Start Wirtschaft Wooga Geschäftsjahr 2017: Rückkehr in Gewinnzone bei weniger Umsatz

Wooga Geschäftsjahr 2017: Rückkehr in Gewinnzone bei weniger Umsatz

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Der Erfolg von
Der Erfolg von "June's Journey" stimmt Wooga-CEO Jens Begemann optimistisch für das Gesamtjahr 2018 (Foto: GamesWirtschaft)

Nach Verlusten in den Vorjahren weisen die Wooga-Geschäftszahlen für 2017 wieder einen Gewinn aus: Die erfolgreiche Markteinführung von „June’s Journey“ sorgt für einen Umsatzsprung.

In den letzten Wochen des Jahres 2017 ist der Umsatz des Berliner Mobilegames-Studios Wooga sprunghaft angestiegen – ein Trend, der sich 2018 fortgesetzt hat. Grund dafür war die flächendeckende Markteinführung des Wimmelbild-Abenteuers „June’s Journey“ im Oktober.

Der vielversprechende Start der Free2play-App konnte jedoch den Umsatzrückgang um fast 9 Prozent auf 34,3 Mio. Euro (Vorjahr: 37,7 Mio. Euro) im Gesamtjahr 2017 nicht verhindern. Hauptursache: Teile des Wooga-Sortiments – darunter Klassiker wie „Diamond Dash“ und „Jelly Splash“ – sind seit mehr als vier Jahren auf dem Markt und haben ihre besten Zeiten hinter sich.

Doch weil gleichzeitig die Kosten durch geringere Personal- und Marketing-Ausgaben deutlich gesenkt wurden, fällt das EBITDA für 2017 wieder positiv aus: Unterm Strich meldet Wooga einen Jahresüberschuss von 1,2 Mio. Euro – im Jahr zuvor gab es noch einen Fehlbetrag von 1,5 Mio. Euro, 2015 lag das Minus gar bei 8,9 Mio. Euro.

Umsatz und Ergebnis des Berliner Spiele-Entwicklers Wooga (Stand: Juni 2018)
Umsatz und Ergebnis des Berliner Spiele-Entwicklers Wooga (Stand: Juni 2018)

Wooga Geschäftsjahr 2017: Rückkehr in die Gewinnzone

Die dramatische Entwicklung der Jahre 2015 und 2016 führte zu einer kompletten Neuausrichtung, die eine mehrmalige Reduzierung der Belegschaft und eine spürbare Straffung des Portfolios zur Folge hatte – inklusive Projekteinstellungen, Abteilungs-Schließungen und dem Verkauf des Strategiespiels „Warlords“ an die Hamburger InnoGames GmbH. Im Februar 2018 meldete Wooga den erneuten Abbau von 30 weiteren Stellen – mittlerweile beschäftigt das Unternehmen rund 200 Mitarbeiter.

All diese Maßnahmen samt neuer Strategie tragen nun offenkundig erste Früchte. Nach zwei harten Jahren arbeitet das Mobilegames-Studio wieder profitabel, der Cashflow war zuletzt positiv – auch wenn das erhoffte Umsatzwachstum nicht erzielt werden konnte und das Jahresergebnis „leicht hinter den Erwartungen zurück geblieben“ sei, wie es im Geschäftsbericht 2017 heißt.

Neuer Chief Financial Officer beim Berliner Mobilegames-Entwickler Wooga: Ross Logan (Foto: Wooga / Hoffotografen)
Neuer Chief Financial Officer beim Berliner Mobilegames-Entwickler Wooga: Ross Logan (Foto: Wooga / Hoffotografen)

Die Wooga-Zeitenwende zeigt sich auch im Management: Wooga-Gründer und -CEO Jens Begemann ist mittlerweile alleiniger Geschäftsführer. Sein Co-Gründer Philipp Möser ging im Februar 2018 von Bord, der bisherige COO Jan Miczaika ist bereits seit Mitte 2017 bei Holtzbrinck Ventures tätig. Die Beteiligungsgesellschaft zählt weiterhin zu jenen Investoren, die zwei Drittel der Wooga-Anteile halten und dem Wooga-Beirat angehören, in dem seit neuestem auch Flaregames-Chef Klaas Kersting sitzt.

Frischgebackener Chief Financial Officer ist Ross Logan, der zuvor beim Mobilegames-Entwicklern Miniclip tätig war. Logan folgt auf Vorgängerin Hermione McKee und ist für die Bereiche Finanzen, Recht und Personal zuständig.

June’s Journey: Werbung bringt 30 Prozent der Einnahmen

„June’s Journey“ steht sinnbildlich für die Neuausrichtung von Wooga: Künftig wolle man sich auf „story driven“, also geschichtenbasierte Spiele, konzentrieren, in erster Linie „hidden objects games“, sprich: grafisch aufwändige Puzzle- und Wimmelbildspiele im Stile von „Pearl’s Peril“. Die Zielgruppe besteht zu 70 Prozent aus Frauen – jede vierte Nutzerin ist älter als 55 Jahre, das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren.

Wimmelbild-Neuheit "June's Journey": die Langzeit-Wette von Wooga.
Wimmelbild-Neuheit „June’s Journey“: die Langzeit-Wette von Wooga.

Ein Drittel der „June’s Journey“-Einnahmen stammt aus Werbe-Einblendungen – ein außergewöhnlich hoher Wert im Vergleich zu anderen Wooga-Spielen. Den „Rest“ erwirtschaftet Wooga mit Ingame-Käufen, also Mikrotransaktionen, die beispielsweise die Wartezeit auf die nächste Runde auf magische Weise verkürzen.

Bislang besteht die „June’s Journey“-Kriminal-Geschichte aus 50 Kapiteln. Damit der wöchentliche Nachschub auch mittel- und langfristig nicht abreißt, entstehen schon jetzt Grafiken, Geschichten und Puzzles, die erst in einem Jahr freigeschaltet werden. Alleine das interne Team besteht aus 35 Mitarbeitern, hinzu kommen externe Dienstleister und Übersetzer. Derzeit befinden sich zwei weitere Puzzle-Spiele in der Konzeptphase, die an den Erfolg von „June’s Journey“ anknüpfen sollen.

“Ich bin sehr froh, dass wir die Trendwende geschafft haben“, sagt Begemann. „Unser stetiges Umsatzwachstum ist sehr vielversprechend und unser Fokus auf story-driven casual games wird es erlauben, diesen positiven Trend auch zukünftig fortzuschreiben.“

In Folge 3 unserer Reihe „GamesWirtschaft Studiotour“ nehmen wir Sie mit auf einen Rundgang durch das Berliner Studio.