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Was wird aus der Embracer Group?

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Die Embracer Group zerfällt in drei eigenständige Unternehmen: Asmodee, Coffee Stain und Middle-Earth Enterprises (Stand: 25.4.204)
Die Embracer Group zerfällt in drei eigenständige Unternehmen: Asmodee, Coffee Stain und Middle-Earth Enterprises (Stand: 25.4.204)

Einer der größten Spielehersteller der Welt zerfällt in drei handliche Blöcke: Wie das Tafelsilber der Embracer Group aufgeteilt wird.

Im März 2023 schien die Embracer-Welt noch in Ordnung: In der Spitze beschäftigte der schwedische Computerspiele-Konzern fast 17.000 Angestellte in 40 Ländern. Doch mit jedem zugekauften Studio, mit jeder neuen Marke und mit jeder weiteren investierten Milliarde hatten sich die Sorgen gemehrt: Ob das wohl gut geht?

Spoiler: Tat es nicht. Denn ein knappes Jahr später zerfällt das skandinavische Spiele-Imperium in die Einzelteile. Saber Interactive – weg. Die Borderlands-Macher von Gearbox – weg. Studios wie Volition (Saints Row) – geschlossen. Geplante Spiele-Projekte – gestoppt. Die Belegschaft – auf 10.000 geschrumpft.

Am Montag dann der eigentliche Hammer: In den kommenden 18 Monaten entstehen aus der Embracer Group drei voneinander unabhängige Unternehmen, die im direkten Wettbewerb um Talente, Marken, Marktanteile und Kunden stehen. Viele der ursprünglichen Synergie-Effekte, die Embracer-Boss Lars Wingefors sich und den Aktionären vom Alles-aus-einem-Guss-Powerhouse versprochen hatte, sind damit hinfällig.

Aus einem zunehmend manövrierunfähigeren Dampfer sollen drei schlagkräftige, effiziente Fregatten werden – die aber jeder für sich genommen immer noch locker einen Platz in den Top 10 der größten europäischen Publisher einnehmen.

Was wird aus der Embracer Group?

Die drei neuen Unternehmen werden Einiges gemeinsam haben: ein ungefähr gleich großer Umsatz von 1 bis 1,2 Milliarden Euro, den Firmensitz im schwedischen Karlstad und die geplante Listung an der Technologie-Börse Nasdaq Stockholm.

Hier enden aber auch schon die Schnittmengen, weil jedes Unternehmen einen eigenen Schwerpunkt verfolgen soll. Völlig stringent wirkt die reißbrett-artige Aufteilung nicht:

  • Unter der Dachmarke von Coffee Stain & Friends – den Machern des anarchischen Goat Simulator – subsumieren sich Vollpreis-Spiele für PC und Konsole ebenso wie Free2Play-Games für Smartphone, Tablet und Online. Gegensätzlicher könnten Geschäftsmodelle kaum sein. Zusammen mit dem Wiener Publisher THQ Nordic schlüpfen einige der größten Spiele-Studios im deutschsprachigen Raum unter das Dach von Coffee Stain.
  • Middle-Earth Enterprises & Friends ist ein Sammelbecken für das Herr der Ringe-Universum plus Tomb Raider, Dead Island und Kingdom Come: Deliverance plus Dark-Horse-Comics, Karaoke-Spiele (Let’s Sing) und Rennsimulationen (Moto GP). Ebenfalls hier verortet: der deutsch-österreichische Publisher und Distributor Plaion, der den Handel über eigene Logistik-Zentren beliefert – auch mit Spiele anderer Hersteller (u. a. Activision Blizzard, Square Enix, Kalypso Media, Paradox, SEGA).
  • Einzig der Brettspiel- und Sammelkarten-Riese Asmodee darf sich unter eigenem Namen weiter dem Kerngeschäft widmen – allerdings aufgeladen mit einer 900-Mio.-€-Hypothek, um den beiden bisherigen Konzernschwestern einen stabilen Start zu ermöglichen.

Der gesamte Prozess wird sich bis Ende 2025 erstrecken, an dessen Ende drei eigenständige Unternehmen stehen – mit massiven Auswirkungen auf Strukturen, Abläufe, Personal und wechselseitige Kooperationen. Und: Der Name ‚Embracer Group‘ verschwindet nicht nur vom Kurszettel an der Börse, sondern auch aus der gesamten Kommunikation.

Lars Wingefors will seine Anteile und Beteiligungen mittelfristig in eine eigene Holding einbringen. Als Großaktionär wird er bei wesentlichen Entscheidungen weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Lesen Sie dazu auch die ausführliche Analyse zu den Ursachen und Auswirkungen des Embracer-Umbaus.


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