Start Sport eFootball-Desaster: E-Sport beim FC Bayern vor ungewisser Zukunft

eFootball-Desaster: E-Sport beim FC Bayern vor ungewisser Zukunft

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Szene aus eFootball 2022: Konami ist Sponsor des FC Bayern München (Abbildung: Konami Digital Entertainment)
Szene aus eFootball 2022: Konami ist Sponsor des FC Bayern München (Abbildung: Konami Digital Entertainment)

Konamis eFootball 2022 wird zunehmend zum Trauerspiel. Darunter leiden auch die E-Sport-Ambitionen von Rekordmeister FC Bayern.

„Seid ihr auch so gehyped auf das neue Game? Schaltet ein und erfahrt alles über das neue #efootball“ jubelte der amtliche Twitter-Account von FC Bayern Esports am 30. September. Zwei Tage zuvor: „Wie seht könnt ihr nicht mehr auf eFootball 2022 warten? Teilt eure Emotionen mit Emojis in den Kommentaren!“

Resonanz: nahe null. Seitdem: Funkstille.

Offenkundig konnten nicht nur die Fans die Veröffentlichung von eFootball 2022 kaum erwarten, sondern auch Spielehersteller Konami. Denn exakt 24 Stunden vor dem Erzrivalen FIFA 22 wurde das kostenlos herunterladbare Fußballspiel für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X/S freigeschaltet, allerdings in einem technisch und inhaltlich bemerkenswert desolaten Zustand.

Die Entwickler hatten gehofft, die gröbsten Schnitzer bis zum 11. November beseitigen zu können. Doch auch das hat nicht geklappt: Eine Woche vor Abgabetermin wurde die Verschiebung der Version 1.0 auf das Frühjahr 2022 angekündigt. Den Kunden, die das „Premium Player Pack“ erworben hatten, wurde das Geld erstattet.

Schon lange vor der desaströsen eFootball-Markteinführung hatte der FC Bayern München als Konami-Exklusivpartner die E-Sport-Kommunikation eingestellt – und zwar komplett. Abseits von Twitter sind auch alle anderen Social-Media-Anlaufstellen verwaist: Die letzten Instagram-Postings und Twitch-Streams datieren von Anfang Oktober, auf der Website wurde letztmals im Mai ein Beitrag veröffentlicht.

Was ist da denn los? Hat der FC Bayern die Lust am E-Sport verloren?

Von der Säbener Straße ist zu hören, dass E-Sport weiterhin eine wichtige Rolle für den Verein spielt; die gesteckten Ziele seien in den vergangenen beiden Jahren erreicht worden seien. So habe man noch im Juli 2020 die Vizemeisterschaft in der europäischen eFooball.Pro League feiern können. Erst ein Jahr zuvor war Konami als neuer Sponsor vorgestellt worden – mit Serge Gnabry als offiziellen eFootball-Botschafter.

Für die dreijährige Laufzeit fließen laut SportBild 15 Millionen Euro an die Isar. Als Platin-Partner rangiert der japanische Videospiele-Produzent damit auf Augenhöhe mit Siemens, SAP, Paulaner, Tipico und Qatar Airways, gleich hinter den Hauptsponsoren Deutsche Telekom, Adidas, Audi und Allianz.

Doch mittlerweile erweist sich der Konami-Deal als XXL-Bremsklotz für die E-Sport-Ambitionen des Rekordmeisters. Schon seit Jahren verhindert die Exklusiv-Vereinbarung eine Teilnahme an der offiziellen Virtual Bundesliga der Deutschen Fußball-Liga (DFL) – dort wird schließlich das jeweils aktuelle Fußballspiel von FIFA-Hersteller Electronic Arts praktiziert.

Als Premium-Partner des FC Bayern München wirbt Konami auf den Werbebanden in der Allianz-Arena (Archiv-Bild).
Als Premium-Partner des FC Bayern München wirbt Konami auf den Werbebanden in der Allianz-Arena (Archiv-Bild).

Längst hätten die Vorbereitungen für die ersten eFootball 2022-Turniere unter Beteiligung von Konami-Partnern wie Juventus, Manchester United, FC Barcelona und den Bayern starten sollen – doch daraus wird aus genannten Gründen nichts. Auch die E-Sport-Profis sitzen auf dem Trockenen und stehen nun vor der Wahl: darauf hoffen, dass Konami die Probleme in den Griff bekommt – oder auf FIFA umsteigen? Es fehlt schlichtweg am „Spielgerät“ – es ist so, als hätte man einer Fußballmannschaft den Ball weggenommen.

Doch auch bei Electronic Arts ist längst nicht alles Gold, was glänzt: Im Juli wurden zum zweiten Mal in Folge die digitalen Weltmeisterschaften (FIFAe World Cup, FIFAe Nations Cup) abgesagt – eine Katastrophe für Teams und Profis, die monatelang für den Wettbewerb trainiert hatten. Da sich die Wege zwischen dem Weltfußballverband und dem US-Publisher womöglich im kommenden Jahr trennen, ist die Zukunft dieser Wettbewerbe ganz grundsätzlich völlig offen.

Und bei den Bayern? Fakt ist: Den regulären E-Sport-Trainings- und Vermarktungs-Betrieb kann der Klub erst dann wieder aufnehmen, wenn Konami eine funktionstüchtige Version von eFootball 2022 bereitstellt. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Bedeutet: eine lange Zwangs-Winterpause – und auf Monate hinaus nichts zu kommunizieren.

Unterdessen rollt der Marketing-Zug ungebremst weiter: Bei Bayern-Heimspielen in der Allianz-Arena wirbt Konami nach wie vor auf Werbebanden für eFootball 2022. Der Vertrag endet im kommenden Jahr – Verlängerung: mehr denn je ungewiss.