Start Gamescom Krieg in der Ukraine: Wie sich die Gamescom 2022 verändert

Krieg in der Ukraine: Wie sich die Gamescom 2022 verändert

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Gruppenbild mit Panzer: Der Messe-Auftritt von World of Tanks-Hersteller Wargaming auf der Gamescom 2019 (Foto: Fröhlich)
Gruppenbild mit Panzer: Der Messe-Auftritt von World of Tanks-Hersteller Wargaming auf der Gamescom 2019 (Foto: Fröhlich)

Wie gelingt eine fröhliche Videospiel-Messe in Kriegszeiten? Veranstalter und Aussteller der Gamescom 2022 mühen sich um Fingerspitzengefühl.

Sandsäcke, Munitionskisten, Geschütztürme eines stilisierten Zerstörers, ein Panzer inmitten qualmender Ruinen, dazu ‚uniformierte‘ Hostessen: So präsentierte sich der Messestand von Wargaming.Net (World of Tanks, World of Warplanes) auf der Gamescom 2019 – der letzten regulären Präsenzmesse auf dem Kölner Messegelände vor der zweijährigen Pandemie-Zwangspause.

In der Halle nebenan posierten auf dem Ubisoft-Stand bis an die Zähne bewaffnete Rainbow Six Siege-‚Spezialeinheiten‘ in Kampfmontur mit Besuchern. Und über Jahre hinweg ließ Activision angeheuerte Cosplayer und Promotoren mit Anschein-Maschinengewehren, schusssicheren Westen und Camouflage-Anzügen über die Gamescom-Flure patrouillieren und für das jeweils neueste Call of Duty werben. Zur Gamescom 2011 hatte Electronic Arts sogar eigens eine originale MiG 21 per Tieflader in Halle 6 wuchten lassen (YouTube-Video).

Unter ’normalen‘ Umständen würde es solche und ähnliche Szenen auch auf der Gamescom 2022 vom 24. bis 28. August geben – doch die Zeiten sind nun mal nicht normal. Weshalb insbesondere Aussteller mit militaristisch angehauchtem Games-Sortiment gemeinsam mit ihren Agenturen und Messebauern fieberhaft nach Wegen fahnden, Shooter und Action-Spiele angemessen zu inszenieren – und das in einer Phase, wo 1.300 Kilometer entfernt russische Raketen auf Wohngebieten niedergehen.

Gibt es mit Blick auf den Krieg in der Ukraine Vorgaben für die Spielehersteller bezüglich möglicher ‚No-Gos‘? Von Seiten des Branchenverbands, der die Gamescom gemeinsam mit der KoelnMesse organisiert, heißt es dazu: „Für uns als Veranstalter ist es besonders wichtig, dass sich unsere Besucherinnen und Besucher auf der Gamescom wohl fühlen. Mit dem schrecklichen Überfall Russlands auf die Ukraine und den damit verbundenen Bildern und Nachrichten, die uns überall erreichen, gilt es in diesem Jahr eine besondere Sensibilität bei militärischen Darstellungen, etwa im Rahmen von Spiele-Präsentationen oder Cosplay-Kostümen, zu zeigen. In den vergangenen Jahren war diese Feinfühligkeit auf Seiten der Aussteller sowie Cosplayerinnen und Cosplayer stets vorhanden. Unser in den Teilnahmebedingungen festgeschriebenes Hausrecht ermöglicht die Untersagung von zu weitreichenden Darstellungen. Die aktuellen Themen sind von den bereits bestehenden Regeln umfasst, so dass es für die Gamescom 2022 keine Änderungen braucht.“

Zur Stunde ist noch unklar, ob und in welcher Form sich Wargaming und Activision überhaupt an der Gamescom 2022 beteiligen (aktuelle Aussteller-Liste). Der US-Publisher arbeitet dem Vernehmen nach am Ego-Shooter Call of Duty Modern Warfare 2, der wenige Wochen nach der Gamescom erscheint und im Unterschied zu Call of Duty Vanguard (2021) wieder modernes Kriegsgerät thematisiert.

Zu den Dauer-Ausstellern auf der Gamescom gehört auch die Bundeswehr, die beim digitalaffinen Publikum mit (echtem) Hightech-Inventar und (echten) Soldatinnen und Soldaten für Ausbildungs- und Arbeitsplätze wirbt. Ob dies auch für die Gamescom 2022 gilt, ist Gegenstand einer GamesWirtschaft-Anfrage bei der Truppe – Update folgt.

Unternehmen aus Russland und Belarus sind im Übrigen von der Teilnahme an der Gamescom ausgeschlossen; dies gilt bis auf Weiteres für alle von der KoelnMesse organisierten Messen.