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FIFA prüft Abschied von Lizenz-Exklusivität

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FIFA-Zentrale in Zürich (Foto: Fröhlich)
FIFA-Zentrale in Zürich (Foto: Fröhlich)

Seit fast 30 Jahren ist Electronic Arts exklusiver Lizenznehmer des Fußballweltverbands – künftig will die FIFA mehrgleisig fahren.

Die Fußballwelt ist in Aufruhr: Heute wurde bekannt, dass mehrere europäische Verbände mit einem Austritt aus der FIFA drohen. Und zwar für den Fall, dass die Pläne für eine Fußball-Weltmeisterschaft im Zweijahres- statt des gewohnten Vierjahres-Rhythmus‘ Realität würden.

Eine Zäsur deutet sich auch auf dem virtuellen Spielfeld an: Electronic Arts hat Aktionäre, Belegschaft und Nutzer sensibilisiert, dass das EA-Sports-Fußballspiel nach knapp drei Jahrzehnten einen neuen Namen bekommen könnte. Zu diesem Zweck wurde Anfang Oktober die Marke EA Sports FC registriert. Auslöser des Strategiewechsels sind offenkundig unterschiedliche Vorstellungen zwischen FIFA und Electronic Arts mit Blick auf die Lizenzgebühr und den Umfang der eingeräumten Rechte.

Die Lizenzvereinbarung endet turnusgemäß im Dezember 2022, also kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Emirat Katar.

Erstmals hat sich nun auch die FIFA zu Wort gemeldet: In einem Blog-Eintrag auf der Verbands-Website gibt sich die FIFA zuversichtlich, was die langfristigen Perspektiven im Videospiele-Business anbelangt. Wörtlich heißt es: „Die Zukunft des Gaming und des E-Sports bedeutet aus Sicht der Lizenzgeber zwingend, dass mehr als eine Partei alle Rechte kontrollieren und auswerten darf.“

Gemeint ist naheliegenderweise der langjährige Partner Electronic Arts, der just diese Exklusivität weiterhin anstrebt – allerdings nicht zu jedem Preis. Die FIFA werde sich bei der kommerziellen Auswertung der Games-Lizenzen neu aufstellen und die Lizenz mehrfach vermarkten – auch deshalb, weil sich vorgeblich Technologie- und Telekommunikations-Unternehmen in Stellung brächten, die mit der FIFA, deren Plattformen und Turnieren in Verbindung gebracht werden wollten. Daher gäbe es intensive Gespräche mit mehreren Industrie-Partnern, darunter Spiele-Entwickler, Investoren und Analysten.

Die FIFA wolle zudem weiterhin E-Sport-Turniere unter der jüngst gestarteten Dachmarke FIFAe und auf der offiziellen Website veranstalten. In einem Nebensatz stellt der Verband klar, dass die Marke FIFA untrennbar verbunden sei mit fußballbasierten Spielen – unterstellend, dem immensen kommerziellen Erfolg der gleichnamigen EA-Serie läge vorrangig die Strahlkraft der Marke FIFA zugrunde. Offen bleibt, auf welchem Spiel die Games-Wettbewerbe der FIFA künftig basieren könnten, sollte der Langzeit-Partner Electronic Arts entfallen.

Umgekehrt ist Electronic Arts in einer taktisch angenehmeren Verhandlungsposition. Denn abseits des bekannten Namens und der Integration der Fußball-WM braucht Electronic Arts den Weltverband nicht zwingend: Die wesentlichen Lizenzen – egal ob Champions League, Bundesliga, Premier League oder Persönlichkeitsrechte von Spielern – basieren ohnehin auf anderweitigen, bilateralen Abkommen abseits der FIFA.