Start Sport E-Sport-Pleiten: Wie die Esports Player Foundation hilft

E-Sport-Pleiten: Wie die Esports Player Foundation hilft

0
Jörg Adami, Geschäftsführer der Esports Player Foundation (Foto: EPF)
Jörg Adami, Geschäftsführer der Esports Player Foundation (Foto: EPF)

Über Monate blieben die Gehälter von E-Sportlern unbezahlt – dann kam die Insolvenz. Die Esports Player Foundation berät Betroffene.

Jörg Adami ist erkennbar auf der Zinne: „Fuck Penta/Cowana“, macht er auf X (ehemals Twitter) seinem Ärger Luft. Und weiter: „Manchmal ist es echt frustrierend. Seit 12 Monaten helfen wir Spielern, ihre Rechte durchzusetzen.“ Flankiert wird der Beitrag von einer anonymisierten Übersicht, die Schriftverkehr und Telefonate mit Insolvenzverwaltern, Kanzleien und Behörden auflistet.

Adami ist Geschäftsführer der Esports Player Foundation (EPF), die sich unterjährig darum bemüht, Talenten via Coaching und Mentoring den Weg in den Profi-Bereich zu ebnen – analog zur Sporthilfe. Den Geschäftsbetrieb finanzieren Sponsoren (darunter die Telekom), Verbände und das Land Nordrhein-Westfalen.

Sein Groll gilt der vom League of Legends-Spielbetrieb disqualifizierten E-Sport-Organisation Penta 1860 und dem Ende 2022 gestoppten Projekt Cowana Gaming. Sowohl die Berliner Penta Entertainment UG als auch die insolvente Cowana GmbH mit Sitz im fränkischen Langenzenn nahe Nürnberg wurden mittlerweile liquidiert.

Beide Organisationen waren angetreten, mit ihren E-Sport-Teams um Preis- und Werbegelder mitzuspielen. Mit dem Ergebnis, dass ehemalige Spieler, Angestellte, Freiberufler und externe Vertragspartner immer noch auf hohen, teils existenzbedrohenden Außenständen sitzen – und nun zumindest auf einen Teil ihrer Ansprüche hoffen.

Die Erfolgsaussichten: kompliziert. Die ohnehin entstandenen Verluste haben sich durch Anwaltskosten sogar noch erhöht.

E-Sport-Pleiten: Wie die Esports Player Foundation hilft

„Ein wenig“ habe man erreichen können, aber „in Summe viel zu wenig“, räumt Jörg Adami ein. Gegenüber GamesWirtschaft benennt er das Kernproblem der Branche: nämlich Geschäftsmodelle, die vor allem darauf abzielen, kurzfristig Profite zu erwirtschaften und/oder auf der Hoffnung schneller sportlicher Erfolge basieren.

Deshalb müssten die ‚schwächsten‘ Akteure – also gerade die überwiegend jungen Spieler – besser geschützt werden.

Dass gerade die E-Sport-Szene besonders anfällig sei, liegt aus Sicht von Adami an der weiterhin fehlenden Professionalisierung des Ökosystems und einer „kaum zu verstehenden Leidensfähigkeit“ von Spielern, Moderatoren und Freelancern, die oft zu lange zögern, rechtliche Schritte einzuleiten und Rechte anzumelden – was umgekehrt der Abhängigkeit von Arbeits- und Auftraggebern geschuldet sei.

Hinzu käme „eine zu hohe Toleranz von Fehlverhalten bekannter Protagonisten, die trotz wiederholtem Fehlverhalten immer wieder ‚Aufnahme‘ in die Szenen und Communities schaffen“, sagt der E-Sport-Experte. In der Tat haben etliche Betroffene die Krisen-Zeichen zu spät erkannt oder verdrängt oder sich immer und immer mit Vertröstungen abspeisen lassen.

Sowohl Cowana als auch Penta hatten zunächst beteuert, den Verpflichtungen nachkommen zu wollen.

Doch was kann die EPF in dieser Lage überhaupt leisten – und was nicht? „Wir prüfen Verträge von Spielern und sprechen Empfehlungen aus“, erklärt Adami. „Die finale Entscheidung liegt aber beim Spieler. Darüber hinaus versuchen wir gerade die jüngeren Spieler über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären, um sie im besten Fall ‚auf Augenhöhe‘ in Vertragssituationen zu schicken. Wir würden auch gern mehr helfen bei der Durchsetzung von berechtigten Ansprüchen, aber das überschreitet schnell unsere finanziellen Möglichkeiten.“

Komplett auszuschließen sind solche Situationen natürlich auch künftig nicht. Doch wie lassen sich die Kollateralschäden zumindest begrenzen? „Ein Schritt wäre sicher eine engere Kooperation und Absprache der seriösen Marktteilnehmer, bis hin zum gemeinsamen Handeln bei Verstößen“, schlägt Jörg Adami vor. „Ein Gedanke könnte auch ein ‚Code of Conduct‘ mit einer freiwilligen Selbstkontrolle der Agenturen sein. Bei Fehlverhalten würde ein Rauswurf erfolgen.“

Ein solcher Zusammenschluss würde auch potenziellen Sponsoren und Wirtschaftspartnern helfen, seriöse von unseriösen Anbietern deutlich abzugrenzen.