Mit Milliarden-Aufwand will die Bundesregierung ab 2020 Forschung und Entwicklung per Forschungszulagengesetz fördern – kann auch die Games-Branche davon profitieren?
Polen wird regelmäßig als Kronzeuge aufgerufen, wenn es um die Segnungen staatlicher Subventionen für die Games-Industrie geht. Immerhin hat das Nachbarland PC- und Konsolen-Spiele wie die „The Witcher“-Serie (CD Projekt Red), „Sniper: Ghost Warrior“ (CI Games) oder „Call of Juarez“ hervorgebracht.
Im Unterschied zur geplanten Computerspiele-Förderung des Bundes und zu den Förderprogrammen der Länder investiert Polen überwiegend nicht in einzelne Spiele, sondern gezielt in Grundlagen- und Technologie-Forschung. Die CD-Projekt-Gruppe hat zum Beispiel knapp 30 Millionen Euro für die Entwicklung realistischer Animationen, kino-artiger Zwischensequenzen und Tools zur Simulation einer riesigen Stadt erhalten. Das Ergebnis wird sich im April 2020 besichtigen lassen, wenn „Cyberpunk 2077“ auf den Markt kommt.
Auch in Deutschland wird Basis-Technologie für Computerspiele entwickelt, von denen wiederum Lizenz- und Auftragnehmer profitieren – seien es Spiele-Engines, VR-Systeme oder Motion-Capturing-Tools. Die Produktion dieser Technologie wird jedoch über dedizierte Games-Förderprogramme von Bund und Ländern nicht abgedeckt, weder über Zuschüsse noch über Steuer-Rabatte.
Am vergangenen Donnerstag hat nun der Bundestag das sogenannte „Forschungszulagengesetz“ auf den Weg gebracht, das insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen zugute kommen soll. Die bezuschussten Firmen erhalten staatliche Zulagen auf Arbeitslöhne von bis zu 500.000 Euro pro Jahr. Gesamtvolumen: 1,3 Milliarden Euro. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht Deutschland dadurch auf dem Weg in die erste Liga der Forschungsförderung. Die Zustimmung des Bundesrats gilt als Formsache – zum 1. Januar 2020 kann das Gesetz in Kraft treten.
Im Maschinenbau oder im Pharma-Segment wird das Programm einhellig begrüßt – beim Branchenverband Game beurteilt man den Nutzen für die Computer- und Videospiel-Industrie zurückhaltender.
Denn zu den Ausschlusskriterien für diese Förderung gehört, dass „ein Produkt festgelegt (…) und das primäre Ziel (…) die Marktentwicklung des Produktes sei“. Außerdem muss der „Forschungs-Charakter des Projektes“ schon im Vorfeld verbindlich bescheinigt werden. „Diese beiden Kriterien zeigen, dass das Programm nicht für die Förderung der Entwicklung von Games passt, auch wenn einzelne Forschungsprojekte mit Games-Bezug vielleicht davon profitieren können“, erklärt Game-Geschäftsführer Felix Falk auf GamesWirtschaft-Anfrage. „Wir als deutsche Games-Branche brauchen also weiterhin die auf die spezifischen Bedürfnisse zugeschnittene, planbare und langfristige Games-Förderung auf Bundesebene. Nur damit können wir zu den international erfolgreichen Games-Standorten aufschließen.“
Weitere Informationen zum Forschungszulagengesetz finden Sie unter anderem auf der Website des Bundesfinanzministeriums.