Kino, Musik, Streaming, Bundesliga: Wie der 2022-Umsatz der Games-Industrie im Vergleich zu anderen Branchen in Deutschland ausfällt.
Update vom 11. Juli 2023: Seit wenigen Tagen liegen nun auch die finalen Zahlen für den deutschen Buch-Markt vor, der 2022 einen leicht rückläufigen Umsatz von 9,44 Mrd. € aufwies (2021: 9,6 Mrd. €). Belletristik plus Kinder- und Jugendbücher machen etwas mehr als die Hälfte der Einnahmen im Buchhandel aus – in Summe 4,9 Mrd. €.
Wir haben die Info-Grafik entsprechend aktualisiert.
Games-Umsatz 2022 im Branchen-Vergleich
Meldung vom 31. Mai 2023: FIFA-Points, Candy Crush-Levels, Fortnite-Bucks: Alleine für Spielwährung und Mikrotransaktionen in Apps, PC- und Konsolen-Spielen haben Deutschlands Verbraucher im Jahr 2022 mehr ausgegeben als für Musik-Streaming und Kino-Tickets zusammengerechnet – nämlich fast 4,5 Milliarden €. Im Vergleich zu den Corona-Boomjahren mit zweistelligen Zuwachsraten hat sich das In-Game-/In-App-Geschäft allerdings deutlich abgekühlt und auf hohem Niveau stabilisiert.
Die Abkühlung trifft nicht nur die Computerspiele-Industrie, sondern auch Streaming-Dienste und Brettspiel-Anbieter, die in den Lockdown-Phasen glänzende Geschäfte gemacht haben. Im Lichte hoher Inflation und schwacher Konjunktur geht es für die meisten Branchen inzwischen darum, das erreichte Level abzusichern. Denn spätestens seit Mitte 2022 verteilt sich das Freizeit-Budget wieder auf deutlich mehr Säulen: Konzertsäle, Stadien, Biergärten und Ferienflieger sind rappelvoll – Neustarts wie der Super Mario Bros. Film, Guardians of the Galaxy 3 oder John Wick 4 sorgen zudem bei den gebeutelten Kinos für regen Zulauf.
Mit insgesamt 5,5 Milliarden € lag der Umsatz mit Spiele-Software im Jahr 2022 deutlich über jenem der meisten anderen Entertainment-Industrien – von der 1. Fußball-Bundesliga über Pay-TV-Diensten (Netflix, Disney+, Sky, Joyn etc.) bis hin zur Musik-, Spielwaren-, Kino- und Buchbranche.
Einschränkend: Im Literatur-Bereich gilt dies nur für das vergleichbare Unterhaltungs-Segment (also Romane plus Kinder- und Jugendbücher), das knapp die Hälfte des deutschen Markts ausmacht. Inklusive Ratgebern, Reiseführern und Lehrbüchern setzten Verlage und Händler deutlich mehr um, nämlich über 9 Milliarden €.
Games-Umsatz 2022 in Deutschland im Vergleich
Die Einnahmen mit PC- und Konsolen-Vollpreisspielen für 60, 70, 80 € pendelten zuletzt nur noch ganz knapp über der Milliarden-Marke. Die Ursache liegt nicht nur in der Free2Play-Konkurrenz: Denn in Online- und Abo-Flatrates wie PlayStation Plus und Xbox Game Pass sind neben der Multiplayer-Funktionalität immer größere Spiele-Bibliotheken inklusive. Microsoft wirbt mit dem Versprechen, dass Neuheiten wie Redfall oder Starfield ab Tag 1 ohne Zusatzkosten gespielt werden können.
Die Umsätze mit Gaming-PCs, Konsolen und Zubehör (Gamepads, Grafikkarten etc.) sind gegenüber 2021 leicht zurückgegangen – was auch, aber nicht nur, an fehlender Warenverfügbarkeit der PlayStation 5 lag. Die Nintendo Switch befindet sich bereits im siebten Jahr und zeigt zumindest software-seitig keine Abnutzungserscheinungen, wie die enorme Nachfrage nach The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom belegt.
Inwieweit auch Deutschlands Spiele-Entwickler von den Milliarden-Umsätzen profitieren, geht aus den offiziell veröffentlichten Zahlen nicht hervor. Der Inlands-Marktanteil wird seit 2021 nicht mehr publiziert – im Jahr 2020 lag er bei einem neuen Tiefstand von 4,2 Prozent. Übersetzt: Mehr als 96 Prozent des Games-Umsatzes in Deutschland wurden importiert. Für die „Aufholjagd“ stellt der Bund den hiesigen Spiele-Entwicklern 70 Millionen € pro Jahr zur Verfügung (Projekt-Übersicht).
