Musik, Film, Serien: Das Publikum liebt Flatrates – dass es auch im Games-Bereich darauf hinaufläuft, zeigen aktuelle Kennzahlen.

Fröhlich am Freitag 13/2019: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

in der Spiele-Landschaft gelten sie immer noch als Königsdisziplin: die großen Games-Blockbuster. Die Call of Dutys, die Witchers, die GTAs, die Uncharteds, die Assassin’s Creeds, die Fallouts. 50 bis 70 Euro kostet so ein PC- oder Konsolenspiel. Parallel zum Umfang sind Entwicklungskosten und -zeiten gestiegen – und damit die Abhängigkeit ganzer Publisher von einigen wenigen Marken.

Doch die Umsatzdaten für 2018, die der Branchenverband gestern veröffentlicht hat, sind ziemlich eindeutig: Für solche Vollpreis-Spiele wird immer weniger Geld ausgegeben – in nur fünf Jahren ist ein Drittel des Marktes weggebrochen.

Nun wäre es etwas verwegen, bei einem Volumen von immer noch einer Milliarde Euro (allein in Deutschland) von einem Auslaufmodell zu sprechen. Der Trend ist allerdings offensichtlich: Analog zum Film, zum TV, zur Musik sinkt die Bereitschaft, Spiele zum Festpreis zu kaufen. Stattdessen ist die 9,99-Euro-Pauschale auch im Games-Bereich auf dem Vormarsch – und die für Herbst angekündigte Mobilegames-Flatrate Apple Arcade ist hier nur ein weiteres Indiz.

Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, lautet meine Prognose: Durch Abo-Dienste werden Spiele künftig in kleineren Stückelungen veröffentlicht, analog zu TV-Serien-Staffeln. Die Spieler mögen den ersten Abschnitt eines Action-Adventures, Rennspiels oder Strategiespiels? Klasse! Bei Erfolg wird mit Season 2, 3, 4, 5 nachgelegt. Die Abonnenten hätten die Chance, mehr unterschiedliche Genres und Spiele kennen und schätzen zu lernen, da sie nicht monate- und jahrelang an einen einzelnen XXL-Titel gebunden sind.

Solche Abo-Pakete sind also der exakte Gegenentwurf zum Free2play-Modell, das ja bekanntlich nicht nur die schönen Seiten dieses Hobbys hervorbringt. Spieledesigner könnten sich wieder auf Spieldesign konzentrieren – und nicht darauf, die Kunden mit Zwangs-Wartezeit zum ständigen Nachwerfen von Mikrotransaktions-Münzen zu nötigen. Auch entwürdigende Sammel-Aufgaben und andere künstliche Spielzeit-Strecker könnten entfallen.

Für deutsche Spiele-Entwickler ist der Flatrate-Trend grundsätzlich eine ermutigende Botschaft. Denn: Google, Apple, Microsoft – sie alle brauchen Inhalte. Viele Inhalte. Großartige Inhalte. Und in einer Abo-Ökonomie sind dafür nicht zwingend Budgets und Belegschaften in Call-of-Duty-Dimensionen erforderlich.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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