Am 11. September lässt das Erste eine 17jährige Schülerin zur besten Sendezeit in eine VR-Spiele-Welt abgleiten: „PLAY“ ist der ARD-Fernsehfilm der Woche.
Update vom 12. September 2019: Sollte sich die ARD vorgenommen haben, mit „PLAY“ gerade das junge Publikum abzuholen, dann ist dieser Plan aufgegangen: Der Marktanteil bei den 14- bis 49jährigen lag bei sehr guten 8 Prozent. Zwar schalteten knapp 2,5 Millionen Zuschauer ein, in Summe lagen die Einschaltquoten aber unter dem Senderschnitt am Mittwoch-Abend.
Die Reaktionen fallen gemischt aus, sowohl beim Publikum als auch bei der Presse: Während SPIEGEL ONLINE ein „großes Drama mit Sogwirkung“ sah, wird das Thema Gaming aus Sicht des ‚Stern‘ dämonisiert.
Wer sich ein eigenes Urteil bilden möchte: Der Film ist noch mehrere Wochen in der ARD-Mediathek abrufbar.
Meldung vom 11. September 2019:
„Achtung! Spielen kann süchtig machen. Nicht nur das Glücksspiel, auch das Computerspiel hat seine Schattenseite. Der Fernsehfilm „Play“ führt den Zuschauerinnen und Zuschauern im Ersten vor Augen, wie ein Teenager durch ein Virtual-Reality-Game ins soziale Abseits rutscht.“
So beschreibt und kommentiert ARD-Programmdirektor Volker Herres den Kern des Fernsehfilms „PLAY“, der bereits jetzt in der Mediathek abrufbar ist und am Mittwoch (11. September) zur Primetime um 20:15 Uhr im Ersten gezeigt wird.
Weil die 17jährige Gamerin Jennifer (Emma Bading) von ihren Mitschülern ignoriert wird, gerät das VR-Computerspiel „Avalonia“ zum Ersatz und schließlich zur Ersatzdroge – inklusive Vernachlässigung schulischer Pflichten und Konflikten mit den Erziehungsberechtigten, gespielt von Victoria Mayer („Tatort“) und Oliver Masucci („Er ist wieder da“, „Werk ohne Autor“, „Dark“).
Stundenlanges Daddeln sei ein weit verbreitetes Phänomen geworden, gerade unter jungen Menschen, meint ARD-Progamm-Chef Herres. Dieses gesellschaftliche Phänomen sei nicht fiktional, sondern ganz real. Tatsächlich hat die Weltgesundheitsorganisation WHO vor kurzem Computerspiel-Abhängigkeit („Gaming Disorder“) analog zur Glücksspielsucht auf die Liste der offiziell anerkannten Krankheiten gesetzt – gegen den massiven Widerstand der Games-Industrie. Nach jüngsten Zahlen gelten 465.000 junge Menschen zwischen 12 und 17 Jahren als „Risiko-Gamer“ – laut Suchtforschern sind männliche Jugendliche von „Online-Computerspielabhängigkeit“ am häufigsten betroffen.
Regisseur und Drehbuchautor Philipp Koch beschreibt sich selbst als „passionierten Gamer“ mit lückenloser Biographie seit Amiga-2000-Zeiten. Auch Hauptdarsteller Masucci bringt Vorkenntnisse mit: „Ich hab‘ in den 80ern noch mühselig den Basic-Code für ein Computerspiel aus einer Zeitschrift in meinen C64 getippt. Als ich nach Tagen endlich fertig war, funktionierte es nicht! Irgendwas war falsch abgedruckt, die Korrektur stand erst im nächsten Heft. Aus Wut hab‘ ich den C64 sofort entsorgt, mich quasi auf kalten Entzug gesetzt…“
„PLAY“ ist das Fernsehfilm-Debüt des Münchener Studios SAPPRALOT Produtions im Auftrag der ARD-Tochter Degeto. Die Computerspiel-Animationen entstanden nicht – wie im Falle von „Offline“ – in einem ‚richtigen‘ Entwicklerstudio, sondern wurden von den Virtual-Effects-Experten bei Trixter zugeliefert. Das Unternehmen mit Niederlassungen in München und Berlin baut unterjährig Animationen und Kulissen für Hollywood-Blockbuster. Ein gesamter Erzählstrang wurde komplett innerhalb einer Game-Engine hergestellt – für Regisseur Koch „ein fernsehgeschichtliches Novum in Deutschland“.
Sendezeiten:
- Ab sofort in der ARD-Mediathek (noch bis Anfang Dezember)
- 11. September 2019, 20:15 Uhr – Das Erste
TV-Wiederholungen:
- 12. September 2019, 00:20 Uhr – Das Erste
- 15. September 2019, 20:15 Uhr – ONE
Sehr schön, dass das Thema bearbeitet wird. Und vor allem das Computerspielsucht in den icd 11 aufgenommen wird. So kann Betroffenen besser geholfen werden.
Warum muss mir gerade das Fernsehen sagen, was Sucht ist und was nicht? Wer im Glashaus sitzt ……
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