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Intellivision lizenziert Amico-Games an BBG Entertainment

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Die Intellivision Amico ist in verschiedenen Farben erhältlich - hier das Modell 'Glacier White' (Abbildung: Koch Media)
Die Intellivision Amico ist in verschiedenen Farben erhältlich - hier das Modell 'Glacier White' (Abbildung: Koch Media)

Die turbulente Geschichte der Intellivision Amico ist um eine Facette reicher: Der Münchener Publisher BBG Entertainment lizenziert mehrere Titel.

„Dieser Artikel erscheint am 31. Dezember 2022“ prognostizieren die Platzhalter auf den Produktseiten von Amazon*, MediaMarkt und Saturn. Doch ob die als Familien-Konsole positionierte und ursprünglich für Dezember 2020 geplante und mehrfach verschobene Intellivision Amico jemals auf den Markt kommt, ist weiterhin höchst fraglich.

Nach wie vor ist das Gerät inklusive zweiter Controller und sechs vorinstallierter Spiele für 280 € vorbestellbar – ebenso wie Amico-Zubehör, Amico-Gamepads sowie Amico-Games für je 17,99 €*. Der Bund und der Freistaat Bayern haben die Entwicklung von Intellivision-Titeln in Deutschland mit mehr als einer halben Million Euro subventioniert.

Phil Adam, der im Februar die CEO-Rolle vom mittlerweile zum Chief Creative Officer ernannten Tommy Tallarico übernommen hat, hält die wackeren Vorbesteller mit unregelmäßigen E-Mail-Rundschreiben auf dem Laufenden – und bei Laune. Adam ist seit Ende Juni laut Handelsregister auch Geschäftsführer der seit Mitte 2019 operierenden Intellivision Entertainment Europe GmbH in Nürnberg.

Das jüngste Update des US-Unternehmens stammt von Ende August (liegt der Redaktion vor). Demnach habe eine „kleine Testproduktion“ stattgefunden, um mögliche Probleme im Herstellungsprozess zu identifizieren. Wörtlich heißt es: „Fortunately, we did catch one significant problem.“ Die Beseitigung habe zu weiteren Verzögerungen geführt. Diese Pilotphase soll nun in den kommenden Wochen abgeschlossen werden.

Zusätzlich hat Intellivision ein Lizenz-Abkommen mit der BBG Entertainment GmbH getroffen: Der Münchener Publisher übernimmt vier Amico-Spiele, darunter die eigenentwickelten ‚Launch-Titel‘ Brain Duel und Dynablaster. Geschäftsführer Stephan Berendsen will diese und weitere Amico-Spiele auch auf weiteren Plattformen veröffentlichen. Die Titel waren / sind auch Bestandteil der ‚Limited Collector’s Edition“-Boxsets: Im Oktober 2021 – also vor gut einem Jahr – hatte das Unternehmen bereits Spiele-Pakete für die Konsole verkauft und verschickt.

Ein weiteres Abkommen sieht vor, dass „zwei unserer meisterwarteten Marken“ neben der Amico auch auf weiteren Konsolen stattfinden sollen – was die ursprünglich angepeilte Exklusivität des Amico-Portfolios weiter aufweicht. Details soll es erst zu einem späteren Zeitpunkt geben. Adam verspricht sich davon einen Marketing-Effekt.

Bereits im Juni sah sich das Intellivision-Management nach einer gescheiterten Crowdfunding-Kampagne veranlasst, die operativen Kosten nach eigener Darstellung „drastisch“ zu senken – inklusive massivem Stellenabbau. Mehrere Führungskräfte haben das Unternehmen mittlerweile verlassen.

Ein Zeitfenster für die voraussichtliche Auslieferung der Amico-Konsole ist weiterhin nicht in Sicht. Die für den Vertrieb in Europa zuständige Plaion GmbH (bisher Koch Media) will sich zur Lage bei Intellivision nicht äußern.

1 Kommentar

  1. Ob die Konsole jemals erscheinen wird: Ungewiss, ob die Konsole jemals Nintendo als Familien-Haus-und-Hof-Konsole den Rang ablaufen wird: Unwahrscheinlich, ob Staat und Investoren ihr Geld jemals wiedersehen: Ungewiss. Zumal es letztendlich auch an der Qualität der zugrunde liegenden Spiele entschieden wird und auch da sehe ich Nintendo als einen Konkurrenten, den man nicht unterschätzen darf.

    Der vermutlich bessere Plan wäre gewesen, zuerst Rang und Namen zu erwerben, indem man familienfreundliche Spiele mit Bestsellerpotential auf das eigene Portfolio schreibt und erst im Nachgang die mit dem Hauptgeschäft erwirtschafteten Gewinne in das zweite Standbein, einer neuen Heimkonsole buttert. Bislang riecht das eher genau so wie all die anderen gescheiterten Hardwareprojekte, die sich auf die Fahnen geschrieben haben den Markt aus dem Schatten heraus zu erobern.

    Bestes Beispiel dafür der Ryzen-Handheld Smach Z, der nach wie vor auch noch im Onlineshop bestellt werden kann, aber wohlmöglich niemals ausgeliefert wird. Und selbst wenn, macht das Ding dem Steam Deck keine Konkurrenz mehr. Wieder ein Fall von schön gedacht, schlecht gemacht.

    Es ist schade aber meiner Meinung nach ist die Nostalgie, eine Konsole auf den Markt zu bringen und damit der Konkurrenz den Rang ablaufen zu können, wie es in den Anfängen der Industrie nochzwischen Nintendo und Sega oder Nintendo und Sony (Nintendo hatte viel Beef zu der Zeit) der Fall war, nicht mehr gibt. Dafür ist der Markt mittlerweile einfach zu groß, zu wenige Firmen haben zu viel freies Kapital und ehe man sich versieht kommt aus einer eher unerwarteten Ecke dann etwas Neues. Da mitmischen zu können bedarf schlicht einer guten Strategie, bester Finanzierung und perfekter Ausführung, sonst ist man sprichwörtlich am Arsch

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