Deutschlands Innenstädte verlieren auch 2024 viele tausend Geschäfte: Der Handelsverband HDE prophezeit ein fortgesetztes Ladensterben.
Es trifft große Warenhäuser genauso wie alteingesessene Fachgeschäfte: Nach Einschätzung des Handelsverbands Deutschland (HDE) werden im Lauf des Jahres 2024 weitere 5.000 Betriebe aufgeben – wodurch die Zahl der verbliebenen Geschäfte unter die Marke von 300.000 sinken könnte.
Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die schon vor der Pandemie eingesetzt hatte, als im Schnitt 5.000 Händler pro Jahr schließen mussten. Infolge von Corona-Einschränkungen war die Zahl der Geschäftsaufgaben zwischen 2020 und 2022 auf jährlich 11.000 geschnellt.
Durch die abermalige Pleite der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof droht eine Beschleunigung des Ladensterbens, das sich an vielen Stellen in Deutschlands Innenstädten besichtigen lässt, wo sich Leerstand an Leerstand reiht (Analyse).
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth spricht von „sehr schlechten Nachrichten“, gerade mit Blick auf die Stadtzentren. Schließlich sei der Hauptgrund für den Besuch einer Innenstadt weiterhin der Einkauf.
Als Haupttreiber der Misere sehen Experten die gestiegenen Energiekosten, hohe Mieten, anhaltende Inflations- und Konjunktursorgen bei den Verbrauchern und die Verlagerung von Umsatz zu großen Versendern und Online-Shops – während laut jüngster Zahlen 59 Prozent aller Händler grundsätzlich keine Waren über das Netz vertreiben. Vereinzelt fehlt es auch an geeigneten Käufern oder Nachfolgern, die einen vorhandenen Betrieb fortführen.
Cheflobbyist Genth fordert Sofortmaßnahmen: Der Ernst der Lage sei im Grundsatz erkannt, jetzt müssten Bund, Länder und Kommunen ins Handeln kommen – auch im Zusammenspiel mit Gastronomie und Kultur. „Nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann vielerorts die Verödung ganzer Innenstädte verhindert werden“, analysiert Genth, der auch das SPD-geführte Bauministerium in der Pflicht sieht. Insbesondere müssten Förderprogramme verzahnt und eine zentrale Anlaufstelle geschaffen werden.
Die Lage im deutschen Einzelhandel wirkt sich auch auf die Anbieter von Computer- und Videospielen, Konsolen und Zubehör aus: So hat GameStop jede zweite Filiale geschlossen – von einst über 200 Stores sind nur noch 70 Läden übrig (Analyse). Die die Otto-Spielwarenmarke MyToys ist aus dem Straßenbild komplett verschwunden – der Online-Auftritt wurde ins Online-Angebot der Konzernmutter integriert.