Vier Wochen vor der Kölner Leistungsschau Gamescom stellt sich die Frage: Wie ist es eigentlich um das Geschäftsklima in der Games-Branche bestellt?

Fröhlich am Freitag 30/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

seit Monaten ächzt Deutschland unter der irren Hitze – dass kaum Regen fällt, freut Eisdielenbesitzer und Schwimmbadbetreiber und ruiniert Landwirte.

Glücklich jedenfalls, wer ein Büro hat, das sich per Klimaanlage runterkühlen lässt. Auch für unsere Redaktionsräume stand – eigentlich/endlich – eine entsprechende Aufrüstung auf dem Programm. Es ist schon etwas her, da kam der Chef eines ortsansässigen Fachbetriebs vorbei, der sich die Gegebenheiten ansah und versprach, einen Kostenvoranschlag zu schicken. Der aber nicht erfolgte. Viele Wochen zogen ins Land. Es passierte: nichts. Erst auf Nachfrage hieß es vor ein paar Tagen, man könne derzeit nicht weiterhelfen, weil ein Lieferant ausgefallen sei. Vielen Dank für Ihr Verständnis und alles Gute.

Solches Gebaren ist auch nur möglich, wenn es einer Branche – hallo Bauboom – zu gut geht.

Und wie sieht es mit dem Klima in der deutschen Gamesbranche aus? Jedenfalls besser als noch vor einem Jahr, als eine Entlassungswelle nach der anderen über Deutschlands Studios hinweg schwappte. Natürlich kam es auch schon in der laufenden Saison vereinzelt zu Niederlassungsschließungen und Stellenabbau, allerdings in erheblich geringerem Ausmaß als noch 2016 und 2017. Im Gegenteil wird derzeit kräftig eingestellt, Hunderte Stellen sind ausgeschrieben. Die Auftrags- und Ertragslage sei überwiegend okay bis zufriedenstellend, zuweilen so gut wie seit Jahren nicht, ist zu hören. Viele Großprojekte sind angeschoben, aber oft noch nicht mal angekündigt.

Gleichzeitig hält die Konsolidierung an. Kürzlich fragte mich ein Journalist einer Tageszeitung, ob das denn so weiterginge mit all den Mergers und Acquisitions. Antwort: Na klar – und dazu muss man kein Prophet sein. Zwischen dem Verkauf von Goodgame Studios und Koch Media – zwei der umsatzstärksten Games-Unternehmen – lagen nur wenige Wochen, inzwischen ist selbst HandyGames unter der Haube (was ungefähr niemand außer den Beteiligten selbst vorhergesehen hat).

Umsatz, Knowhow, Marken: Mindestens ein Dutzend Games-Unternehmen besitzt das Format, um als Übernahmekandidat für ausländische Konzerne in Frage zu kommen. Positiv formuliert: In der Branche gibt es eine Menge Dynamik.

Unklar bleibt in diesem Zusammenhang die Zukunft der Games-Förderung, die ja zur Schicksalsfrage des kompletten Gewerbes ausgerufen wurde. Im Vorfeld der Bundestagswahl als smartes Steuer(spar)modell gestartet, ist der Vorschlag inzwischen zum gewöhnlichen Fonds analog zur Filmförderung mutiert. Wer Politiker darauf anspricht, hört verdächtig oft die Vokabel „Gesprächsbedarf“ – allen Sonntagsreden zum Trotz. Übersetzt: Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen.

Dennoch: Um das Branchenklima war es schon mal deutlich besorgniserregender bestellt.

Ein erholsames Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

Alle bisherigen Folgen von „Fröhlich am Freitag“ finden Sie in unserer Rubrik „Meinung“.


Die wichtigsten Meldungen der Woche jeden Freitag frisch ins Postfach: Jetzt den kostenlosen GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!