgang erinnert an eine Szene der legendären „Feuerzangenbowle“, in der sich Lehrkörper Bömmel in den Sessel lümmelt und über das Thema der heutigen Physik-Stunde doziert: „Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Wat is en Dampfmaschin? Da stelle mehr uns janz dumm…“
Dumm ist vor allem, dass Existenzen in Gefahr geraten. Schließlich haben Dutzende Klein- und Kleinstunternehmer eigens für die Förderung ein Gewerbe angemeldet und – wie geheißen – beizeiten Anträge eingereicht. Mit dem Ergebnis, seit Monaten zur Untätigkeit verdammt zu sein. Denn wer Fördergeld haben will, darf ohne Bescheid keine Zeile Programmcode anlegen. So zumindest die derzeitige Rechtslage.
Nun kann man argumentieren, dass es sich eben um Kinderkrankheiten handelt – gleichsam Neuland. Und dass man Nachsicht mit dem gebeutelten Ministerium haben müsse, zumal der Steuerzahler ja auch erwarten dürfe, dass sein Geld nicht fahrlässig verhühnert wird – so, wie es offenkundig bei der PKW-Maut geschehen ist.
So dramatisch die Situation auch anmutet: Nach wie vor handelt es sich um eine Art Testlauf. Denn bislang sprechen wir von vergleichsweise kleinen Beträgen – 80.000 Euro hier, 150.000 Euro dort. Im Vergleich zu anderen BMVI-Projekten ist das Spielgeld, buchstäblich. Für derlei Subventionen braucht es noch nicht mal eine EU-Genehmigung – für die angepeilten Großprojekte mit Millionen-Budgets hingegen unbedingt.
Auch diese angebliche „Formsache“ entwickelt sich zur neverending story. Kaum jemand derjenigen, die mit den Vorgängen vertraut sind, will Wetten darauf abschließen, dass sich Brüssel und Berlin noch vor Ostern einigen. Nur: Sollte die Notifizierung endlich vorliegen, muss die Sache zwingend flutschen. Denn deutsche, skandinavische, französische Unternehmen– egal ob inhabergeführt oder börsennotiert – werden keine Standorte und Personal im Land aufbauen, sollte die Bearbeitung der Anträge länger als ein paar Wochen dauern. Ansonsten erhalten halt Lyon, Malmö oder Krakau den Zuschlag.
Selbst wenn man also mildernde Umstände gelten lässt: Das Ministerium muss die Probleme schleunigst in den Griff bekommen, noch in diesem Quartal. Mehr Personal, kürzere und pragmatischere Verfahren, schnellere Auszahlung.
Dies sicherzustellen, obliegt einmal mehr der Verantwortung von Minister Scheuer. Oder eben seiner Nachfolgerin.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft
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