Start Sport E-Sport beim BVB: Wie echt ist die FIFA 23-Liebe?

E-Sport beim BVB: Wie echt ist die FIFA 23-Liebe?

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Borussia Dortmund steht wie eine gelbe Wand hinter FIFA 23 - doch in der Virtual Bundesliga tritt der BVB nicht an (Abbildung: EA)
Borussia Dortmund steht wie eine gelbe Wand hinter FIFA 23 - doch in der Virtual Bundesliga tritt der BVB nicht an (Abbildung: EA)

Borussia Dortmund ist der prominenteste Partner von FIFA 23-Hersteller EA Sports. Doch in der Virtual Bundesliga tritt der BVB nicht an.

Neuer, Mané, Kimmich, Müller, Goretzka – die fünf besten Bundesliga-Kicker laut FIFA 23-Rating sind allesamt bei Rekordmeister FC Bayern München beschäftigt. Doch unter den Top 23 finden sich mit Hummels, Bellingham, Süle und Reus auch vier Spieler von Borussia Dortmund.

Beide Klubs spielen in einer eigenen Liga – auch finanziell: größter Umsatz, höchste Spieler-Etats, die meisten Fans. Doch es gibt eine Liga, die meiden die Platzhirsche wie der Teufel das Weihwasser: die Virtual Bundesliga (VBL), die seit 2012 von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und FIFA-Publisher Electronic Arts organisiert wird und die im November in die neue Saison startet.

Neuerdings ist die VBL sogar ein offizieller DFL-Wettbewerb. Bedeutet: Ab der Saison 2023/24 ist die zwingende Teilnahme aller Erst- und Zweitliga-Klubs inklusive Aufbau eines eigenen E-Sport-Kaders in der Lizenzierungsordnung vorgesehen.

Während die Zurückhaltung bei den Bayern durch die jüngst verlängerte Kooperation mit EA-Sports-Konkurrent Konami (eFootball) erklärbar ist, erscheint die BVB-Abstinenz unverständlich.

Umso mehr, da Borussia Dortmund seit fast 10 Jahren mit Electronic Arts kooperiert. Marco Reus zierte die FIFA 17-Packung – und seit 2018 gilt EA Sports nach kurzzeitiger Unterbrechung wieder als „offizieller Videospielpartner“ des BVB. Mehr noch: Electronic Arts ist mit FIFA 23 sogar „ChampionPartner“ und damit einer der wichtigsten Sponsoren – neben Signal Iduna, Comdirect und Bwin.

Doch was heißt das in der Praxis? Der Klub und der Spielehersteller entwickeln gemeinsame Marketing-Aktivitäten – etwa YouTube-Videos, in denen besagte FIFA 23-Ratings von BVB-Profis durchdekliniert werden. Erst vor wenigen Tagen hat der BVB außerdem eine „FIFA 23 Release Show“ auf dem vereinseigenen YouTube-Kanal veröffentlicht, moderiert von Jude Bellingham.

Ergänzend finden regelmäßig Events in der BVB-Fanwelt am Signal-Iduna-Park oder in der EA-Sports-Loge statt, zuletzt beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Im Vorgriff auf die kommende Saison – in der die Marke FIFA durch EA Sports FC abgelöst wird – ist in der BVB-Geschäftsstelle außerdem ein eigenes „eFootball-Studio“ entstanden.

Doch an der Virtual Bundesliga will sich der BVB nicht beteiligen – bislang zumindest. Auf GamesWirtschaft-Anfrage liefern die Schwarz-Gelben eine Begründung für die verblüffende Zurückhaltung.

Demnach habe man sich in Dortmund „bewusst dafür entschieden, beim Thema eFootball einen eigenen Weg zu gehen“. Mit eFootball ist im Übrigen nicht das gleichnamige Konami-Spiel gemeint – stattdessen wird damit liga-weit der Begriff „E-Sport“ umschifft, in bewusster Abgrenzung zu Counter-Strike oder League of Legends.

Der E-Sport hat beim BVB keine strategische Relevanz, sondern ist in erster Linie als (Zitat) „Unterhaltungsformat“ konzipiert – mit dem erklärten Ziel, einen neuen Kanal „für jüngere BVB-Fans und Gaming-affine Zielgruppen aufzubauen“.

Dazu gehören auch Twitch-Livestreams und -Watchparties von Spielen der BVB-Frauen- und Jugendmannschaften. „Wir wollen so die Nähe zum ‚physischen‘ Fußball“ behalten“, heißt es seitens des BVB. „Eine direkte VBL-Teilnahme schien uns vor dem Hintergrund dieses Vorgehens verfrüht. Auch in dieser Saison geht der BVB seinen eingeschlagenen Weg weiter und wird in 22/23 keine VBL spielen.“ Dennoch verfolge man die Entwicklung des Wettbewerbs „mit viel Interesse“.

Ob der BVB zur Virtual Bundesliga 2023/24 antritt, ist noch offen. Klar ist aber eines: Anders als Erzrivale Schalke 04 gibt es abseits von FIFA beziehungsweise EA Sports FC keine darüber hinausgehenden E-Sport-Pläne bei der Borussia. Es bleibe dabei, „dass E-Sport beim BVB weiterhin nur eFootball bedeuten wird.“