Mit Ubisoft Quartz will der französische Publisher Ubisoft eine Plattform für den Handel mit virtuellen Sammelstücken etablieren.
Update vom 6. April 2022: Ubisoft wird keine weiteren Inhalte für den Online-Shooter Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint bereitstellen, der seit Oktober 2019 auf dem Markt ist. Die Server sollen allerdings weiterhin zugänglich bleiben.
Bleibt die Frage: Was geschieht mit den durchnummerierten Pistolen, Gewehren, schusssicheren Westen und Hosen (‚Digits‘), die in limitierter Auflage als Testballon für das NFT-/Blockchain-System Ubisoft Quartz ausgegeben wurden?
Auf der Website heißt es dazu lapidar: „Danke an alle Ghost Recon Breakpoint-Spieler, die sich ihre ersten Digits gesichert haben. Ihr seid jetzt Besitzer eines Teils des Spiels und habt eure Spuren in seiner Historie hinterlassen. Der letzte Digit wurde am 17. März 2022 veröffentlicht. Seid gespannt auf weitere Updates mit Neuigkeiten rund um die Plattform sowie künftige Veröffentlichungen in anderen Spielen.“
Die Formulierung legt nahe, dass Ubisoft die Breakpoint-Erkenntnisse nutzt, um das System in kommenden Titeln zu implementieren.
Gleichzeitig zeigt der vorliegende Fall symptomatisch die Risiken und Nebenwirkungen von NFT-Geschäftsmodellen auf Blockchain-Basis: Sobald der Spielehersteller ein Produkt nicht mehr weiterentwickelt oder es gar einstellt, verlieren die digitalen Unikate sowohl ihren Nutzen als auch ihren Wert, da ja die Nachfrage potenzieller Käufer wegfällt und die erworbenen Sammelgegenstände (Waffen, Ausrüstung, Autos etc.) nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr zum Einsatz kommen können.
Auch die kolportierte Übertragbarkeit in andere Games bleibt bislang nur ein loses Produktversprechen: Ubisoft liefert keine Hinweise, ob und in welcher Form die Breakpoint-Digits respektive der verbliebene Marktwert jemals anderweitig verwendet werden können.
Meldung vom 8. Dezember 2021: Mit einer Beta-Phase im Militär-Multiplayer-Shooter Ghost Recon Breakpoint ab dem 9. Dezember testet Ubisoft den Handel mit virtuellen, vorerst nur kosmetischen Sammlerstücken auf Basis sogenannter Non-Fungible Tokens, kurz: NFTs.
Name der Plattform: Ubisoft Quartz.
Der Unterschied zu den bekannten seltenen, epischen oder legendären Sammelgegenständen: Die NFT-“Digits“ sind mit einer Seriennummer versehen und damit einzigartig innerhalb des Spieluniversums. Der Spieler wird also ‚Besitzer‘ von Figuren, Waffen, Ausrüstungsgegenständen, Gebäudeb oder Fahrzeugen – auch die Vorbesitzer sind auf Jahre hinaus einsehbar.
Die einzelnen Charaktere oder Gegenstände (also die Digits) erscheinen stets in limitierter Auflage, werden demzufolge tendenziell im Wert steigen. Die Digits können auf Plattformen gegen Echtgeld gekauft und verkauft werden: Mit Spielen lässt sich demzufolge Geld verdienen.
Die Digits basieren auf der Blockchain-Technologie Tezos, die laut Ubisoft als besonders effizient gilt und weniger Energie verbrauchen soll als bekannte Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Eine Transaktion erfordert demnach genauso viel Energie wie das Streaming eines 30sekündigen Videos.
NFTs in Games sind nichts Neues – unter anderem gibt es auf dem Markt eine Reihe von Fußballkarten-Sammelspielen, in denen munter gehandelt wird. Ghost Recon Breakpoint ist indes der erste große PC- und Konsolen-Blockbuster, dessen Publisher perspektivisch auf Item-Handel setzt.
Auch Spieler in Deutschland sind Teil des Probebetriebs (nur PC-Version via Ubisoft Connect, frei ab 18 Jahren). Am 9., 12. und 15. Dezember soll es „Gratis-Drops“ geben, weitere Drops sind für Anfang 2022 geplant. Zum Start verschenkt Ubisoft limitierte Versionen eines Waffen-Skins, eines Helms und einer Hose.
Etliche Studios und große Publisher experimentieren mit NFTs und Blockchain-Modellen, darunter auch deutsche Unternehmen wie CipSoft. Analysten prognostizieren diesem Marktsegment steile Wachstumsraten – einzelne Startups sind schon jetzt hoch bewertet und sammeln weitere Investorengelder ein.
Marktbeobachter warnen vor einer steigenden Unwucht im Spielgefüge, weil sich seltene und somit begehrte Ausrüstungsgegenstände, Fußballstars oder Fahrzeuge nicht länger durch Ausdauer, Talent und Können erspielen lassen, sondern schlichtweg gegen Echtgeld gekauft werden können. Schon jetzt stehen Spiele wie FIFA 22 in der Kritik, da jene Spieler im Vorteil sind, die kostenpflichtige Karten-Packs im großen Stil öffnen und dadurch schneller an Spitzen-Teams für den Online-Modus FIFA Ultimate Team (FUT) gelangen.
Ubisoft betont, dass sich die auf Ubisoft Quatz gehandelten Digits nicht aufs Gameplay oder die Spielbalance auswirken, weil es sich um ausschließlich um kosmetische Gegenstände handelt – Stand jetzt.