Start Wirtschaft Embracer Group: Finanzvorstand kündigt Rücktritt an

Embracer Group: Finanzvorstand kündigt Rücktritt an

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Lars Wingefors ist Gründer, CEO und Großaktionär von Europas zweitgrößtem Publisher (Foto / Abbildung: Embracer Group)
Lars Wingefors ist Gründer, CEO und Großaktionär von Europas zweitgrößtem Publisher (Foto / Abbildung: Embracer Group)

Unter den 4.500 Beschäftigten, die Embracer verlassen haben (oder noch werden), ist auch der CFO: Wingefors-Vize Ektröm gibt sein Amt auf.

Der schwedische Spiele-Konzern Embracer Group hat die Zahlen fürs abgelaufene Geschäftsjahr bekannt gegeben: 42,2 Milliarden Kronen hat das Unternehmen zwischen April 2023 und März 2024 umgesetzt – umgerechnet rund 3,6 Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 760 Millionen auf die ersten drei Monate des Jahres 2024.

Zu den Neuheiten in diesem Zeitraum zählten die THQ-Nordic-Titel Alone in the Dark und Outcast: A New Beginning, die bei der Fachpresse auf „mixed receptions“ gestoßen seien – die Verkaufszahlen liegen zum Start unter den Erwartungen des Managements. Ganz anders der Überflieger Dead Island 2, der sich seit April 2023 mehr als 3 Millionen Mal verkauft hat. Die Aufnahme ins Sortiment des Xbox Game Pass hat die Spielerzahlen des rustikalen Zombie-Shooters auf über 7 Millionen erhöht.

Ungleich spannender als die Vergangenheit ist natürlich der Ausblick auf die Zukunft: Denn an die Stelle der Embracer Group treten demnächst drei eigenständige Games-Konzerne, die separat an der Börse in Stockholm gelistet werden (Überblick). Die US-Sparten Saber Interactive und Gearbox Entertainment wurden bereits im Vorfeld abgespalten – damit einher gehen Abschreibungen in Milliardenhöhe.

Immerhin: Das seit Juni laufende Restrukturierungsprogramm inklusive massivem Stellenbau, 80 vorzeitigen Projekt-Stopps sowie Studioschließungen und -verkäufen ist weitgehend abgeschlossen – Vorstands-Chef Lars Wingefors spricht von „schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen“. In Summe haben seit Sommer 2023 mehr als 4.500 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, mehr als ein Viertel der Belegschaft.

Dessen ungeachtet beschäftigt Embracer nach eigenen Angaben derzeit rund 12.000 Angestellte, davon 7.700 Entwickler – und gilt damit weiterhin als einer der weltweit größten Arbeitgeber der Games-Industrie, auch und gerade im deutschsprachigen Raum. Zum Vergleich: Activision Blizzard und Electronic Arts brachten es zuletzt auf jeweils 13.000 Beschäftigte.

Die Embracer Group zerfällt in drei eigenständige Unternehmen: Asmodee, Coffee Stain und Middle-Earth Enterprises (Stand: 25.4.204)
Die Embracer Group zerfällt in drei eigenständige Unternehmen: Asmodee, Coffee Stain und Middle-Earth Enterprises (Stand: 25.4.204)

Einschneidende Veränderungen gibt es auf Vorstands-Ebene der Embracer Group: Denn der Wingefors-Vertraute Johan Ekström gibt nach fünf Jahren seinen Posten als Chief Finance Officer (CFO) und stellvertretender CEO auf – aus „persönlichen Gründen“, wie es heißt. Seine Vize Müge Boullion übernimmt dann zum 1. September. Bereits ab kommender Woche – nämlich ab 1. Juni – rückt Crystal Dynamics-Boss Phil Rogers an die Spitze von Middle Earth Enterprises und wird gleichzeitig Stellvertreter von Lars Wingefors. Ekström bleibt noch bis März 2025 im Unternehmen und wird sich bis dahin der geordneten Abwicklung des Embracer-Imperiums widmen.

Kommerziell wichtigste Titel auf Sicht der kommenden Monate: Kingdom Come Deliverance 2, Killing Floor 3 und drei noch unangekündigte Titel, die mit hinreichender Wahrscheinlichkeit im Rahmen des THQ Nordic Showcase am 2. August vorgestellt werden. Ob der Wiener Publisher und die (Noch-)Konzernschwester Plaion in diesem Jahr an der Gamescom teil nehmen, ist noch offen.

Die Börse nimmt die jüngsten Meldungen aus Stockholm mit gemischten Gefühlen auf – die Berg- und Talfahrt des Embracer-Kurses setzt sich am Donnerstagmorgen fort. Nach einem steilen Wertzuwachs seit Bekanntgabe der Aufspaltung hat das Papier zunächst um 10 % nachgegeben.