Start Wirtschaft Studie: Games-Industrie wird „vermutlich nicht unter Corona-Pandemie leiden“.

Studie: Games-Industrie wird „vermutlich nicht unter Corona-Pandemie leiden“.

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Teil der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung ist auch die Games-Industrie (Abbildung: BMWI)
Teil der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung ist auch die Games-Industrie (Abbildung: BMWI)

Konzerte abgesagt, Kino-Neustarts verschoben: Der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft drohen durch die Corona-Pandemie massive Umsatzeinbußen von bis zu 28 Milliarden Euro. Zu den wenigen Profiteuren gehört die Software- und Games-Industrie.

Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes hat untersucht, wie sich die Corona-Pandemie auf eine Branche auswirkt, die 260.000 Unternehmen und 1,7 Millionen Erwerbstätige umfasst. Formell für das Segment zuständig sind das Bundeswirtschaftsministerium unter Leitung von Peter Altmaier (CDU) sowie Monika Grütters (CDU), die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Der Kultur- und Kreativ-Bereich ist wirtschaftlich besonders stark von betroffen, weil einmal abgesagte Veranstaltungen – etwa Konzerte, Vernissagen, Konferenzen, Lesungen, Messen, Auftritte, Festivals, Märkte und Volksfeste – und der dadurch entgangene Umsatz in vielen Fällen nicht ‚aufgeholt‘ werden können. Wörtlich heißt es in der Studie: „Es wird davon ausgegangen, dass die Umsätze in den nächsten Monaten zum Teil komplett ausfallen und im weiteren Jahresverlauf zu einem bestimmten – im Moment noch nicht absehbaren – Zeitpunkt wieder ansetzen.“

So sind unter anderem Bars, Diskotheken, Theater, Opern, Kinos, Ausstellungen sowie Freizeit- und Tierparks geschlossen. Insbesondere Musiker, Schauspieler, Fotografen, Artisten, Tanzschulen und Bühnentechniker unterliegen derzeit einer Art Berufsverbot. Bis mindestens Mitte April gelten bundesweite Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren. Messegesellschaften wie die KoelnMesse haben bereits angekündigt, dass bis mindestens Ende Juni keine Messen oder Events auf dem Kölner Gelände stattfinden werden.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass es sich bislang nur um eine erste Schätzung handelt, basierend auf den angeordneten Schließungen, die seit Mitte März gelten. Das Papier entwirft daher drei Szenarien – ein „mildes“, ein „mittleres“ und ein „gravierendes“ Szenario. Im Worst Case führt ein längerer Ausfall zu flächendeckenden Umsatzeinbrüchen von bis zu 28 Milliarden Euro. Am härtesten trifft die Coronakrise die Musik- und Filmwirtschaft sowie Darstellende Künste, während etwa Architekturbüros und auch der Rundfunkwirtschaft „vergleichsweise geringe“ Auswirkungen bevorstehen.

Die Software- und Games-Industrie werde „vermutlich nicht unter der Corona-Pandemie“ leiden, heißt es in der Studie. Vielmehr sei davon auszugehen, dass die Branche „durch ein gesteigertes Bedürfnis nach virtuellem Freizeitprogramm sogar profitieren“ werde. Anders als im Event-Sektor sei auch „ein ortsabhängiges Arbeiten in den meisten Unternehmen möglich“. Zumindest diese Einschätzung deckt sich mit einer Mitglieder-Erhebung des Branchenverbands Game, wonach bei deutschen Studios und Publishern nahezu flächendeckend auf Home-Office-Betrieb umgestellt wurde.

Ebenso wie andere Kulturbereiche – etwa Musik- und Video-Streaming-Dienste sowie Fernsehsender – registrieren Games-Anbieter derzeit eine erhöhte Nachfrage. Unter anderem sind die Zugriffe auf die PC-Spiele-Plattform Steam seit Anbeginn der Pandemie auf neue Rekordwerte gestiegen. Netflix und YouTube haben die zu übertragenden Datenmengen gedrosselt, um das Netz zu entlasten.

Bund und Länder haben zuletzt milliardenschwere Hilfsprogramme auf den Weg gebracht, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zumindest abzumildern. So gibt es – anders als in der Finanzkrise 2008/09 – neben Steuerstundungen auch dedizierte Soforthilfen für Künstler, Freiberufler und Kleinunternehmen, die nicht zurückbezahlt werden müssen. Wie dringend erforderlich diese Zuschüsse sind, zeigt das Fazit der Studie: „Viele Kreativschaffende stehen aufgrund der flächendeckenden und größtenteils ersatzlosen Absage von Veranstaltungen und Aufträgen vor dem wirtschaftlichen Ruin.“